Eine Frau lehnt sich in einem Sessel zurĂŒck und reibt sich unter der Brille die geschlossenen Augen.© nikkimeel/iStock/Getty Images Plus
Schon vor der Auraphase leiden viele MigrÀne-Betroffene unter neurologischen Beschwerden.

Ubrogepant

NEUER WIRKSTOFF KANN MIGRÄNE IN DER FRÜHESTEN PHASE STOPPEN

MigrĂ€ne bedeutet neben Kopfschmerzen auch eine Vielzahl weiterer Symptome wie Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und neurologische Probleme. MigrĂ€nemittel wirken vor allem dann, wenn die Aura oder der Schmerz eingesetzt hat. Ein neuer Wirkstoff ist schneller: Ubrogepant.

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Bei ungefĂ€hr 30 Prozent der MigrĂ€nepatienten kĂŒndigt sich eine Attacke bis zu zwei Tage lang an, bis der Kopfschmerz letztlich einsetzt. In dieser sogenannten Prodromalphase, die der Auraphase noch vorausgeht, leidet die LebensqualitĂ€t der Betroffenen teils erheblich. Extreme MĂŒdigkeit, Stimmungsschwankungen, Unruhe und Nackenschmerzen können auftreten.

Ein neuer Wirkstoff namens Ubrogepant lindert schon diese Beschwerden und sorgt dafĂŒr, dass die Kopfschmerzen ausbleiben. Die Erkenntnisse könnten vielen MigrĂ€nepatienten tagelanges Leiden ersparen. Ubrogepant ist bisher nur in den USA zur Akutbehandlung von MigrĂ€ne zugelassen.

MigrÀne stoppt schon in der Prodromalphase

Ein Forschungsteam hat sich die Zulassungsstudie fĂŒr Ubrogepant in den USA noch einmal genauer angesehen und dabei entdeckt, dass der neue Wirkstoff auch die ganz frĂŒhen Symptome einer MigrĂ€ne lindern kann.
Diese Prodromalphase setzt schon Stunden bis Tage vor der eigentlichen MigrÀneattacke ein und verursacht mitunter starke Beschwerden. Spezielle Behandlungsmöglichkeiten fehlen bisher.

In der Zulassungsstudie nahmen die Teilnehmenden bei Verdacht auf eine MigrÀneattacke 100 Milligramm Ubrogepant oder Placebo ein. Bei rund 500 Probanden konzentrierten sich die Forschenden darauf, ob der Wirkstoff auch Vorboten der MigrÀne lindern konnte.

Nach zwei Stunden

  • ließ in der Verumgruppe die Lichtempfindlichkeit um 19,5 Prozent nach, in der Placebogruppe um 12,5 Prozent.
  • Auch die starke MĂŒdigkeit linderte Ubrogepant signifikant besser als Placebo (27 Prozent versus 17 Prozent),
  • ebenso wie Nackenschmerzen (29 Prozent versus 19 Prozent)
  • und GerĂ€uschempfindlichkeit (51 Prozent versus knapp 36 Prozent).

Christian Maihöfner, Chefarzt der Neurologischen Klinik am Klinikum FĂŒrth, nennt das „klinisch bedeutsame Effekte“:

Die Studie sei gut durchdacht und sehr grĂŒndlich. Es handele sich um eine der ersten guten Studien, die eine Besserung der Prodromalphase zeige. 

Neuer Wirkstoff zur FrĂŒhbehandlung von MigrĂ€ne?

Der Wirkstoff Ubrogepant (UbrelvyÂź) gehört zu den MigrĂ€netherapeutika aus der Klasse der Gepante und ist in den USA seit 2019 zur Akutbehandlung zugelassen. In Deutschland kommt seit Kurzem der verwandte Wirkstoff Atogepant (AquiptaÂź) sowohl fĂŒr die Akutbehandlung als auch zur Prophylaxe zum Einsatz. Rimogepant (VyduraÂź) ist seit 2022 zugelassen.

Alle Substanzen sind Antagonisten am Rezeptor des Calcitonin gene related peptide (CGRP). Dieses entzĂŒndungsfördernde Neuropeptid wird aus den Nervenfasern des Trigeminusnervs freigesetzt und spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von MigrĂ€ne.

Die Phasen der MigrÀne

  1. Die Prodromalphase, also die Vorphase einer MigrĂ€ne, setzt bei vielen Betroffenen bereits sehr frĂŒh ein. Sie kann von leichten Beschwerden wie Heißhunger, Unruhe oder Gereiztheit bis zu schwerer Fatigue, depressiven Verstimmungen, Übelkeit und Nackenschmerzen reichen und die Patienten stark einschrĂ€nken.
  2. Bei 10 bis 15 Prozent der MigrĂ€nepatienten folgt dann eine maximal einstĂŒndige Auraphase, die mit Sehstörungen, SchwĂ€che und Missempfindungen in den ExtremitĂ€ten, Sprachstörungen, Schwindel und Gangunsicherheit einhergehen kann und langsam einsetzt und abklingt.
  3. Erst dann macht sich der meist einseitige, oft pulsierende MigrĂ€nekopfschmerz bemerkbar, der bis zu 72 Stunden anhalten und mit Übelkeit, Licht- und GerĂ€uschempfindlichkeit gemeinsam auftreten kann.

Gelingt es, zum Beispiel mit Ubrogepant, die MigrÀneattacke in der Prodromalphase zu stoppen, kann das Betroffenen also mehrere Tage dauernde Beschwerden ersparen.

MigrÀne in Zukunft anders behandeln?

Um eine MigrĂ€ne zu behandeln, macht eine frĂŒhzeitige Einnahme der Medikamente immer Sinn. Als nĂ€chstes werden weitere Studien gebraucht, um sicher zu sein, dass Ubrogepant MigrĂ€ne bereits in der Prodromalphase stoppen kann.

Dann könnte man zukĂŒnftig MigrĂ€ne nicht erst in der Akutphase behandeln, wie es weitgehend ĂŒblich ist. Vielmehr ermöglicht ein neuer Ansatz es, gezielt im FrĂŒhstadium einzugreifen, um die MigrĂ€ne in der Entstehung aufzuhalten.

Quelle:
https://www.geo.de/wissen/gesundheit/studie--wirkstoff-kann-auch-migraene-vorboten-bessern-35718252.html
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/mit-ubrogepant-gegen-vorzeichen-der-migraene-155880/
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/ratgeber-archiv/artikel/vorphase-kann-migraene-attacke-ankuendigen/

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