Antipsychotika
METFORMIN SCHÜTZT VOR GEWICHTSZUNAHME
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Es ist kein Internet-Gerücht, sondern trägt einen eigenen Symptomnamen: Unter einer Antipsychotika-induzierten Gewichtszunahme (AIWG) leidet ein Großteil der Menschen, die auf eine Therapie mit Neuroleptika angewiesen ist. Einer Studie aus dem Jahr 2009 zufolge sind es knapp 80 Prozent der Anwender*innen. Vor allem die Wirkstoffe Clozapin, Olanzapin, Risperidon und Quetiapin steigern die Gewichtszunahme und damit das Risiko für Adipositas und Folgeerkrankungen.
Neben der Belastung durch das steigende Gewicht, verschlechtert sich auch der allgemeine Gesundheitszustand. Das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen steigt und vor allem bei den Wirkstoffen Clozapin und Olanzapin beobachtete man zusätzlich ein erhöhtes Diabetesrisiko sowie einen negativen Einfluss auf das Lipidprofil. Die unerwünschte Begleiterscheinung ist schon lange bekannt, aber ihr Ausmaß wird erst in den letzten Jahren deutlich. So zeigen Menschen mit Schizophrenie eine 20 Prozent geringere Lebenserwartung als Menschen, die keine Antipsychotika einnehmen. Der häufigste Grund: Herztod.
Metformin mit Antipsychotika kombinieren
Eine neue Leitlinie, erarbeitet von einem Team um Aoife Carolan von der School of Pharmacy and Biomolecular Science am Royal College of Surgeons in Dublin soll die Versorgungslücke für diese Patient*innen schließen. Sie empfehlen Metformin direkt zu dem Antipsychotikum dazu zu verordnen, um die Gewichtszunahme einzudämmen.
Der Wirkstoff Metformin, der aufgrund seines breiten Wirkspektrums mittlerweile nicht mehr nur noch bei Typ-2 Diabetes zum Einsatz kommt, gilt als gut untersucht und verträglich.
- Es verbessert die Insulinsensitivität,
- reduziert die Glucoseproduktion in der Leber,
- beeinflusst positiv Übergewicht,
- reguliert das Lipidprofil (Cholesterol und Triglyceride).
Klinische Studien belegen den Erfolg von Metformin zur Gewichtskontrolle unter Therapie mit Antipsychotika. So unterschied sich das Gewicht der Gruppe, die Metformin erhielt, gegenüber der Kontrollgruppe um durchschnittlich vier bis fünf Kilogramm Körpergewicht innerhalb des untersuchten Zeitraumes.
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Vor allem junge Menschen profitieren von Metformin zur Gewichtskontrolle
Das Risiko für eine AIWG ist nicht nur für Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck hoch. Gerade Kinder und Jugendliche sind anfällig für eine Gewichtszunahme unter Antipsychotika, da die Gewichtszunahme im Vergleich zum Erwachsenen proportional gesehen stärker ausfällt. Sie würden von einer direkten Komedikation mit Metformin profitieren.
Das empfiehlt die neue Leitlinie zum Einsatz von Metformin zur Vorbeugung einer Gewichtszunahme durch Antipsychotika
• Frühzeitige Gabe von Metformin bei Hochrisiko-Antipsychotika wie Clozapin, Olanzapin, Risperidon und Quetiapin.
• Dringende Gabe von Metformin, wenn Betroffene innerhalb eines Jahres mehr als drei Prozent Körpergewicht zugenommen haben.
• Metformin einschleichen: zu Beginn 500 Milligramm (mg) pro Tag, danach wöchentlich um 500 mg steigern.
• Ziel- und Erhaltungsdosis von Metformin beträgt zwei Gramm pro Tag.
• Abbruch der Therapie bei schweren Nebenwirkungen, BMI unter 20 und Absetzen des Antipsychotikums
Es gibt wenig, was gegen die Idee der neuen Leitlinie spricht. Metformin ist preiswert, ausreichend generisch verfügbar und könnte Betroffene effektiv vor einer AIWG schützen. Sollte sich der vorsorgliche Ansatz mit der neuen Leitlinie etablieren, könnte eine weitere Überarbeitung auch das Potenzial weiter Wirkstoffe, die sich günstig auf das Stoffwechselprofil auswirken (wie etwa GLP-1-Rezeptoragonisten), berücksichtigen.
Quellen:
Metformin for the Prevention of Antipsychotic-Induced Weight Gain: Guideline Development and Consensus Validation | Schizophrenia Bulletin | Oxford Academic Metformin bei Antipsychotika gleich dazugeben