Eine Seniorin sitzt auf der Bettkante, hat ein Bein von sich gestreckt und hÀlt sich das Knie.© shurkin_son/iStock/Getty Images Plus
Im Alter kommen eben die Zipperlein? Trotzdem ist die Ursachensuche – und Therapie! – wichtig.

Oft unbehandelt

SCHMERZEN IM ALTER SIND NICHT AUTOMATISCH NORMAL

Schmerzen im höheren Alter gehören doch einfach dazu, denken viele. Das stimmt aber nicht, betonen Experten und warnen davor, dass viele Àltere Menschen Schmerzen oftmals aushalten, statt sie angemessen zu behandeln. Apotheken spielen bei Schmerzen im Alter eine entscheidende Rolle.

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SchĂ€tzungen zufolge hĂ€lt die HĂ€lfte der Betroffenen Schmerzen im höheren Alter fĂŒr ganz normal. Das heißt, sie sprechen diese seltener an als JĂŒngere und bekommen so oftmals keine ausreichende Behandlung. Apothekerin Isabel Waltering, Dozentin an der UniversitĂ€t MĂŒnster, sieht die Apotheken in einer wichtigen Funktion bei der Behandlung von Schmerzen im Alter.

Durch die richtigen Fragen und Ihr Fachwissen können Sie als PTA dazu beitragen, eine Chronifizierung der Schmerzen gerade im Alter zu verhindern. Waltering betont: Schmerzen im Alter sind kein normaler Teil des Alterungsprozesses. Sie angemessen zu behandeln, spart Betroffenen unnötiges Leid. Bei der Therapie gibt es aber auch einiges zu beachten.

Schmerzen im Alter brauchen die richtige Behandlung

Dass Schmerzen im Alter einfach dazugehören, ist eine weitverbreitete Annahme. Das ist aber gar nicht der Fall, meint Isabel Waltering und betont: „Das muss man nicht akzeptieren.“

„Das muss man nicht akzeptieren.“

Allerdings weist sie auch darauf hin, dass chronische Schmerzen im Alter oftmals nicht heilbar sind. Sie ließen sich aber meist gut behandeln. Eine Schmerzfreiheit sei allerdings meist nicht erreichbar, lediglich eine Reduktion um 50 bis 80 Prozent.

Chronische Schmerzen, die im Alter auftreten, sollten unter einer gut eingestellten Behandlung aushaltbar sein. Den Betroffenen soll ein funktionierender Alltag, die Teilnahme an AktivitÀten und der Erhalt der SelbststÀndigkeit möglich sein.

Viele Faktoren fĂŒhren im Alter zu Schmerzen

Dauerhafte Schmerzen im Alter haben oft nicht nur eine Ursache, sondern sind multifaktoriell. Oft erfordern sie eine Dauerbehandlung. FĂŒr deren Erfolg ist in den Augen von Isabel Waltering eine kompetente, empathische Begleitung durch die Apotheken erforderlich.

Um die Schmerzen im Alter in Schach zu halten, kann hier viel getan werden. Einnahmezeitpunkte könnten optimiert, auf eine angemessene, korrekte Dosierung geachtet und die Anwendung von Opioidpflastern besonders beobachtet werden. Ganz wichtig sei aber, den Betroffenen Mut zu machen und so die Therapietreue zu fördern. Apotheken könnten Kunden mit Schmerzen im Alter gezielt zu einer adÀquaten Schmerztherapie hin lotsen.

Studien zeigen: Sechs von zehn Menschen ĂŒber 65 Jahren bekommen gegen ihre Schmerzen Medikamente verordnet, jeder zweite kauft aber noch rezeptfreie Analgetika dazu. Bei Schmerzen im Alter braucht es aber eine gut eingestellte Behandlung, denn dann ist in der Regel keine zusĂ€tzliche Selbstmedikation erforderlich. Stellt das Apothekenpersonal fest, dass der Verbrauch steigt oder Probleme auftreten, kann es Betroffene ansprechen und sensibel beraten.

Schmerzen sind auch im Alter nicht normal

Viele Menschen gehen davon aus, dass Schmerzen im Alter mehr oder weniger normal sind. Das stimmt aber nicht, meint Waltering. Die Schmerzempfindlichkeit nimmt auch mit dem Alter nicht ab, sondern zum Beispiel bei Demenz eher zu. Dauerhafte Schmerzen kommen zwar im Alter hĂ€ufiger vor, sollten aber nicht als normal abgetan werden.

Laut Angaben der Deutschen Schmerzgesellschaft verhindert die Vorstellung, dass Schmerzen im Alter zum normalen Leben dazugehören, oft eine angemessene Behandlung. Bis zu 15 Prozent der Menschen ĂŒber 70 Jahren geben neu aufgetretene Schmerzen ihrem Hausarzt gegenĂŒber nur auf gezielte Nachfrage an. In Pflegeheimen ist der Prozentsatz noch höher.

Auch Ärzte fragen Ă€ltere Menschen seltener nach Schmerzen. Erschwerend kommt hinzu, dass Schmerzen sich im Alter auch anders Ă€ußern können, zum Beispiel durch nĂ€chtliches Schwitzen, Schlaflosigkeit, Depressionen oder auch Schwindel und Kognitionsverlust.

Schmerzen nicht einfach aushalten

Schmerzen im Alter einfach auszuhalten, ist keine gute Lösung, meint Waltering. Wenn man am Anfang der Schmerzbehandlung spare, zahle man am Ende drauf: der Betroffene mit lĂ€ngerem und mitunter stĂ€rkerem Leid und die Gesellschaft mit höheren Kosten durch Krankenhausaufenthalte und frĂŒhere PflegebedĂŒrftigkeit. Schmerzen im Alter sollten also angesprochen und entsprechend behandelt werden.

Bei der Wahl der Therapie mĂŒssen Begleiterkrankungen allerdings ebenso berĂŒcksichtigt werden wie Art und Ursache der Schmerzen sowie der im Alter verĂ€nderte Stoffwechsel. Sie als PTA können mit Empathie und Fachwissen dazu beitragen, Schmerzen im Alter angemessen zu behandeln.

Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/schmerzen-gehoeren-nicht-zum-normalen-alterungsprozess-158606/
https://www.schmerzgesellschaft.de/patienteninformationen/besonderheiten-bei-schmerz/schmerz-im-alter

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