Frau sitzt in der Schneidersitz-Position und hat die Arme auf die Beine abgelegt.© RPMG srl /iStock / Getty Images Plus
Wer immer mal wieder - und ohne es zu ĂŒbertreiben - im Schneidersitz sitzt, tut seinem Körper durchaus Gutes.

Lotussitz

WIE GESUND IST DER SCHNEIDERSITZ? HALTUNG IM FAKTENCHECK

Ist der Schneidersitz gesund – oder eher eine Belastung fĂŒr RĂŒcken, Knie und HĂŒfte? Dieser Artikel beleuchtet, fĂŒr wen die Haltung empfehlenswert ist, welche Schneidersitz Nachteile es gibt und wie der Lotussitz im Vergleich abschneidet.

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Wissen Sie, warum der Schneidersitz so heißt, wie er heißt? TatsĂ€chlich sah so frĂŒher die typische Arbeitshaltung von Schneidern aus – mit ĂŒberkreuzten Beinen auf einem Tisch. So konnten sie vermeiden, dass die Stoffe in Kontakt mit dem staubigen Boden kommen.

Heutzutage ist der Sitz mit gekreuzten Beinen fĂŒr viele Position Nummer eins, wenn sie sich auf dem Boden niederlassen – ob beim Picknick im Park oder beim Spielen mit dem Kind. Doch ist der Schneidersitz gesund – oder bringt er mehr Schaden als Nutzen?

Eine Wohltat fĂŒrs HĂŒftgelenk

Wer immer mal wieder – und ohne es zu ĂŒbertreiben – im Schneidersitz sitzt, tut seinem Körper durchaus Gutes, so der OrthopĂ€de Martin Rinio, Ärztlicher Direktor der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Und zwar aus diesen GrĂŒnden:

  • Die Muskeln in HĂŒfte und Oberschenkeln werden dabei gedehnt – regelmĂ€ĂŸiges HĂŒftgelenk dehnen unterstĂŒtzt die Beweglichkeit.
  • Durch die Außenrotation der HĂŒfte werden die BĂ€nder rund um die HĂŒftgelenkkapsel gedehnt, sie weitet sich auf – das hilft der Knorpelgesundheit.

Doch nicht fĂŒr alle ist der Schneidersitz gesund – es gibt auch Schneidersitz Nachteile, ĂŒber die man Bescheid wissen sollte.

Frei von Nachteilen ist der Sitz mit gekreuzten Beinen nĂ€mlich nicht: Wir neigen dazu, dabei die Schultern nach vorne fallen zu lassen. Das ist ungĂŒnstig fĂŒr die WirbelsĂ€ule. OrthopĂ€de Rinio rĂ€t daher: Wer RĂŒckenprobleme hat, sollte lieber ganz auf den Schneidersitz verzichten.

Das gilt insbesondere fĂŒr alle, die Probleme mit einem Gleitwirbel haben. Dabei verlĂ€sst ein Wirbel seine normale Position innerhalb der WirbelsĂ€ule – eine Verschiebung, die sich durch Schmerzen, Kribbeln und TaubheitsgefĂŒhle bemerkbar machen kann. In solchen FĂ€llen ĂŒberwiegen die Schneidersitz Nachteile deutlich.

Und alle anderen? Sie sollten, wenn sie im Schneidersitz verweilen, immer mal wieder prĂŒfen, wie sie sitzen. Wer sich dabei in einer gekrĂŒmmten Shrimp-Haltung erwischt, richtet sich auf.

SpÀtestens alle 10 bis 15 Minuten sollte man den Sitz etwas anpassen.
„Gut ist der kontinuierliche Wechsel zwischen aufrechter, vorgeneigter und zurĂŒckgelehnter Haltung und die hĂ€ufige Verlagerung des Gewichts von der einen auf die andere GesĂ€ĂŸhĂ€lfte“, so Rinio.
Melden sich im Schneidersitz Schmerzen, sollte man diese Haltung verlassen – weitere Schneidersitz Nachteile können sonst folgen.

SpÀtestens alle 10 bis 15 Minuten sollte man den Sitz etwas anpassen.

Lotussitz Wirkung: stabil und rĂŒckenfreundlich

Und dann gibt es den Lotussitz, den alle kennen dĂŒrften, die tief in den Themen Yoga und Meditation stecken. WĂ€hrend beim Schneidersitz ein Bein locker vor dem anderen auf dem Boden liegt, ist der Lotussitz anspruchsvoller. Dabei „parken“ die FĂŒĂŸe nĂ€mlich auf den gegenĂŒberliegenden Oberschenkeln.

Im Vergleich zum Schneidersitz ist die Lotussitz Wirkung auf den RĂŒcken deutlich positiver, weil das Becken dabei nach vorn kippt. Das erlaubt es der WirbelsĂ€ule, sich aufzurichten, so Rinio. FĂŒr die Gelenke, zum Beispiel die Knie, bedeutet der Lotussitz allerdings mehr Belastung als der klassische Schneidersitz. Wer Probleme mit seinen Menisken hat, verzichtet lieber darauf – trotz der besseren Lotussitz Wirkung auf Haltung und RĂŒcken.

Beim Lotussitz gilt ebenfalls: bitte nicht ĂŒbertreiben. Alle, die – etwa beim Meditieren – lĂ€ngere Zeit im Lotussitz verbringen wollen, sollten darauf entsprechend hinarbeiten. Das geht mit Übungen, die gezielt die Beweglichkeit der HĂŒften fördern und das HĂŒftgelenk dehnen.

Ein Beispiel ist der „Schmetterling“: Dabei legt man die Fußsohlen aneinander, wobei die Knie nach außen zeigen. Die FĂŒĂŸe greift man dann mit den HĂ€nden und zieht sie möglichst nah ans GesĂ€ĂŸ heran. Mit den Knien kann man wĂ€hrenddessen leicht wippen – und die Flatterbewegungen eines Schmetterlings nachahmen. Auch das kann helfen, das HĂŒftgelenk zu dehnen und sich Schritt fĂŒr Schritt an den Lotussitz heranzutasten

Quelle: dpa

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