Mikroskopische Darstellung eines Fadenwurms auf einer Petrischale© toeytoey2530 / iStock / Getty Images Plus
Eine Infektion mit dem Fadenwurm Wuchereria bancrofti erhöht das Risiko sich mit HIV anzustecken .

Doppelter Schutz

KEIN WURM, WENIGER HIV

Forschende haben herausgefunden, dass es eine kausale Verbindung zwischen einer Wurminfektion und HIV gibt. Es zeigte sich, dass die Beseitigung von Wuchereria bancrofti zu einem Rückgang der HIV-Neuinfektionen führt. Was bedeutet das für die Praxis?

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Bereits eine vergangene Kohortenstudie zeigte den Zusammenhang zwischen Wurminfektion und HIV. Damals entdeckte ein interdisziplinäres Team, dass eine Infektion mit dem Fadenwurm Wuchereria bancrofti das Risiko sich mit HIV anzustecken verdoppelte bis verdreifachte.

Im Rahmen eines Regierungsprogrammes wurden Teile der tansanischen Bevölkerung daraufhin konsequent mit Antihelminthika behandelt. Die zwirnartigen Fadenwürmer W. bancrofti besiedeln nach einer Infektion das Lymphsystem und lösen eine Lymphatische Filariose aus. Die Krankheit trägt auch den Namen Elephantiasis, da die Beine durch entstehende Lymphödeme extrem anschwellen können. Eine Anschlussstudie sollte den Zusammenhang zwischen der Bekämpfung der Wurminfektion und HIV Infektionen im Umkehrschluss untersuchen.

Bekämpfung des Fadenwurms verändert HIV-Inzidenz

Über 1000 Proband*innen wurden für die neue Studie auf eine Wurminfektion und HIV getestet und in drei Gruppen eingeteilt:

  • Fadenwurm-positiv,
  • Vom Fadenwurm W.bancrofti geheilt (d.h. positiv zwischen im Zeitraum der ersten Studie und negativ ab der Folgestudie)
  •  Fadenwurm-negativ.

Das Forschungsteam verglich im Anschluss die HIV-Inzidenz der Proband*innen in den unterschiedlichen Gruppen für die zwei Untersuchungszeiträume (d.h. während der ersten und der Anschlussstudie).

Was war nochmal Inzidenz?
Die Inzidenz ist eine statistische Größe, die häufig in medizinischen Studien zu lesen ist. Die Inzidenz beschreibt die Zahl der Neuinfektionen innerhalb einer Personengruppe in einem bestimmten Zeitraum.

Es zeigte sich, dass in der Gruppe mit Wurminfektionen doppelt so häufig HIV-Neuinfektionen auftraten wie in der Fadenwurm-negativen Gruppe. Wohingegen sich das Risiko an HIV zu erkranken bei denen die nie eine Wurminfektion hatten und denen die sich während der zweiten Studie von der Infektion mit dem Fadenwurm erholt hatten nicht signifikant unterschied. Der Rückgang der HIV-Inzidenz der Proband*innengruppe mit ausgeheilter Fadenwurm-Infektion lag im Vergleich zum ersten Studienzeitraum bei signifikanten 60 Prozent. Die Vergleichsgruppe ohne Wurminfektion veränderte sich die HIV-Inzidenz nicht. Es lässt sich also mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen: Eine Wurminfektion und HIV-Risiko korrelieren miteinander.

Neue Ansätze der HIV-Bekämpfung?

Trotz Regierungsprogramm tritt die lymphatische Filariose noch häufig auf. Mit den neuen Erkenntnissen von Wurminfektion und HIV tritt die konsequente Behandlung und Eliminierung des Fadenwurms W.bancrofti noch stärker in den Vordergrund. Prof. Dr. med. Inge Kroidl vom Tropeninstitut des LMU Klinikums fasst es so zusammen: „Dies bestätigt die frühere Hypothese, dass es tatsächlich der Wurm W. bancrofti ist, der einen Einfluss auf die Höhe der HIV-Inzidenz hat und dass die Bekämpfung von W. bancrofti dazu beitragen kann, die HIV-Neuinfektionsrate zu senken.“

Weitere Untersuchungen sollen die immunologischen Prozesse untersuchen, die zur Korrelation von Wurminfektion und HIV beitragen. Diese Kenntnisse können auch dazu beitragen neue HIV-Kontrollstrategien zu entwickeln und wirksame Gesundheitsinitiativen zu planen. Co-Autor der Studie Prof. Dr. med. Achim Hörauf, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie am Universitätsklinikum Bonn erhofft sich daher viel von der Behandlung der lymphatischen Filariose: „Deshalb erforschen wir dieses Thema weiter und hoffen, in den nächsten Jahren von etlichen u.a. auch im DZIF entwickelten neuen Medikamenten gegen diese Infektion zumindest einige in die Zulassung zu bringen.“

Quelle: www.idw-online.de/de/news850567

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