In einem Impfausweis ist Diphtherie angekreuzt, direkt daneben steht Tetanus. Auf dem Impfausweis liegen eine Spritze und ein Pflaster.© Zerbor/iStock/Getty Images Plus
Lücken im Diphtherie-Impfschutz führen aktuell zu erhöhten Infektionszahlen.

Impfstatus

DIPHTHERIE IN DEUTSCHLAND: NOCH LANGE NICHT BESIEGT

Seit über 60 Jahren wird in Deutschland gegen Diphtherie geimpft. Doch damit ist die durch Bakterien ausgelöste Krankheit noch lange nicht ausgerottet. Der aktuelle Diphtherie-Ausbruch zeigt die Auswirkungen verheerender Impflücken auf.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Schmierige Wunden, starke Halsschmerzen und fiese Beläge, die im schlimmsten Fall zur Atemnot und dem Tod führen können. Die Diphtherie ist alles andere als eine harmlose Erkrankung, vor allem Kinder sind von schweren Verläufen betroffen. Daher ist die Impfung bereits seit den 1960er-Jahren Teil des Impfschutz-Kalenders.

Dennoch bereitet die Diphtherie aktuell Sorge. Das Robert Koch-Institut (RKI) sowie andere Gesundheitsbehörden verfolgen nicht nur steigende Infektionszahlen seit 2022. Für einen Diphtherie-Ausbruch spricht ebenfalls, dass nicht nur vereinzelte Fälle unter geflüchteten Personen oder Besucher*innen der Bundesrepublik auftreten, sondern auch andere vulnerable Gruppen betroffen sind, wie Wohnungslose, Drogenkonsument*innen, Ungeimpfte oder alte Menschen.

Diphtherie aktuell: Vor allem ein Sequenztyp fällt auf

Aktuelle Genomsequenzanalysen des Kon­siliarlabors für Diphtherie am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zeigten eine enge Verwandtschaft der Erreger-Subtypen innerhalb bundesweiter Proben. Damit gehen die Behörden von einer Übertragung des Diphtherie-Erregers in Deutschland aus, er wird also nicht jedes Mal neu ins Land gebracht.

Im aktuellen Bulletin ist von einem grenzüberschreitenden Diphtherie-Ausbruch die Rede. Der Sequenztyp ST-574, der erstmals 2022 in Deutschland auftrat, tritt gehäuft auf.

Diphtherie – Was ist das?
Diphtherie ist eine bakterielle Infektion, ausgelöst durch toxigene Corynebakterien. Bei Befall der Rachenschleimhäute (Rachendiphtherie, respiratorische Diphtherie) löst das Diphtherie-Toxin neben starken Halsschmerzen festanhaftende Beläge im Rachen auf. Diese können die Atemwege verengen, was zum Erstickungstod führen kann. Ist die Haut betroffen (Hautdiphtherie, Wunddiphtherie), bilden sich schmierige, belegte Wunden. Selten können auch die Schleimhäute von Nase (Nasendiphtherie), Genitalbereich oder Auge betroffen sein.

Diphtherie-Ausbruch in Deutschland: RKI gibt Handlungsanweisungen

Ohne Panik verbreiten zu wollen, möchte das RKI dafür sensibilisieren, dass Diphtherie aktuell vermehrt auftritt, auch schwere bis tödliche Verläufe. Sowohl von Wund- als auch von respiratorischer Diphtherie. Folgende Handlungsanweisungen schlägt die Behörde vor:

  • FrĂĽhzeitige Diagnostik: Diphtherie tritt wieder häufiger auf. Bei Wunden, die ins Symptombild passen, soll daran gedacht werden und ein entsprechender Nachweis durchgefĂĽhrt werden. Positive Proben sollen ans LGL Bayern gemeldet werden.
  • Konsequente Kontaktverfolgung: Um einen Diphtherie-Ausbruch zu begrenzen, sollen enge Kontakte positiver Personen ausfindig gemacht und entsprechend betreut werden.
  • Vollständiger Impfschutz: Jede*r kann mithelfen, indem man seinen eigenen Impfschutz prĂĽft und gemäß STIKO-Empfehlung anpasst. Insbesondere der Impfschutz geflĂĽchteter oder neu angekommener Personen soll geprĂĽft werden. 

Diphtherie-Impfung

Die Grundimmunisierung beginnt laut Impfempfehlung in Deutschland circa acht Wochen nach Geburt. Gegen Diphtherie wird in der Regel gemeinsam mit den Wirkstoffen gegen Tetanus, Pertussis, Polio, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B in der sogenannten 6-fach-Impfung gespritzt. Dabei richtet sich der Impfstoff gegen das Diphtherie-Toxin und enthält ein inaktiviertes, also nicht krankheitsauslösendes Toxin (Toxoid).

Mit vier und elf Monaten wird erneut geimpft und die Grundimmunisierung gegen Diphtherie abgeschlossen. Die erste Auffrischimpfung wird im Alter von fĂĽnf bis sechs Jahren empfohlen, die zweite mit 9 bis 17 Jahren. Im Erwachsenenalter empfiehlt die STIKO weiterhin alle zehn Jahre eine Auffrischung.

Quellen:
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/Impfen/Diphtherie/FAQ-Liste_Diphtherie_Impfung.html?nn=16905386#entry_16870720
https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/18_25.pdf?__blob=publicationFile&v=5

 

×