Hund © joern_gebhardt / stock.adobe.com
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Tiere in der Apotheke

BEKOMMEN HUNDE SCHNUPFEN?

Beim Hund ist – im Gegensatz zum Menschen – der klassische, harmlose Schnupfen als Folge einer viralen oder bakteriellen Infektion der Nasenschleimhaut nicht bekannt. Oft ist Nasenausfluss das Leitsymptom einer ernsthaften Erkrankung.

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Erkrankungen der Nase verursachen in erster Linie Nasenausfluss sowie Niesen, schnarchende Geräusche und zum Teil auch eine Deformation des Gesichts. Darüber hinaus können Symptome einer systemischen Krankheit, wie Appetitlosigkeit, Schwäche und Gewichtsreduktion, auftreten. In den meisten Fällen sind es Krankheiten der Nasen- und Nasennebenhöhlen, wenn ein Hund unter Nasenausfluss leidet. Weitere Auslöser können aber auch Infektionen der unteren Atemwege, wie zum Beispiel oronasale Defekte, eine bakterielle Pneumonie, Tracheobronchitis, Bluthochdruck oder Tumoren sein.

Nasenausfluss kann sich unterschiedlich darstellen Daher ist eine sorgfältige Differenzialdiagnostik erforderlich, um die Primärerkrankung nachzuweisen. Dafür wird zunächst die Konsistenz des Nasenausflusses bestimmt, wobei zwischen serösem, mukopurulentem mit oder ohne Blutbeimengung oder rein blutigem Nasenausfluss differenziert wird. Seröser Nasenausfluss kann physiologisch sein, aber auch auf eine Virusinfektion hindeuten sowie ein möglicher Vorläufer von mukopurulentem Nasenausfluss sein. Dieser ist gelblich-grün, dickflüssig und fadenziehend. Er weist auf einen entzündlichen Prozess hin.

Mögliche Ursachen sind Infektionserreger, Fremdkörper, Neoplasien, Polypen und Allergien. Treten gleichzeitig Symptome einer Erkrankung der unteren Atemwege auf, wie Husten und Dyspnoe, muss entsprechend der Fokus auf die Untersuchung des unteren Respirationstraktes gerichtet werden. Blutbeimengungen können stets vorhanden sein, wobei berücksichtigt werden muss, dass länger anhaltender blutiger Ausfluss Folge eines Tumors oder einer Mykose sein kann. Rein blutiger Ausfluss kann sich aufgrund von Traumata, Neoplasien, Bluthochdruck und Gerinnungsstörungen (z. B. durch eine Cumarinvergiftung oder eine Ehrlichien-Infektion) entwickeln.

Eine kurzfristige Blutung kann durch einen eingedrungenen Fremdkörper in die Nase oder heftiges Niesen ausgelöst werden. Bei blutigem Ausfluss und gleichzeitigen Blutungen (Petechien) in andere Schleimhäute, in der Haut, im Augenhintergrund oder Blut im Kot und Urin liegt wahrscheinlich eine Gerinnungsstörung vor. Blutiger Kot kann auch die Folge des Abschluckens von Blut aus der Nasenhöhle sein.

Differenzialdiagnostik bei Nasenausfluss Es muss geklärt werden, ob die Symptome akut oder chronisch und ein- oder beidseitig sind. Akuter Nasenausfluss kann durch Fremdkörper oder Virusinfektionen hervorgerufen werden. In chronischen Fällen, beispielsweise durch Mykosen oder Tumoren, ist das Allgemeinbefinden der Tiere bereits deutlich gestört. Systemische Erkrankungen und Infektionskrankheiten verursachen in der Regel beidseitigen Nasenausfluss, ebenso das Einatmen reizender Aerosole. Fremdkörper, Polypen, Zahnwurzelabszesse äußernd sich dagegen durch einseitigen Ausfluss. Bei Neoplasien kann der Ausfluss zunächst einseitig sein, nach der Zerstörung der Nasenscheidewand wird jedoch oft bilateraler Ausfluss bemerkt.

Nasale Neoplasien sind meistens maligne. Die Diagnose wird anhand einer tiefen Biopsie des Tumorgewebes gestellt. Die mediane Überlebenszeit beträgt bei einer palliativen Therapie nur fünf Monate. Dies zeigt umso mehr die Bedeutung einer adäquaten Diagnostik. Leidet ein Vierbeiner unter Nasenausfluss, muss stets der komplette Kopf hinsichtlich Symmetrie des Gesichts beurteilt werden, ebenso Augen, Zähne, Zahnfleisch und die Mandibularlymphknoten. Besteht eine Deformation, kann dies durch Zubildungen in der Nasenhöhle bedingt sein. Schmerzen der Nasenknochen weisen auf eine Aspergil- lose hin, während Gingivitis, Zahnstein, lockere Zähne und Eiter am Zahnfleischrand durch Fistelbildung oder Zahnwurzelabszesse entstehen und mit einseitigem Nasenausfluss einhergehen können.

Die allgemeine diagnostische Vorgehensweise bei Hunden (und auch Katzen) mit chronischem, ein- oder beidseitigem serösen, eitrigen und/oder blutigen Nasenausfluss beinhaltet neben der sorgfältigen Anamnese und klinischen Untersuchung auch weiterführende Maßnahmen wie eine Röntgenaufnahme des Thorax und die Bestimmung des Aspergillus-Titers. Bei einer Blutbeimengung im Nasenausfluss erfolgen eine Beurteilung des Blutbildes, der Gerinnungszeiten und die Messung des arteriellen Blutdrucks. Auch der Nachweis des von-Willebrand-Faktors (Blutgerinnungsfaktor) ist von Bedeutung. Im weiteren Verlauf werden Röntgenaufnahmen der Nase, der Zähne oder eine Computertomografie durchgeführt sowie eine Rhinoskopie und ein tiefer Nasenabstrich. Weitere Maßnahmen sind die Entnahme von Biopsien und histopathologische Untersuchungen der Nasenschleimhaut.

Wenn Hunde niesen Bei nahezu allen Krankheiten, die mit Nasenausfluss einhergehen, kann auch Niesen beobachtet werden. Gelegentliches Niesen ist ein Schutzreflex zur Entfernung reizender Substanzen aus der Nasenhöhle und daher physiologisch, während ständiges und anfallsartiges Niesen pathologisch ist und zum Beispiel durch Fremdkörper oder akute Infektionen der oberen Atemwege verursacht werden kann. Bei Hunden ist eine Episode von akuten Niesanfällen zusammen mit Nasenausfluss charakteristisch für einen intranasalen Fremdkörper. Fremdkörper wie Getreidegrannen können unter anderem durch Wühlen in der Erde oder beim Laufen auf der Wiese aufgenommen werden und in die Nasenhöhle eindringen.

Typisch für Hunde mit einem Fremdkörper in der Nase ist das Reiben der Nase am Boden oder das Berühren mit den Pfoten. Hinzu kommt ein einseitiger, anfangs seröser, später mukopurulenter Nasenausfluss. Fremdkörper, die in den hinteren Rachenraum eingedrungen sind, können außerdem Würgen und Erbrechen verursachen. Bei akuten Niesattacken sollte rasch eine Rhinoskopie durchgeführt werden, um zu vermeiden, dass der Fremdkörper tiefer in die Nase eindringt, da dies die Diagnose und das Entfernen erschweren würde. Für Katzen gilt dagegen, dass Niesen hauptsächlich auf einer akuter viralen Infektion beruht, seltener auf Fremdkörpern, sodass hier zunächst keine Rhinoskopie erfolgen sollte.

Rückwärtsniesen Rückwärtsniesen ist bei Hunden relativ häufig. Kleine und brachyzephale Rassen wie Möpse sind dafür besonders anfällig. Rückwärtsniesen kommt ganz plötzlich und unerwartet und wird durch eine Irritation des Nasopharynx hervorgerufen. Dabei wird die Luft schnell und geräuschvoll durch die Nase eingesogen. Häufige Auslöser sind Aufregung, ein eng sitzendes Halsband, Wasseraufnahme, Pollen, Parfüm, Haushaltsreiniger oder eine Temperaturänderung.

Diese Anfälle dauern nur kurz und beeinträchtigen die Atmung nicht stark. Für viele Besitzer kommt dieses Niesen überraschend, und sie haben Angst, dass ihr Hund ersticken könnte beziehungsweise einen Asthmaanfall hat. In der Regel ist es nicht erforderlich, etwas gegen das Rückwärtsniesen zu unternehmen. Dennoch ist es sinnvoll, die Auslöser zu kennen und wenn möglich zu vermeiden. Wird ein immer wiederkehrendes Rückwärtsniesen beobachtet, kann es chronisch werden, sodass eine Abklärung grundsätzlich zu empfehlen ist.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/19 ab Seite 134.

Dr. Astrid Heinl, Tierärztin

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