Antibiotikaresistenzen
BIOFILME: DESHALB GEHĂ–RT DER KITTEL NICHT IN DIE WASCHMASCHINE
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In der Studie ging es hauptsächlich um Klinikpersonal von britischen und US-amerikanischen Krankenhäusern. Denn dort ist es üblich, dass Pflegepersonal, Ärzt*innen und andere Mitarbeitende ihre Berufskleidung in handelsüblichen Waschmaschinen zu Hause waschen.
So könnten sie unwissentlich zur Verbreitung von Antibiotikaresistenzen beitragen. Und das trotz Hände- und Oberflächendesinfektion.
Denn Keime werden ausgeniest, ausgehustet, gelangen durch Schmierinfektion an Gegenstände, werden aufgewirbelt und verbreiten sich so durch die Luft. Auch solche, die eine Antibiotikaresistenz tragen.
Und so gelangen Bakterien an Kleidung. Zu Hause landet der kontaminierte Kittel im Wäschekorb mit zahlreichen anderen Wäschestücken und letztlich in der Waschmaschine. Hier finden Keime mit Antibiotikaresistenz leider nicht ihr Ende, lediglich Flecken und Gerüche werden (restlos) entfernt.
Bakterien an Kleidung ĂĽberleben den 60-Grad-Waschgang
Die Ergebnisse der Studie sind ernüchternd: Selbst bei 60 Grad in einem Standardwaschgang konnte die Wäsche nicht ausreichend desinfiziert und dekontaminiert werden. Die zuvor mit dem Darmkeim Enterococcus faecium verunreinigten Wäschestücke wurden nur bei vier der sechs Waschmaschinenmodellen ausreichend gereinigt. Beim Schnellwaschgang war es sogar nur jede zweite Maschine.
„Selbst wenn Mitarbeiter im Gesundheitswesen glauben, sie würden ihre Uniformen [wie vorgeschrieben] zehn Minuten lang bei 60 Grad Celsius desinfizieren, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das verwendete Gerät nicht die erwartete Leistung erbringt“, schreiben die Forschenden. Auch weitere Faktoren wie der Standort der Maschine oder die Wasserhärte, die die Waschleistung des Waschmittels beeinträchtigt, könnte die Bildung von Biofilmen in Waschmaschinen unterstützen und damit zu Antibiotikaresistenzen beitragen.
„Jeder resistente Keim, der überlebt, zählt.“
Entdeckung in der Trommel: Biofilme in Waschmaschinen
Jeder resistente Keim, der überlebt, zählt. Denn es werden nicht nur Bakterien an Kleidung nicht ausreichend entfernt, es entstehen auch nachweislich Biofilme in Waschmaschinen. In der Studie wurden beispielsweise Abstrichproben an den Gummidichtungen der Trommel oder am Waschmittelfach entnommen. Es fanden sich gleich mehrere Bakterienarten wie Mykobakterien, Pseudomonas- oder Acinetobacter-Arten.
Auch solche, die Antibiotikaresistenzen im Genom trugen, wie beispielsweise Staphylococcus aureus und Klebsiella pneumoniae. Diese Vertreter hatten zusätzlich eine Resistenz gegen Waschmittel entwickelt, was bestimmte Antibiotikaresistenzen erhöhte oder die Entstehung neuer Resistenzen förderte.
Seniorautorin Katie Laird von der De Montfort University in Leicester, berichtet:
„In einem bemerkenswerten Fall entwickelte ein zuvor antibiotikaempfindlicher Stamm von Staphylococcus aureus eine Antibiotikaresistenz und wurde praktisch zu MRSA, ohne jemals Antibiotika ausgesetzt gewesen zu sein.“
Kittel in der Klinik dämmt Antibiotikaresistenzen ein
Die neue Studie bewies also nicht nur eindrucksvoll, dass sich Bakterien in Kleidung mit Antibiotikaresistenzen nicht ausreichend mit Haushaltswaschmaschinen entfernen lassen, was deren Verbreitung fördert. Sondern sie liefert Hinweise darauf, dass der Waschvorgang zu Hause signifikant zur Entstehung von Antibiotikaresistenzen führt. Die Forschenden setzen sich daher für eine Überarbeitung der Waschrichtlinien ein, um Biofilme in Waschmaschinen zu vermeiden.
So könne man beispielsweise vorschreiben, Berufskleidung nur mit Programmen längerer Dauer und höherer Temperaturen zu waschen. Oder man wäscht die Wäsche direkt in der Klinik. In Deutschland ist dies übrigens standardmäßig der Fall.
Quellen:
https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/welche-keime-auch-nach-der-waesche-in-der-kleidung-bleiben/
​​​​​​​Caroline Cayrou,Katie Silver,Lucy Owen,Jake Dunlop,Katie Laird: "Domestic laundering of healthcare textiles: Disinfection efficacy and risks of antibiotic resistance transmission", PLOS One, 30. April 2025. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0321467