Neuer Schnelltest
GRIPPE: FRĂśHERKENNUNG DANK KAUGUMMI
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Aus der Zeit der Corona-Pandemie wissen wir: Selbsttests schützen uns und andere Menschen. Vor allem vulnerable Bevölkerungsgruppen wie Senior*innen, Menschen mit Grunderkrankungen oder Immunschwäche profitieren von einem sozialen Umgang mit Virusinfektionen. Und damit auch von Tests zur Früherkennung von Grippe. In der letzten Saison haben sich sogenannte Vierfach-Schnelltests etabliert: Mit ihnen konnte man sich nicht nur auf SARS-CoV-2 in den eigenen vier Wänden testen, sondern auch auf Influenza (A/B) und RSV.
Doch nicht jedermann oder jederfrau ist es angenehm, sich mit einem Wattestäbchen in der Nase zu bohren – von Kindern ganz abgesehen. Dabei wäre die Grippe Früherkennung sinnvoll, um zu vermeiden, dass sich das Virus schnell ausbreitet. Ein niedrigschwelliges Diagnostikum für Influenza – wie ein Kaugummi – könnte auch nach Ende der Corona-Pandemie dazu beitragen, dass sich Menschen häufiger auf Grippe und andere Viren testen.
Mit Kaugummi und Geschmack dem Virus auf der Spur: Grippe-FrĂĽherkennung
Infektiöse Bestandteile finden sich nicht nur im Blut oder Nasensekret. Auch mit dem Speichel könnte die Grippe-Früherkennung gelingen. Doch anders als vielleicht gedacht nicht mit einem Stäbchen, sondern mit einem Kaugummi.
Die Art, wie die Influenza-Diagnose gestellt wird, ist ebenfalls smart: Wer den Kaugummi kaut und etwas schmeckt, ist mit dem Influenza-Virus infiziert. Wer nichts schmeckt, nicht. Wie gelingt diese Form der Grippe-FrĂĽherkennung?
Um ein neu gebildetes Virus-Partikel von seiner Wirtszelle zu trennen, damit es neue Zellen infizieren kann, benötigen Grippe-Viren Neuraminidase. Das Enzym spaltet Sialinsäure von Glykoproteinen ab, wodurch sich das Virus-Partikel abspaltet. In der Influenza-Therapie ist die Neuraminidase bereits ein bekanntes Target, doch zur Früherkennung von Grippe wird die Struktur noch nicht genutzt. Diesen Gedanken verpackten Forschende nun in ein Kaugummi.
Influenza-Diagnose dank Technik
Forschende um Martina Raschig und Dr. Lorenz Meinel, Professor für pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Uni Würzburg, entwickelten für ihren Kaugummi zur Grippe-Früherkennung ein spezielles Molekül. Hierfür wurde Sialinsäure an ein Thymol-Molekül gekoppelt. Die Bindung zwischen diesen beiden kann nur durch das Grippe-spezifische Enzym Neuraminidase gespalten werden.
Ist das Enzym durch eine Influenza-Infektion anwesend, wird Sialinsäure abgespalten und das freie Thymol macht sich durch einen frischen Thymian-Geschmack im Mund bemerkbar – Diagnose: Influenza.
Liegt keine Infektion vor, schmecken Anwender*innen auch nichts beim Kauen des Kaugummis. Denn die Bindung bleibt intakt.
Galenik variabel: Kaugummi oder Lutscher?
Die Forschenden könnten sich sowohl einen Kaugummi als auch einen Lutscher zur Grippe-Früherkennung vorstellen. Auch im Geschmack sei man variabel, hieß es in einer Pressemitteilung: Salzig, süß, bitter – alles möglich. Ebenso sei das Diagnose-Tool nicht nur für Influenza, sondern auch für andere Krankheitserreger nutzbar.
Kauen wir also im Winter alle bald ständig Kaugummi? Vielleicht. Doch bis zum Prototyp zur Grippe-Früherkennung gehen voraussichtlich noch vier Jahre ins Land. Die Gruppe arbeitet aber bereits mit dem Start-up Flare-on Biotech an der Entwicklung des Kaugummis.
Quelle: Pharmazeutische Zeitung












