Frau hält Säugling auf dem Arm und gibt ihm eine Flasche mit Babymilch.© Denis Valakhanovich / iStock / Getty Images Plus
Potenziell gesundheitsschädliche Titandioxid-Nanopartikel sind in Babymilchpräparaten nachgewiesen worden.

Gesundheitsgefahr

TITANDIOXID ALS NANOPARTIKEL IN BABYMILCH UND MUTTERMILCH NACHGEWIESEN

Titandioxid als Nanopartikel galt lange als chemisch inert und daher unbedenklich. Sein Einsatz in Lebensmitteln ist europaweit seit 2022 verboten, weil schädliche Wirkungen befürchtet wurden. Jetzt finden Forschende aber Titandioxid als Nanopartikel unter anderem in Babymilch sowie in Muttermilch.

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Nanopartikel, also Körnchen unter 100 Nanometer Durchmesser, reichern sich in Körpergeweben an und besitzen sogar krebserregende Eigenschaften. Titandioxid als Nanopartikel wurde frĂĽher massenhaft verwendet. Zuckerguss, SĂĽĂźigkeiten und Saucen hellte es auf, in Farben, Sonnenmilch und auch in Arzneimitteln bleibt es uns erhalten. Auch in der Umwelt kommen Nanopartikel aus Titandioxid vor, zum Beispiel in Gewässern.

Französische Forschende wollten jetzt wissen, ob Titandioxid-haltige Nanopartikel bereits in der menschlichen Nahrungskette vorkommen und fanden in Bezug auf Muttermilch Erschreckendes heraus.

Titandioxid als Nanopartikel in Muttermilch und Co.

Obwohl Titandioxid in Form von Nanopartikeln in Lebensmitteln nicht mehr zugesetzt werden darf, nehmen wir es wahrscheinlich trotzdem auf. In Gewässern, Meerwasser und vereinzelt im Trinkwasser kommt es bereits vor. Ein Team um Camille Rivard vom französischen Nationalen Institut fĂĽr Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt weist Titandioxid als Nanopartikel jetzt in Frischmilch, Babymilchpulver und auch in Muttermilch nach. Damit ist klar:

Titandioxid als besonders schädliche Nanopartikel ist in der menschlichen Nahrungskette angekommen.

Frischmilch, Muttermilch und Babymilchpulver auf dem PrĂĽfstand

Rivards Team nahm Babymilchpulver von sechs Herstellern unter die Lupe, ebenso wie Frischmilch von Bauernhöfen im Pariser Umland und die Muttermilch von zehn Frauen, ebenfalls aus der Gegend um die französische Hauptstadt. Teilweise handelte es sich bei Milch und Babymilch um Bio-Produkte, teilweise um konventionell hergestellte. Die Proben wurden mittels Röntgenspektroskopie und Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma (ICP-MS) untersucht.

Erschreckend: In allen Proben fanden die Forschenden Titandioxid.
Alle zehn Muttermilchspenden enthielten schädliche Nanopartikel und sie waren in allen Frischmilch-Proben und in 83 Prozent der Babymilchpulver enthalten. Ob in einem Bio- oder konventionelles Produkt spielte dabei keine Rolle.

Die Konzentrationen der Titandioxid-Partikel besonders in Muttermilch variierte stark. Schädliche Nanopartikel, die etwa ein Drittel der gefundenen Partikel ausmachten, fanden die Forschenden oft in „Hotspots“, also nicht gleichmäßig in der Milch verteilt.

Nanopartikel aus Titandioxid haben schädliche Wirkungen

Rivard und ihre Kolleg*innen haben also bewiesen, dass Titandioxid in Form als besonders schädlich geltender Nanopartikel bis zur Muttermilch vorgedrungen ist, also in der kompletten Nahrungskette vorkommt. AuĂźerdem steht fest: Titandioxid-haltige Nanopartikel können die BrustdrĂĽsenbarriere ĂĽberwinden und gelangen so in die Muttermilch, sodass auch Neugeborene den Partikeln ausgesetzt sind.

Nanopartikel, nicht nur solche aus Titandioxid, haben nachgewiesenermaĂźen schädliche Wirkungen. In Versuchen mit neugeborenen Ratten und Mäusen, deren MĂĽtter Titandioxid-Nanopartikeln ausgesetzt waren, litten die mit Muttermilch ernährten Babys an Organschäden, Wachstumsstörungen und Lernbehinderungen. Bei Menschen ist bekannt, dass Nanopartikel nach Inhalation oder oraler Aufnahme in Geweben wandern können, sich anreichern und sogar krebserregende Wirkungen besitzen.

Rivard und ihre Kolleg*innen fordern weitere Untersuchungen. Dass Titandioxid als Nanopartikel schädlich ist, ist bekannt. Nachdem nun bewiesen wurde, dass Nanopartikel in der Muttermilch und der gesamten Nahrungskette angekommen sind, müssen die Folgen dieser Belastung weiter untersucht werden. Auch andere Quellen, wie Farben, industrielle Aktivitäten, Straßenstaub, aber auch Zahnpasta und Kosmetik, setzen Menschen nach wie vor großen Mengen von Titandioxid in Form von Nanopartikeln aus. Dass Muttermilch ebenfalls betroffen ist, ist besorgniserregend.

Quellen:
https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/titandioxid-nanopartikel-in-milch-und-muttermilch-nachgewiesen/
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0048969725016808?via%3Dihub

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