KLEINKINDER: ZUCKERFREIE ERNÄHRUNG BIETET LEBENSLANG VORTEILE

Während und einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Großbritannien Lebensmittel rationiert, um die Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Darunter auch Zucker: 13 Jahre lang erhielten Briten lediglich 230 Gramm Zucker pro Person und Woche. Schokolade und zuckerhaltige Fertigprodukte wurden schnell rar. Doch diese ungewollte zuckerfreie Ernährung könnte der Herzgesundheit der Menschen zugutegekommen sein, die in dieser Zeit geboren wurden,.

Kurz nach Ende der Rationierung war die zuckerfreie Ernährung wieder passé: Innerhalb eines Jahres konsumierten Briten doppelt so viel Zucker wie zuvor. Diese Zeit der Gegensätze nutzten nun Forschende um Jiazhen Zheng von der Hong Kong University of Science and Technology in Guangzhou, um den Zusammenhang zwischen dem Zuckerkonsum im Mutterleib und Kleinkindalter und der Herz-Kreislauf-Gesundheit im Erwachsenenalter zu untersuchen.

Das Team wertete die Daten von knapp 65000 Menschen aus. Etwa 40000 von ihnen erlebten die Zeit der Zuckerrationierung im Mutterleib und damit auch eine zuckerfreie Ernährung im Kleinkindalter. Die restlichen Menschen kamen nie mit einer zuckerfreien Ernährung im Kleinkindalter in Kontakt. Zum Zeitpunkt der Auswertung (2006 bis 2010) zählten die Proband*innen durchschnittlich 55 Jahre und hatten bislang keine Herzerkrankung diagnostiziert. 17 Jahre lang beobachtete das Team die Herzgesundheit der Gruppen.

Die Teilnehmenden der Gruppe, die vor der Geburt und bis zu zwei Jahre danach die Zuckerrationierung erlebten, zeigten im Alter eine stabilere Herzgesundheit. Im Detail führte ein geringer Zuckerkonsum im Kleinkindalter zu:

• Einem 20 Prozent niedrigeren Gesamtrisiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
• 25 Prozent weniger Herzinfarkte
• 26 Prozent seltener auftretender Herzinsuffizienz
• 31 Prozent weniger Schlaganfällen
• 24 Prozent weniger Herzrhythmusstörungen
• 27 Prozent seltener auftretenden kardiovaskulär bedingten Todesfällen

Die Forschenden führen die vergleichsweise bessere Herzgesundheit auf den geringen Zuckerkonsum im Kleinkindalter und pränatal zurück. Je länger die zuckerfreie Ernährung anhielt, umso stärker fiel der schützende Effekt auf die Herzgesundheit aus.

Als Gesundheitsparameter für die Herzgesundheit nannten die Autor*innen einen niedrigen Blutzuckerspiegel sowie Blutdruck. Zwar spielen dabei auch immer genetische und weitere Faktoren eine Rolle. Doch diese rechnete das Team im Vorfeld statistisch heraus.

Die zuckerfreie Ernährung führte auch dazu, dass kardiovaskuläre Erkrankungen nicht nur seltener, sondern auch bis zu 2,5 Jahre später auftraten. „Unsere Ergebnisse unterstreichen den Nutzen einer frühen Zuckerrationierung für das Herz“, schreiben die Autor*innen. Folgestudien sollen den Zusammenhang von zuckerfreier Ernährung und Herzgesundheit klären, auch in Bezug auf weitere Einflussfaktoren wie Genetik oder Umweltfaktoren. Ziel ist es, zukünftig personalisierte Präventionsmaßnahmen entwickeln zu können.

Quellen:
Jiazhen Zheng, Zhen Zhou, Jinghan Huang, Qiang Tu, Haisheng Wu, Quan Yang, Peng Qiu, Wenbo Huang, Junchun Shen, Chuang Yang, Gregory Y H Lip: „Exposure to sugar rationing in first 1000 days after conception and long term cardiovascular outcomes: natural experiment study”, British Medical Journal, 22. Oktober 2025. DOI: 10.1136/bmj-2024-083890
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/weniger-zucker-gesuenderes-herz-159883/