3D-Illustration: Mikrobiota im Darm © Oleksandra Troian / iStock / Getty Images Plus
Selbst eine mild verlaufene Corona-Infektion kann das Darmmikrobiom nachhaltig schädigen.

Long-COVID

CORONA KANN DARMMIKROBIOM NACHHALTIG STÖREN

Es beeinflusst unseren Körper auf vielfältige Weise: das Darmmikrobiom. Eine neue Analyse aus den USA zeigt, dass bereits eine mild verlaufende COVID-19-Infektion das Darmmikrobiom nachhaltig destabilisieren kann. So kann sich eine Long-COVID-Symptomatik etablieren.

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Die Forschung arbeitet unterschiedlichste Charakteristika und Folgen auf, die durch eine Infektion mit SARS-CoV-2 entstehen. Beispielsweise beschäftigen sich Forschende mit langanhaltenden Problemen, die auch bei akuten, milden Krankheitsverläufen auftreten.

Das Hauptaugenmerkt einer im Fachjournal ‚mBIO‘ vorgelegten Analyse liegt auf dem durch eine SARS-CoV-2-Infektion indirekt geschädigten Darmmikrobiom. Demnach verändert sich das Mikrobiom selbst bei leichten Verläufen durch die Omikron-Variante langfristig.

Die Wirkung von Corona auf das Darmmikrobiom

Eine aktuelle Arbeit Forschender um Dr. Vaibhab Upadhyay von der University of California in San Francisco beschäftigt sich mit einer Längsschnittstudie. Sie werteten die Krankheitsverläufe von sechs Männern und zwölf Frauen im Alter von 19 bis 71 Jahren aus. Bei 14 von ihnen handelte es sich um ambulant behandelte SARS-CoV-2-positive Personen. Die anderen vier waren Kontrollpersonen.

Die Forschenden entnahmen über den gesamten Testzeitraum hinweg insgesamt 53 Stuhlproben der 18 Proband*innen, die sie anschließend analysierten. Im Vergleich zu den Kontrollpersonen wiesen die an COVID-19 erkrankten Proband*innen sichtbare Störungen der Darmmikrobiotika auf. Diese erkennbaren Veränderungen zeigten sich den gesamten Testzeitraum von bis zu 154 Tagen – entweder stabil, oder sie nahmen zu oder schwankten deutlich.

Tiermodell bestätigt Datenlage

Um Störfaktoren bei den menschlichen Untersuchungen auszuschließen, entschied sich das Forschungsteam dazu, die Darmmikrobiome von kontrolliert infizierten Mäusen zu untersuchen. Die Forschenden konnten nachweisen, dass SARS-CoV-2 auch die Darmfloren der Mäuse schädigte. Die Schäden waren variantenunabhängig: Es zeigte sich, dass sich der Effekt auf das Darmmikrobiom auch bei neueren SARS-CoV-2-Varianten nicht signifikant abmilderte.

Die Wissenschaftler*innen machen zelluläre wie molekulare Mechanismen für die Veränderung verantwortlich. Die genaue Ursache für Störungen des Darmmikrobioms steht noch aus. Die Forschenden vermuten Effekte auf Immun- oder Epithelzellen des Wirts als ursächlich für die Veränderungen. Der Effekt auf das Mikrobiom wäre dann ein Folgeschaden. Diese Art von Schädigung kann auch dann eintreten, wenn die Lunge als primäres Infektionsorgan nur leicht betroffen ist.

COVID-19 stört essenziellen Bakterienstamm

Als hingegen gesichert gilt, dass das Mikrobiom leidet, weil das Darmbakterium Akkermansia muciniphila verarmt. Dieses scheint essenziell für den Erhalt der Darmbarriere zu sein. Denn auch bei Patient*innen mit anderen Erkrankungen wurde beobachtet, dass sie eine geringere Menge des Bakteriums bewirten als gesunde Menschen: etwa Personen mit Typ-2-Diabetes, Adipositas oder Colitis ulcerosa.

Die Forschenden vermuten, dass die geringe Anwesenheit des Bakteriums zu einer erhöhten Permeabilität der Darmbarriere führt. In der Folge können vermehrt Entzündungsfaktoren ins Blutplasma gelangen.

Eine weitere klinische Studie konnte zeigen, dass auch bei Kindern mit Asthma im Vergleich weniger Bakterien gefunden wurde. Bei Zugabe von A. muciniphila besserten sich die Entzündung und die Leberfunktion.

Quellen:

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/langanhaltende-stoerung-des-darmmikrobioms-moeglich-140600/

James C. Alwine et al.: „A Critical Analysis of the Evidence for the SARS-CoV-2 Origin Hypotheses", mBio, 28. März 2023. https://journals.asm.org/doi/10.1128/mbio.00583-23#con1 

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