Eine Frau auf einem Weihnachtsmarkt beißt in einen kandierten Apfel.© Drazen Zigic/iStock/Getty Images Plus
GenĂĽsslich in einen Apfel beiĂźen: Dazu haben Forschende neue Allergiker-Sorten entwickelt.

Seit November

NEUE APFELSORTEN FĂśR ALLERGIKER: WAS STECKT DAHINTER?

Weihnachtszeit ohne Apfel, Nuss und Mandelkern? Zwei neue Apfelsorten könnten für Allergiker zumindest einen Teil des Dilemmas lösen. Wie unterscheiden sich die Pompur®-Sorten von alten Apfelsorten und wie sicher antiallergen sind sie?

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Zwei bis drei Prozent der Europäer sind allergisch gegen Äpfel. Sie reagieren mit Kribbeln und Brennen im und am Mund, Lippen und Zunge schwellen an. Das heißt für sie, dass sie auf eine gesunde, regionale – und leckere – Vitaminquelle verzichten müssen.

Manche Allergiker können zu alten Apfelsorten greifen, manchen hilft es, das Obst durchzugaren. Forschende aus Deutschland haben jetzt eine weitere Alternative geschaffen: neue Apfelsorten speziell für Allergiker.

Was bisher geschah: Alte Apfelsorten oder Abkochen

Wer gegen Äpfel allergisch ist, reagiert auf bestimmte Eiweiße, die in allen Apfelsorten vorkommen; hierzulande vor allem auf das Protein Mal d1. Oft steckt eine Allergie gegen Birkenpollen dahinter, denn deren Eiweiße ähneln denen in Äpfeln so sehr, dass das Immunsystem auf beide reagiert. Da Eiweiße hitzelabil sind, können viele Allergiker durchgegarte Äpfel essen: In Apfelkuchen, industriell pasteurisiertem Apfelsaft und Apfelmus sind die Allergene denaturiert.

Auch alte Apfelsorten sind für einige Allergiker essbar. Alte Apfelsorten wie Boskop und Jonathan enthalten bis zu viermal so viele Polyphenole wie Elstar oder Braeburn. Und die binden an die Allergene, verändern die Immunglobulin-E-Bindungsstellev in ihrer Struktur und machen sie so für das Immunsystem unkenntlich. Da Polyphenole jedoch sauer schmecken und der allgemeine Geschmack sich zum Süßen verändert hat, sind Polyphenole in neueren Sorten weniger konzentriert enthalten wie in alten Apfelsorten.

Tipp für Allergiker: Frische Äpfel, schälen
Egal welche Apfelsorte, für Allergiker ist vor allem die Schale der Früchte problematisch. Denn in ihr sitzen besonders viele allergene Eiweiße. Ein Tipp ist deshalb: vor dem Verzehr schälen! Außerdem sinkt der Polyphenolgehalt beim längeren Lagern, weniger Allergene werden abgebaut. Deshalb sind frische Äpfel meist besser verträglich als ältere der gleichen Apfelsorte.

Neue Apfelsorten fĂĽr Allergiker

Forschende der TU München, der Hochschule Osnabrück und der Berliner Charité haben nun zwei neue Apfelsorten für Allergiker entwickelt. Beide Apfelsorten sind unter dem Markennamen Pompur® seit dem 15. November erhältlich. Für Allergiker interessant: Die Äpfel sind nicht etwa reich an Polyphenolen wie alte Apfelsorten, sondern enthalten besonders wenig vom Allergen Mal d1.

Auf dieses und weitere allergene Proteine hat das Forschungsteam zahlreiche Apfelsorten untersucht. Zwei davon kreuzten sie und schufen so 30 neue Varianten. Unter diesen stachen zwei besonders allergenarme Apfelsorten heraus – das sind die, die jetzt als Pompur® verkauft werden. Sie blühen zu unterschiedlichen Zeitpunkten, sodass die neuen Apfelsorten für Allergiker über eine längere Zeit hinweg angeboten werden können.

Spannend dabei ist, dass sich Umweltfaktoren wie etwa das Wetter auf den Allergengehalt der Apfelsorten im jeweiligen Erntejahr auswirken. Deshalb testete die Forschungsgruppe Pompur® über mehrere Jahre hinweg.

Im Mittelmeerraum sind Pfirsich-Allergien ĂĽblicher, deshalb wird dort aktuell an neuen Pfirsichsorten geforscht.

Lösen die neuen Apfelsorten wirklich keine Allergie aus?

Auch wenn die neuen Apfelsorten gezielt für Allergiker gezüchtet wurden, sind allergische Reaktionen möglich. Im Rahmen der Verträglichkeitsstudie kosteten Probanden erst einmal 30 Gramm der neuen Apfelsorten und warteten dann zehn Minuten auf Anzeichen einer Allergie.

Die Entwickler der Apfelsorten haben für Allergiker die Empfehlung, beim Probieren ähnlich vorzugehen:

  1. Zunächst die Äpfel mit den Lippen berühren, abwarten
  2. Ein kleines StĂĽck probieren, abwarten
  3. In kleinen Mengen weiter verzehren

Wo gibt es die Apfelsorten fĂĽr Allergiker?

Zunächst werden nur 400 Tonnen der neuen Apfelsorten vertrieben – im Vergleich zu einer Million Tonnen Apfel-Gesamternte in Deutschland. Seit dem 15. November sind die Pompur®-Apfelsorten in ausgewählten Supermärktenerhältlich. Falls die Apfelsorten für Allergiker gut ankommen, soll die Produktion in den nächsten drei Jahren auf das Zehnfache ausgebaut werden.

Quellen:
https://www.swr.de/leben/gesundheit/allergiker-freundlicher-apfel-100.html
https://www.chemie.uni-hamburg.de/institute/lc/arbeitsgruppen/buchweitz/forschung/lmc-04-23-4c-kaeswurm-2.pdf
https://rundschau.de/news/apfelernte-uebersteigt-voraussichtlich-1-million-tonnen-marke/

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