Antibiotikaresistenzen
DAS CARBAPENEM-PROBLEM: MULTIRESISTENTE BAKTERIEN AUF DEM VORMARSCH
Seite 1/1 3 Minuten
Das Nationale Referenzzentrum für gramnegative Erreger in der Ruhr-Universität Bochum untersuchte in 2024 insgesamt rund 10000 Proben mit multiresistenten Bakterien aus Kliniken. Erschreckend viele dieser Keime sind auch gegen Carbapeneme, die als Reserveantibiotika zum Einsatz kommen, mittlerweile unempfindlich. Und: Der Anteil dieser Antibiotikaresistenzen steigt.
Weltweit kosten Antibiotikaresistenzen Millionen Menschen jedes Jahr das Leben. Neue Substanzen sind kaum in Sicht. Ein Problem sind sogenannte Carbapenemasen.
Multiresistente Bakterien bilden immer öfter Carbapenemasen
Das RKI berichtet, dass von den untersuchten multiresistenten Bakterien 43,9 Prozent Carbapenemasen bilden. Das sind Enzyme, die den Beta-Lactam-Ring der Carbepenem-Antibiotika spalten können und so zu Antibiotikaresistenzen führen.
Carbapeneme wie Imipenem, Meropenem und Ertapenem kommen als Reserveantibiotika zum Einsatz. Steigende Zahlen von multiresistenten Bakterien, denen auch die Carbapeneme nichts anhaben können, sind daher ein Grund zur Sorge. Der Anteil multiresistenter gramnegativer Bakterien, die Carbapenemasen bilden, betrug 2021 noch 31,1 Prozent.
Der Anteil multiresistenter Bakterien der Gattungen Escherichia coli oder Klebsiella pneumoniae, die Carbapenemasen herstellen können, liegt den neuen Zahlen zufolge sogar bei 60 Prozent. Das ist ein echtes Problem, denn Menschen, die an Infektionen mit diesen Keimen erkranken, kann man kaum noch wirksam helfen.
Antibiotikaresistenzen können zwischen Bakterien weitergegeben und ausgetauscht werden.
Das ist ein echtes Problem, denn Menschen, die an Infektionen mit diesen Keimen erkranken, kann man kaum noch wirksam helfen.
Gefahren der Antibiotika-Resistenz
Problem: Antibiotikaresistenzen bei gramnegativen Bakterien
Gramnegative Bakterien, also solche, die sich nach der Gram-Methode nur schlecht anfärben lassen, besitzen von Natur aus eine zusätzliche Lipidmembran, die sie gegen viele Antibiotika unempfindlich macht. Dazu zählen unter Umständen lebensgefährliche Problemkeime wie Klebsiellen, Pseudomonaden und Escherichia coli. Wenn zum natürlichen Schutz noch Antibiotikaresistenzen kommen, schwinden die Behandlungsoptionen noch weiter.
Multiresistente Bakterien verbreiten sich vor allem in Krankenhäusern, weshalb das RKI diese Infektionen genau im Blick behält. Sie sind meldepflichtig.
Das Referenzzentrum in Bochum bietet seit 2009 die Möglichkeit für Kliniken, Proben einzusenden. Wird im Krankenhauslabor eine Infektion mit multiresistenten Bakterien festgestellt, untersucht das Zentrum die Probe genauer, unter anderem auf Carbapenemasen.
Die Finanzierung läuft über das Bundesgesundheitsministerium. Allerdings bereitet den Forschenden Sorge, dass die Mittel zukünftig nicht ausreichen und die Gefahr durch multiresistente Bakterien weiter wächst. Dr. Niels Pfennigwerth vom Nationalen Referenzzentrum warnt, der Anstieg sei „real und nicht nur durch gestiegene Untersuchungszahlen begründet.“
Er rät dringend dazu, die Überwachung in Bezug auf Antibiotikaresistenzen und speziell Carbapenemasen zu intensivieren. Nur dann könne man den Überblick über die Entwicklungen behalten und geeignete Maßnahmen ergreifen.
Neue Antibiotika in Sicht?
Neue Antibiotika gegen multiresistente Bakterien sind nämlich kaum in Aussicht. Ihre Entwicklung ist für die Hersteller wirtschaftlich nicht attraktiv und sehr aufwendig.
Carbapenemasen finden sich aber mittlerweile sogar in unserer Nahrungskette. Es wird höchste Zeit für neue Ansätze gegen Antibiotikaresistenzen.
Quellen:
https://idw-online.de/de/news853483
https://www.dzif.de/de/projekt/entwicklung-von-corramycin-als-antibiotikum-gegen-gramnegative-bakterien
https://www.dzif.de/de/wenn-bakterien-resistenzgene-untereinander-austauschen
https://www.efsa.europa.eu/de/news/carbapenem-resistance-food-chain












