Neurotransmitter in Balance
DOPAMIN: WAS BEWIRKT DER BOTENSTOFF IN UNSEREM GEHIRN?
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Dopamin ist der zentrale Botenstoff im Gehirn, der Motivation, Energie, Fokus und Belohnung steuert. Er signalisiert dem Gehirn: „Das lohnt sich, weiter so!“ Medikamente oder Drogen können diese Regulation beeinflussen und das Dopamin-System langfristig verändern.
Neue Studien zeigen, dass es künftig möglich sein könnte, neuropsychiatrische Erkrankungen wie die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS, Parkinson und Suchtkrankheiten mit Medikamenten noch gezielter zu behandeln.
Wie entsteht Dopamin? Einfach erklärt
Über eiweißhaltige Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Eier oder Bohnen nimmt der Körper die Aminosäure Tyrosin auf. Tyrosin wird enzymatisch zu L-Dopa und anschließend zu Dopamin umgewandelt. Für diesen Prozess benötigt der Körper Vitamin B6, Eisen, Magnesium und Folsäure. Ein Mangel kann sich daher auf Energielevel, Antrieb oder Stimmung auswirken – typische Bereiche, in denen Dopamin eine wichtige Rolle spielt.
Wie wirkt Dopamin im Gehirn?
Dopamin ist ein Neurotransmitter, der Informationen zwischen Nervenzellen überträgt. In der postsynaptischen Zelle wird der Botenstoff in kleinen Vesikeln gespeichert. Erreicht ein elektrisches Signal die Nervenzelle, verschmelzen diese Vesikel mit der Zellmembran und Dopamin wird in den synaptischen Spalt abgegeben.
Dort bindet der Botenstoff an unterschiedliche Rezeptoren (D1 bis D5). D1 und D5 wirken wie ein Gaspedal: Sie erhöhen die Aktivität der Zelle und fördern Antrieb und Motivation. D2, D3 und D4 wirken wie eine Bremse: Sie stabilisieren Impulse und unterstützen emotionale Kontrolle. Auch die motorische Feinregulation ist stark Dopamin-abhängig.
Damit der Effekt nicht dauerhaft anhält, wird der Botenstoff rasch aus dem synaptischen Spalt entfernt: Das Transportprotein DAT saugt überschüssiges Dopamin zurück in die Nervenzelle, während Enzyme wie MAO und COMT den Botenstoff abbauen.
Mehr ĂĽber die Auswirkungen von Dopamin:
5 Fun Facts ĂĽber Dopamin
- Dopamin ist kein GlĂĽckshormon, sondern ein Vorhersage-Hormon: Es feuert nicht, wenn wir glĂĽcklich sind, sondern wenn unser Gehirn erwartet, dass etwas gut wird.
- Dopamin steigt am stärksten bei Überraschungen.
- Koffein verstärkt die Wirkung von Dopamin, indem es das Müdigkeitssignal durch Adenosin blockiert.
- Social Media nutzt Dopamin-Feuerwerke: Variable Belohnungen (Swipes) erzeugen die stärkste Dopaminantwort.
- Dopamin steckt im Essen: Proteine liefern Tyrosin, die Grundsubstanz fĂĽr Dopamin.
Welche Medikamente beeinflussen den Dopaminhaushalt?
Medikamente können den Dopaminhaushalt direkt beeinflussen, indem sie an Rezeptoren oder Transportproteinen andocken. Es folgen vier Beispiele von apothekenüblichen Medikamenten, die auf das Dopamin im Gehirn wirken:
- Methylphenidat: Bei der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS wird der Wirkstoff Methylphenidat eingesetzt. Er blockiert die Transportproteine DATund NET. Dadurch bleiben Dopamin und Noradrenalin länger im synaptischen Spalt. Fokus uns Motivation steigen, die Impulskontrolle wird verbessert.
- Lisdexamfetamin: Das Prodrug Lisdexamfetamin wird zu Amphetamin verstoffwechselt. Dopamin und Noradrenalin werden erhöht freigesetzt. Dadurch kann bei ADHS ebenfalls die Motivation gesteigert werden und der Fokus hält länger an. Die Konzentration verbessert sich.
- Levodopa: Levodopa, auch L-Dopa genannt, ist eine Vorstufe von Dopamin und erhöht folglich die Konzentration des Botenstoffs im gesamten Gehirn. Bei Parkinson oder dem Restless-Legs-Syndrom wird die Motorik verbessert und der Antrieb steigt.
- Bupropion: Auch hier werden die Transportproteine DAT und NET blockiert, was eine höhere Dopaminkonzentration im synaptischen Spalt zur Folge hat. Bupropion ist weniger affin zu DAT und NET und wirkt deshalb moderater als Methylphenidat. Bupropion wird gegen Parkinson, Depressionen und zur Rauchentwöhnung eingesetzt.
Gezieltere Steuerung des Botenstoffs Dopamin
In einem internationalen Forschungsprojekt wurde das Transportprotein DAT genauer erforscht. Wissenschaftler*innen der Johannes Kepler Universität Linz, der Medizinischen Universität Wien sowie dem National Institue of Health, USA, entdeckten bislang unbekannte Mechanismen.
Mithilfe einer innovativen Kraftspektroskopie wurden die Interaktionskräfte zwischen verschiedenen Wirkstoffen und dem DAT-Transportprotein untersucht. So konnten zwei Andockstellen identifiziert werden, an die DAT anheften kann. Eine dieser Andockstellen ist eine neue Entdeckung.
„Durch die Erkenntnis zu dieser bislang unbeobachteten Bindungsmöglichkeit von Substanzen ergeben sich für die Zukunft wieder neue Möglichkeiten, neuropsychiatrische Erkrankungen gezielt behandeln zu können.“ Harald Sitte, Zentrum für Physiologie und Pharmakologie an der Universität Wien, 2025
Die Wirkstoffe binden sich unterschiedlich lange und stark an DAT. Durch die gezielte Steuerung des Dopamins ist eine präzisere Behandlung der Patienten möglich.
Quellen:
https://www.meduniwien.ac.at/web/ueber-uns/news/2025/news-im-juni-2025/sucht-adhs-und-parkinson-bisher-unbekannte-mechanismen-entdeckt/
Zhu, R., Sandtner, W., Stockner, T. et al.: „Revealing the location and dynamics of a concealed binding site in the dopamine transporter”, Nature Communications, 6. Mai 2025. https://www.nature.com/articles/s41467-025-59511-w
Thomas Herdegen: „Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie“, Thieme Verlag, 3. Auflage 2013.












