Zusammenhang
DEMENZRISIKO STEIGT, WENN BEZIEHUNGSPERSON KRANK WIRD
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Bekanntermaßen kann man das Demenzrisiko senken durch gesunde Ernährung, Bewegung, Gehirnjogging und ein gesundes Herz-Kreislauf-System. Auch die eigenen Gene und Umweltfaktoren haben einen Einfluss. Jetzt zeigt sich: Auch Ihre Beziehungsperson sollte an die Gesundheit denken, denn sie beeinflusst Ihr Demenzrisiko ebenfalls.
In einer aktuellen Studie wurde untersucht, wie sich eine Herz-Kreislauf-Erkrankung des Partners oder der Partnerin auf das Demenzrisiko auswirkt. Die Ergebnisse sind deutlich, aber weitere Forschung ist nötig.
Demenzrisiko steigt durch traumatische Ereignisse
Das Demenzrisiko von Menschen steigt, deren Partner oder Partnerin einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder ein ähnliches Ereignis erlitten. Das ist das Ergebnis einer japanischen Studie an fast 100000 Personen über 65 Jahren, die nicht an Demenz litten und deren Beziehungsperson von einem schweren Herz-Kreislauf-Ereignis betroffen war. Für jede Person, deren Partner oder Partnerin wegen eines Herzinfarktes, Schlaganfalls oder ähnlichem in einer Klinik behandelt wurde, schlossen die Forschenden eine Person gleichen Alters und Geschlechts als Kontrollperson ein. So konnten sie über 24 Monate das Demenzrisiko zwischen der Kontrollgruppe und den Angehörigen der Erkrankten vergleichen.
Das Demenzrisiko in der Gruppe mit erkrankten Beziehungspersonen stieg signifikant gegenüber der Kontrollgruppe. Die Forschenden denken, dass traumatische Ereignisse das Demenzrisiko auf verschiedene Arten erhöhen könnten. Viele der von einem kardiovaskulären Ereignis betroffenen Partner*innen sind sicher entweder daran gestorben oder zumindest vorübergehend pflegebedürftig geworden. Genaue Zahlen dazu liefert die Studie leider nicht.
Einschneidende Ereignisse wie der Tod oder die Pflegebedürftigkeit der Beziehungsperson können das Demenzrisiko direkt und indirekt beeinflussen.
Ein direkter Einfluss wäre beispielsweise ein ungesünderer Lebensstil nach dem Ereignis (mehr Alkohol, ungesünderes Essen, weniger Bewegung) oder soziale Isolation. Dass letztere das Demenzrisiko erhöht, ist bekannt.
Eine große Schwäche hat die japanische Studie allerdings: Die Teilnehmer waren zu 96 Prozent Männer. Ein Zusammenhang zwischen einer plötzlichen schweren Erkrankung der Beziehungsperson und einem erhöhten Demenzrisiko ist also faktisch nur für Männer nachgewiesen.
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Risikofaktoren für Demenz sind vielfältig
Nicht nur traumatische Ereignisse haben einen Einfluss auf das Demenzrisiko. Bekannte Risikofaktoren für eine Demenz sind wenig soziale Interaktion, eine fehlende oder zu kurze Schulbildung, genetische Varianten und die generelle Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems.
Bluthochdruck beispielsweise gilt als Risikofaktor für die Entstehung einer Demenz, weil die Elastizität der Hirngefäße hier ebenfalls leidet. Auch Störungen des Fettstoffwechsels, die zu Ablagerungen an den Gefäßwänden beitragen, sind bekannte Risikofaktoren. Die mögliche Entstehung einer Demenz scheint aber nicht nur durch den eigenen Lebensstil beeinflusst zu werden, wie die Studie aus Japan zumindest andeutet.
Den Daten der Forschenden zufolge reicht es nicht, Patient*innen isoliert zu betrachten. Nicht nur für das Demenzrisiko gilt: Angehörige können eine wertvolle Ressource sein, aber zur Belastung werden, wenn sie selbst erkranken.
Quellen:
https://www.doccheck.com/de/detail/articles/49963-demenz-risiko-verliebt-verlobt-vergesslich
https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(24)01296-0/fulltext