Ein Krankenpfleger oder Arzt mit Gesichtsvisier impft einen Mann mit Glatze.© EvgeniyShkolenko/iStock/Getty Images Plus
Krebspatienten, die während ihrer Immuntherapie einen mRNA-Impfstoff gegen Corona erhielten, überlebten doppelt so häufig.

IMMUNTHERAPIE GEGEN KREBS: CORONA-IMPFUNG VERBESSERT DIE WIRKUNG

Eine Immuntherapie ist für viele Betroffene die letzte Hoffnung gegen Krebs. Die Behandlung soll dem Krebs die Möglichkeit nehmen, sich vor dem Immunsystem zu verstecken. Wann eine Immuntherapie Erfolg hat und wann nicht, ist kaum vorherzusagen. Möglicherweise kann eine Corona-Impfung das ändern.

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Eine Immuntherapie kommt gegen verschiedene Arten von Krebs zum Einsatz. Eine Möglichkeit besteht in sogenannten Checkpoint-Inhibitoren. Sie hindern Krebszellen daran, sich der Immunabwehr zu entziehen. Wie gut die Behandlung wirkt, kann man selten vorher wissen. Während manche Menschen gut darauf ansprechen, profitieren andere kaum.

Ein Team aus den USA könnte nun einen wichtigen Zusammenhang entdeckt haben, der die Wirksamkeit einer Immuntherapie gegen Krebs deutlich verbessert. Dabei spielt die Corona-Impfung eine zentrale Rolle.

Immuntherapie durch Corona-Impfung wirksamer gegen Krebs?

Eine Immuntherapie wirkt gegen verschiedene Arten von Krebs, aber nicht bei jedem Menschen gleich gut. Ein Team um Steven Lin vom MD Cancer Center der University of Texas ist dazu auf einen interessanten Zusammenhang gestoßen. Die Forschenden werteten Daten krebskranker Personen aus, die innerhalb von 100 Tagen nach Beginn einer Immuntherapie gegen ihren Krebs eine Corona-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff erhalten hatten.

Das Ergebnis verblüfft: Diese Personen waren mit einer doppelt so hohen Wahrscheinlichkeit nach drei Jahren noch am Leben wie die, bei denen keine Corona-Impfung stattfand.

So hängen mRNA-Impfstoffe mit der Krebstherapie zusammen

Lin und sein Team untersuchten Daten von mehr als 1000 Personen, die zwischen 2019 und 2023 eine Immuntherapie gegen Krebs in der Lunge oder auf der Haut erhielten. Diese Therapie bestand in der Anwendung von Checkpoint-Inhibitoren. Weiterführende Untersuchungen zeigten, wie die Corona-Impfung die Wirkung der Immuntherapie gegen den Krebs verbesserte.

Die mRNA-Impfstoffe versetzten das Immunsystem in erhöhte Alarmbereitschaft, was ein stärkeres Vorgehen gegen die Krebszellen nach sich zog. Als Reaktion darauf produzierten die Tumorzellen verstärkt das Immuncheckpoint-Protein PD-L1, das die Immunabwehr bremst.

Das Besondere: Die Immuntherapie gegen Krebs durch Checkpoint-Inhibitoren richtet sich genau gegen dieses Protein. So hilft die Corona-Impfung dabei, die Krebszellen der Immunabwehr auszuliefern und verbessert die Wirkung der Checkpoint-Inhibitoren erheblich.

Corona-Impfung als Standardmaßnahme?

Dass die Corona-Impfung mit mRNA-Impfstoffen die Tumorzellen enttarnt, könnte für die Immuntherapie gegen Krebs einen Durchbruch bedeuten. Während man bisher kaum vorhersagen konnte, ob die Krebszellen auf die Behandlung ansprechen, könnte sich das jetzt ändern.

Die „massiv verbesserte Überlebensrate“ durch die starke Immunreaktion auf den Tumor findet nicht nur das Team um Lin ermutigend. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, könnte die Verabreichung eines mRNA-Impfstoffes bald eine kostengünstige Standardmethode sein, um die Wirkung einer Immuntherapie gegen Krebs zu verbessern. Vor allem bei Tumoren, die schlecht auf eine Immuntherapie ansprachen, könnte diese durch eine Corona-Impfung besser gegen den Krebs wirken. In diesen Fällen verfünffachte sich die Überlebensrate nach drei Jahren sogar.

Wie es weitergeht

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt aber: Es handelt sich bei der Studie um eine retrospektive Untersuchung, die keine Kausalzusammenhänge belegen kann. Ob eine Immuntherapie gegen Krebs durch eine anschließende Corona-Impfung tatsächlich besser wirkt, soll eine randomisierte, kontrollierte Studie nun zeigen.

Quellen:
https://www.spektrum.de/news/krebsmedizin-mrna-impfstoffe-machen-krebstherapie-wirksamer/2292571
https://www.eurekalert.org/news-releases/1102381

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