Eine Frau in rotem Bikini krault im Schwimmbad.JaySi/iStock/Getty Images Plus
Mal schauen, wie lange sie schwimmen kann, bevor sie zur Toilette muss.

Freibad und Badesee

DARUM STEIGT DER HARNDRANG IM WASSER

Kennen Sie das? Nach der ersten Runde Schwimmen merkt man plötzlich, dass man schon wieder zur Toilette muss, dabei hat man gar nicht so viel getrunken. Warum muss man im Schwimmbad häufiger auf die Toilette, liegt es am Wasser?

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Es ist keine Einbildung. Der Harndrang im Wasser steigt. Man muss also wirklich häufiger zur Toilette, wenn man sich im Schwimmbad oder Badesee aufhält. Daran ist keine klassische Konditionierung schuld. Nicht wie bei dem plötzlichen Bedürfnis, auf Toilette zu rennen, wenn irgendwo Wasser plätschert oder man seine Hand ins Wasser taucht.

Den plötzlichen Harndrang im Wasser verdanken wir einem körpereigenen Reflex, der uns eigentlich schützen soll. Wie wird er beim Schwimmen aktiviert?

Gauer-Henry-Reflex hält Blutvolumen konstant

Der Gauer-Henry-Reflex wurde im 20. Jahrhundert von den Herren Otto Henrich Gauer und James Henry entdeckt und nach ihnen benannt. Rein wissenschaftlich lässt sich der Reflex so erklären: Im rechten Vorhof des Herzens befinden sich Dehnungsrezeptoren. Dehnt sich das Herzgewebe, weil sich viel Blut darin befindet, werden diese Rezeptoren aktiviert und reduzieren die ADH-Ausschüttung (ADH = Antidiuretisches Hormon). Dadurch wird die Diurese gesteigert und das Blutvolumen wieder reduziert. Letztlich sorgt der Gauer-Henry-Reflex für ein konstant angemessenes Blutvolumen, sodass die Herzfunktion aufrechterhalten bleibt.

Gauer-Henry-Reflex lässt die Blase beim Schwimmen drücken

Und warum steigt der Harndrang dann im Wasser? Es läuft ja nicht einfach so durch die Haut rein – oder? Nein, das ist natürlich Quatsch. Das liegt unter anderem an der Schwerelosigkeit, denn das Blut gelangt nicht wie an Land schneller in die Beine, sondern verbleibt vermehrt in der oberen Körperhälfte. Wenn wir nicht nur plantschen, sondern sogar schwimmen, sich also Beine und Oberkörper auf gleicher Höhe befinden, wird der Effekt noch verstärkt.

Ein weiterer Grund findet sich im Wasserdruck. Das Wasser drückt unsere Gefäße zusammen. Daher empfinden gerade Menschen mit Venenleiden Schwimmen als sehr angenehm, denn das Wasser wirkt wie ein Kompressionsstrumpf. Taucht der Mensch, nimmt der Druck auf ihn mit steigender Tiefe zu – und damit auch der Harndrang im Wasser.

Denn durch all diese GrĂĽnde ist das Herz mit einem größeren Blutvolumen konfrontiert als ĂĽblich. Das Herzgewebe dehnt sich, der Vorhof registriert die Dehnung, kommuniziert mit dem Gehirn und das schickt alles ĂĽberflĂĽssige Wasser in die Blase.   

Harndrang im Wasser auch durch Kälte angeregt

Der Körper ruft auch in einem anderen Szenario das Blut aus den Extremitäten in die Körpermitte: bei Kälte. Prinzipiell dient dieser Reflex dem Schutz des Körperstamms vor dem Erfrieren. Doch im (kalten) Freibadwasser unterstützt der Effekt den Gauer-Henry-Reflex zusätzlich, sodass die Blase sich über noch mehr Harndrang im Wasser freuen kann.

Sie sind also nicht die einzige Person, die sich nach ein paar Bahnen stirnrunzelnd nach der nächsten Toilette umsieht. Und denken Sie einmal an die ganzen Astronauten in der Schwerelosigkeit – wenigstens steht die Toilette im Freibad fest auf dem Boden.

Quelle: Bayerischer Rundunk

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