Freddy Mercury © Queen Productions Ltd.
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Krankheiten berühmter Persönlichkeiten

WENN LIEBE TÖTET

Dass Zuneigung oder Sex umbringen können, will niemand wahrhaben. Ein Schock für die Musikwelt war deshalb der für viele plötzliche Tod des Sängers und Frontman der britischen Rockgruppe Queen, Freddie Mercury.

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Als Farrokh Bulsara, besser bekannt als Freddie Mercury, am 24. November 1991 im Alter von nur 45 Jahren an einer Lungenentzündung starb, ging ein Aufschrei durch seine Fangemeinde. Millionen Menschen in aller Welt trauerten um ihn. Nur einen Tag vorher hatte er seine ihm lange bekannte Erkrankung öffentlich bekanntgegeben: HIV-positiv, AIDS.

„Nachdem ich die gewaltigen Spekulationen der Presse in den letzten zwei Wochen verfolgt habe, möchte ich hiermit bestätigen, dass ich positiv auf HIV getestet wurde und AIDS habe“, hieß es in dieser Pressemitteilung. Und dass nun die Zeit gekommen sei, „meinen Freunden und Fans auf der ganzen Welt die Wahrheit zu sagen, und ich hoffe, dass jeder meinen Ärzten und all jenen weltweit, im Kampf gegen diese schreckliche Krankheit beisteht.“

Mehr als vier Jahre – vermutet wird seit dem Frühjahr 1987 – wusste er selbst von der Diagnose, hielt sie aber geheim. So wie es auch heute noch viele HIV-Positiv-Getestete tun. Selbst der engste private Kreis wusste lange nichts, weder die Eltern, Freunde, noch die anderen Bandmitglieder der Rockgruppe Queen. Letztere sollen erst im Januar 1991 die ganze Wahrheit über seinen Gesundheitszustand erfahren haben.

Weltweiter Aufschrei Zwar waren mit dem Schauspieler Rock Hudson , dem Fotografen Robert Maplethorpe (1986) und dem Künstler Keith Haring (1990) schon andere Prominente vor Mercury an AIDS gestorben und es folgten ihm andere wie der Tänzer Rudolf Nurejew (1993), der Tennisspieler Arthur Ashe (1993) und der Fotograf Herb Ritts (2002) nach. Doch niemandes Tod bescherte dem Thema AIDS, dieser mit Entdeckung des Humanen Immundefizienz-Virus in den 1980er-Jahren „plötzlich aufgetauchten“ Krankheit, eine solch große Aufmerksamkeit wie der des vor mittlerweile über 23 Jahren gestorbenen Sängers von Queen.

Im indischen Internat Geboren wurde Farrokh Bulsara am 5. September 1946 auf Sansibar, einem Teil des heutigen Tansanias in Ostafrika. Seinen leiblichen Namen verdankte er seiner indischen Familie – seine Mutter hieß Jer, sein Vater, ein britischer Regierungsangestellter, Bomi Bulsara. Mit acht Jahren wurde Farrokh nach Indien auf das englische Internat St. Peter‘s School in Panchgani, das etwa 250 Kilometer von der indischen Metropole Mumbai (bis 1996 Bombay genannt) entfernt liegt, geschickt. Dort im Internat wurde aus Farrokh der Spitzname Freddie, den er sein ganzes Leben lang weitertrug.

»Selbst der engste private Kreis wusste lange nichts, weder die Eltern, Freunde, noch die anderen Bandmitglieder.«

Sein außerordentliches Musiktalent entging dem Internatsdirektor nicht. Er förderte Freddie und empfahl den Eltern, ihm Klavierunterricht geben zu lassen. Ebenfalls war Freddie Mitglied des Schülerchors, spielte im Schultheater und mit zwölf Jahren in einer ersten Band mit, den „The Hectics“. Eine explizite Stimmausbildung erhielt er allerdings zeitlebens nicht. Im Sommer 1963 kehrte Freddie zu seiner Familie nach Sansibar zurück, floh jedoch ein Jahr später in den Revolutionswirren (gewaltsame Revolution gegen den Sultan von Sansibar) mit den Eltern und der kleinen zwölfjährigen Schwester Kashmira nach London.

1964 bis 1966 beendete er seine Schulzeit im Isleworth Polytechnikum (heute West Thames College) in West-London mit einem A-Level- Certificate, was vergleichbar dem deutschen Abitur ist. Von 1966 bis 1969 war er Kunststudent am Ealing College of Art mit Abschluss Grafik-Design. Als Student ließ Freddie seiner Liebe zum Zeichnen und zur Mode freien Lauf, entwarf Männer-Kleidung, zeichnete Porträts seiner Vorbilder wie Jimi Hendrix, Elizabeth Taylor, Cliff Richard oder Paul McCartney.

Kometenhafter Aufstieg Durch seinen Studienkollegen Tim Staffell, der dort Bass spielte und sang, lernte Freddie Bulsara 1968 die Band „Smile“ kennen. Die Bandkollegen, der Gitarrist Brian May sowie der Schlagzeuger Roger Taylor, bildeten nach Auflösung von „Smile“ im April 1970 eine neue gemeinsame Band, genannt „Queen“. Noch im selben Jahr legte er sich seinen Künstlernamen „Mercury“ zu. Ein Jahr später stieß noch der Bassist John Deacon zur Band. Logo der Band, Bühnenkleidung und -programm sowie die meisten Songs stammen von Freddie Mercury. Er hatte ohne Zweifel den größten Anteil am Aufstieg seiner Band, die in den 1970erund 80er-Jahren von Erfolg zu Erfolg eilte.

Die im Oktober 1975 veröffentlichte Single „Bohemian Rhapsody“ belegte neun Wochen lang Platz eins der britischen Charts und war der erste Nummer-eins-Hit von Queen. „Radio Ga Ga“, „I want to break free“, „We will rock you“, „We are the champions” folgten – und viele ihrer Songs gehören heute gleichsam zum kollektiven Gedächtnis.

„Liebe ist für mich wie russisches Roulette“ In den frühen 1970er-Jahren lebte Mercury jahrelang mit der aus London stammenden Verkäuferin Mary Austin zusammen, teilte sich mit ihr als offizieller Lebenspartnerin auch eine Wohnung im Londoner Stadtteil West Kensington. Um die Jahreswende 1975/76 trennte sich Mercury in einem privaten Outing von ihr, bekannte sich allerdings nie offiziell zu seiner Homo- oder Bisexualität. Allerdings wird diese fortan nicht nur bei seinen Auftritten, sondern auch in vielen Video-Clips, mal offen, mal ironisch zur Schau gestellt.

Was folgte, war ein Leben in München, wo er häufig in der „Schwulenszene“ gesehen wurde, sowie in New York und ab 1985 wieder in London. Mercury soll den Ruhm Zeit seines Lebens ausgekostet haben, wozu außer Drogen (Kokain) und vielen Partys auch immer wechselnde Liebhaber zählten. Vielen galt er als Held, der den vielzitierten „Sex, Drugs & Rock`n Roll“ auslebte. Ob dies privat tatsächlich so stimmt, wird allerdings auch angezweifelt. Fakt ist: Von 1985 bis zu seinem Tod hatte er mit Jim Hutton einen festen Lebenspartner. Und er blieb bis zu seinem Lebensende mit Mary Austin eng befreundet, bestimmte sie 1991 sogar zur Erbin eines Großteils seines Vermögens.

„The show must go on“ Der einst als schüchtern dargestellte Junge von der Tropeninsel Sansibar im Indischen Ozean hat es geschafft, ein Mythos zu werden. Er gilt als einer der bedeutendsten Rocksänger des 20. Jahrhunderts. Von der Musikzeitschrift Rolling Stones wurde er sogar auf den 18. Platz der besten Sänger aller Zeiten gewählt. Er sah es bis zuletzt als seine Aufgabe an, Menschen durch Musik glücklich zu machen, mit seinem Talent, seiner Stimme, seiner Phantasie und seinem Entertainment. Noch immer ist die Fangemeinde groß und seine Songs werden im Radio immer und immer wieder gespielt.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 03/15 ab Seite 50.

Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin

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