Empfehlungen wirken
ERDNUSSALLERGIE BEI KINDERN WIRD SELTENER
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Früher galt für Babys bei der Einführung der Beikost, potenzielle Allergene wie Nüsse möglichst spät in die Ernährung einzuschließen, um Allergien zu verhindern. 2015 ergab eine Studie: Das Gegenteil könnte richtig sein, damit Erdnussallergie und Co. nicht auftreten.
Die daraus folgenden Änderungen der Leitlinien scheinen nun zu wirken: eine Untersuchung aus den USA macht zumindest Hoffnung. Entsprechende Zahlen aus Deutschland fehlen zwar. Forschende hierzulande sind aber guten Mutes, dass der Abwärtstrend bei Erdnussallergien anhält.
Erdnussallergien gehen zurĂĽck
Zur Häufigkeit von Erdnussallergie bei Kindern forscht am Childen’s Hospital of Philadelphia ein Team um David Hill. Die Forschenden haben sich zu verschiedenen Zeitpunkten elektronische Gesundheitsdaten von rund 120000 Kindern unter drei Jahren angesehen, die in Kinderarztpraxen untersucht worden waren.
Hill und sein Team teilten die Kinder zunächst in zwei Gruppen ein: Eine Gruppe wurde vor der Änderung der Ernährungsempfehlungen im Zeitraum von 2011 bis 2014 untersucht, eine weitere zwischen 2015 und 2017. Die Beobachtung der Kinder erstreckte sich über zwei Jahre. In einer dritten Gruppe schloss das Team noch Kinder ein, die zwischen 2017 und 2019 beim Kinderarzt waren und über ein Jahr nachbeobachtet wurden.
Insgesamt sank die Häufigkeit einer Erdnussallergie bei Vergleich der ersten beiden Gruppen von 0,79 auf 0,53 Prozent. In der dritten Gruppe trat nur noch bei 0,45 Prozent der Kinder eine Erdnussallergie auf. Auch andere Lebensmittelallergien bei Kindern gingen zurück, und zwar von 1,46 in Gruppe 1 auf 0,93 Prozent in Gruppe 2.
Als Grund vermuten die Forschenden die Änderung der Ernährungsempfehlungen aufgrund der 2015 veröffentlichten sogenannten LEAP-Studie.
Lebensmittelallergien bei Kindern
Lebensmittelallergien bei Kindern stiegen bisher seit Jahren immer weiter an. Ei, Milch, Soja, Nüsse, Fisch, Senf, Sellerie und noch viele mehr können Lebensmittelallergien bei Kindern, aber auch noch im Erwachsenenalter auslösen. Diese werden über Immunglobulin E vermittelt und enden potenziell tödlich. Betroffene müssen ihr Leben lang größte Vorsicht beim Essen an den Tag legen, bereits Spuren des Allergens können gefährlich sein.
Die Erdnussallergie zählt zu den gefährlichsten Lebensmittelallergien und ist gerade bei Kindern ein Problem wegen möglicher Verunreinigungen anderer, eigentlich erdnussfreier Lebensmittel wie Schokolade, Knabbereien oder Kuchen.
Gesundheitsrisiko fĂĽr Kinder:
Weniger kleine Allergiker
Der Name der Studie, die 2015 zum Umdenken führte, lautet Learning Early About Peanut Allergy (LEAP, deutsch: Frühes Lernen über Erdnussallergie). Das englische Wort „leap“ bedeutet „Sprung“, und einen solchen gab es bei den Ernährungsempfehlungen für Kinder anschließend auch. Während vorher zur Vermeidung von Lebensmittelallergien bei Kindern dazu geraten wurde, Fisch, Eier und Nüsse erst möglichst spät in die Ernährung einzuführen, empfahl LEAP das Gegenteil:
Früher und regelmäßiger Kontakt mit dem Allergen senkte in den Ergebnissen das Risiko für eine Erdnussallergie um 70 Prozent. Basierend auf diesen Resultaten änderten sich die Ernährungsempfehlungen.
Die neuen Leitlinien scheinen Früchte zu tragen, allerdings in etwas geringerem Maße, als es die LEAP-Studie prognostizierte. Das könnte aber daran liegen, dass neue Empfehlungen immer Zeit brauchen, sich durchzusetzen.
Allergierisiko in Deutschland
Auch hierzulande sehen die Empfehlungen mittlerweile vor, zur Vermeidung von Lebensmittelallergien bei Kindern möglichst früh alle im Haushalt üblichen Speisen in altersgerechter Form in die Ernährung einzubeziehen, als Erdnussbutter zum Beispiel. Lediglich bei Kindern mit mittlerer bis schwerer Neurodermitis, deren Allergierisiko generell erhöht ist, sollte der Arzt vorher eine Erdnussallergie diagnostisch ausschließen.
Experten bewerten die Ergebnisse von Hill und seinem Team positiv. Ob Lebensmittelallergien bei Kindern und speziell Erdnussallergien weiter abnehmen, wird die Zeit zeigen.
Quellen:
https://www.n-tv.de/wissen/Frueher-Kontakt-mit-Erdnuessen-senkt-Allergierisiko-article26111366.html
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/empfehlung-zur-fruehen-allergenexposition-hat-sich-bewaehrt-159794/
Matthew Greenhawt: “The Learning Early About Peanut Allergy Study: The Benefits of Early Peanut Introduction, and a New Horizon in Fighting the Food Allergy Epidemic”, Pediatric Clinics of North America, Dezember 2015. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26456447/












