Mann schlÀft, wÀhrend Frau hellwach im Bett sitzt© Viacheslav Peretiatko / iStock / Getty Images Plus
Auch bei Schlafproblemen gibt es Geschlechterunterschiede. Was Paaren zu einer besseren Nachtruhe verhilft.

Geschlechterunterschiede

ZUSAMMEN SCHLÄFT'S SICH SCHLECHT? WAS PAAREN HILFT

Neben dem Menschen aufwachen, den man liebt: So schön das auch ist – erholsam ist gemeinsames Schlafen nicht immer. Eine Expertin ĂŒber Geschlechterunterschiede und den Vorteil von separaten Matratzen.

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Mitten in der Nacht hellwach, weil es auf der anderen HĂ€lfte des Bettes sĂ€gt, röchelt und röhrt – das kommt Ihnen bekannt vor? 

Auch wenn es ein schwacher Trost ist: Sie sind damit nicht allein – vor allem dann nicht, wenn Sie weiblich sind. Die Schlafmedizinerin Prof. Kneginja Richter stellt immer wieder fest, dass es ĂŒberwiegend Frauen sind, die bei Problemen mit der gemeinsamen Nachtruhe bei ihr Rat suchen.

Schlafprobleme unterscheiden sich bei MĂ€nnern und Frauen

ChefĂ€rztin der CuraMed-Tagesklinik in NĂŒrnberg erklĂ€rt: „Sie (Frauen) schlafen zwar gerne im Ehebett, haben aber Schwierigkeiten, weil der Partner schnarcht oder sich viel bewegt.“ Am nĂ€chsten Morgen sind bei Betroffenen oft Augenringe, ausgiebiges GĂ€hnen und TrĂ€gheit angesagt:

Der Schlaf war nicht tief genug, die notwendige Erholung fehlt. 

All das lĂ€sst sich erklĂ€ren: Studien zeigen nĂ€mlich, dass das Geschlecht einen wesentlichen Einfluss auf die Art und HĂ€ufigkeit von Schlafproblemen nimmt. Frauen sind demnach leichter weckbar. Sie reagieren empfindlicher auf GerĂ€usche – in Lebensphasen wie PubertĂ€t, Schwangerschaft, Mutterschaft oder den Wechseljahren umso mehr. Grund dafĂŒr sind die hormonellen Umstellungen, wie Kneginja Richter erklĂ€rt. 

MĂ€nner hingegen sind hĂ€ufiger als Frauen von obstruktiver Schlafapnoe, also nĂ€chtlichen Atemaussetzern, und Schnarchen betroffen. ZurĂŒckfĂŒhren lĂ€sst sich das der Expertin zufolge auf anatomische Merkmale: MĂ€nner haben oft einen grĂ¶ĂŸeren Halsumfang und mehr viszerales Bauchfett – also Fett, das tief im Bauchraum und zwischen den Organen sitzt.

Einer schnarcht, eine liegt genervt daneben – klingt erst einmal nach einer unheilvollen Kombination. Kneginja Richter verweist allerdings auf Studien, wonach sich Frauen im gemeinsamen Bett wohler fĂŒhlen, obwohl sie dort schlechter schlafen. „Das klingt erstmal ziemlich paradox.“ 

Kuschelhormon lÀsst Schnarchen verschmerzen

Eine mögliche ErklĂ€rung dafĂŒr liegt im sogenannten Kuschelhormon Oxytocin. Dieser Botenstoff wird in der REM-Schlafphase – dem sogenannten Traumschlaf – freigesetzt, bei vertrautem Körperkontakt umso stĂ€rker. Bei Paaren mit einer guten Bindung zeigt sich sogar, dass sich ihre REM-Schlafphasen synchronisieren.

„Das ist wahrscheinlich der Grund, warum Frauen, obwohl sie objektiv schlechter schlafen, dennoch das Schnarchen aushalten und gemeinsam im Bett schlafen wollen“, sagt Richter, die Sprecherin des wissenschaftlichen Komitees der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) ist. 

Abstand – aka ein XXL-Bett – kann helfen

Doch das Kuschelhormon kann lĂ€ngst nicht jeden Schlaffrust ausgleichen. Wenn einer das BedĂŒrfnis hat, das Problem anzupacken – was lohnt sich auszuprobieren? „Die kostengĂŒnstige Variante wĂ€re, mit Ohrstöpseln zu schlafen, wenn der Partner schnarcht“, sagt Kneginja Richter.

Und: Nach Möglichkeit frĂŒher als der Störenfried ins Bett gehen und einschlafen. 

NĂ€chste Eskalationsstufe wĂ€re, in ein neues Bett zu investieren „und zwar in XXL-GrĂ¶ĂŸe, also eine Breite von 2 oder 2,20 Metern. Dann hat jeder seine Sicherheitszone.“ Und: Das GesĂ€ge findet nicht so nah an den eigenen Ohren statt. Am besten entscheiden sich Paare dann fĂŒr getrennte Matratzen anstatt fĂŒr eine große. WĂ€lzt und bewegt sich der eine, bekommt der andere weniger mit.

Oder doch lieber getrennt schlafen?

Es kann aber passieren, dass dieser Abstand nicht ausreicht, um die Situation zu verbessern. Dann hilft mindestens eine Wand zwischen den Schlafenden – also: getrennte Orte fĂŒr die Nachtruhe. Ein Schritt, vor dem viele Paare Scheu haben, wie Kneginja Richter erlebt:

„Getrennte Betten werden oft mit Beziehungsproblemen assoziiert.“

Dabei können sie genau das Gegenteil bewirken und SchlafqualitĂ€t, Wohlbefinden und auch die Zufriedenheit mit der SexualitĂ€t verbessern – und damit positiv auf die Partnerschaft wirken.

Quelle: dpa

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