Verhaltenstherapie
KAUFSUCHT ERKENNEN UND STOPPEN: DAS HILFT WIRKLICH
Seite 1/1 2 Minuten
Zwei Klicks hier, schnell die Karte gezückt da – und zu Hause stapeln sich Kartons, Tüten und Dinge, die man gar nicht braucht. Mehr als fünf Prozent der Deutschen zeigen Anzeichen einer Kaufsucht, schätzen Forschende.
Das exzessive Kaufverhalten bleibt oft lange unbemerkt – bis die psychische Belastung durch Konsum nicht mehr ignoriert werden kann.
Ab wann wird Kaufen problematisch?
Patrick Trotzke, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Kölner Charlotte Fresenius Hochschule, definiert Kaufsucht folgedermaßen: Von Kaufsucht spreche man,
„wenn ein starker innerer Drang besteht, das Verhalten auszuführen.“
Die Betroffenen haben keine Kontrolle mehr ĂĽber Beginn und Beendigung ihres Verhaltens. Das exzessive Kaufverhalten fĂĽhrt oft zu schwerwiegenden Konsequenzen.
Sie können ihren Konsum nicht stoppen, obwohl bereits psychische Belastungen durch Konsum wie Überschuldung oder familiäre Konflikte eingetreten sind.
Exzessives Kaufverhalten als Störung
Zwar haben Betroffene somit eine bestimmte Symptomatik; eine „Kauf-Shopping-Störung“, so nennt es etwa die Hannoveraner Professorin Astrid Müller, ist aber bislang nicht als eigenständige Erkrankung in psychiatrischen Diagnosesystemen anerkannt.
Die Kaufsucht wird jedoch unter „anderen spezifischen Impulskontrollstörungen“ geführt.
Das bedeutet: Eine Therapie bei Kaufsucht kann unter Umständen von der Krankenkasse übernommen werden.
So geht's auch ohne exzessiven Konsum:
Therapie bei Kaufsucht: Wo gibt es Hilfe?
Viele Menschen mit Kaufsucht und exzessivem Kaufverhalten warten jahrelang, bis sie sich Hilfe suchen – häufig dann, wenn die psychische Belastung durch Konsum kaum noch auszuhalten ist. Eine Spirale, in der der Leidensdruck immer größer wird.
Eine erste Anlaufstelle für eine Therapie bei Kaufsucht können Beratungsstellen der Suchthilfe sein. In der Regel empfehlen Experten eine Psychotherapie – besonders eine kognitive Verhaltenstherapie.
Diese Form der Therapie bei Kaufsucht kann als Einzel- oder Gruppentherapie durchgeführt werden. Dabei geht es darum, die Auslöser für das exzessive Kaufverhalten zu erkennen und passende Bewältigungsstrategien zu lernen.
Psychische Belastung durch Konsum erkennen und bewältigen
Hat Kaufen etwa die Funktion einer Belohnung, kann man Alternativen finden. „Das ist oftmals ein schwieriger Prozess“, so Astrid Müller. Denn es geht darum, etwas zu entdecken, das ähnliche Hochgefühle wie die Kaufsucht verschafft – ohne neue psychische Belastung durch Konsum.
Was ein „sinnvolles Kaufverhalten“ ist, sei schwer zu definieren, sagt Müller. Sie rät dazu, eine Übersicht über Ein- und Ausgaben zu erstellen.
Vor allem im Rahmen einer Therapie bei Kaufsucht kann es helfen, sich bei jedem Kauf zu fragen: Was war das Motiv dafĂĽr?
Tipps gegen exzessives Kaufverhalten
Oft werden zur Selbstdisziplin Maßnahmen empfohlen: mit Bargeld statt Karte zahlen, Shopping-Apps löschen, vor größeren Käufen 24 Stunden nachdenken – all das kann exzessives Kaufverhalten eindämmen.
Wichtig ist jedoch, eine eigene innere Motivation zur Änderung aufzubauen – der Schlüssel zum erfolgreichen Umgang mit Kaufsucht und psychischer Belastung durch Konsum.
Quelle: dpa