Ein Rotfuchs steht in einem Garten vor einem Blumenbeet.© Dgwildlife /iStock/Getty Images Plus
FĂŒchsen begegnen wir heute lĂ€ngst nicht mehr nur im Wald.

Mythen und Fakten

AKTUELLE LAGE ZUM FUCHSBANDWURM IN DEUTSCHLAND

Die StrĂ€ucher hĂ€ngen voll mit reifen Brombeeren, doch beim PflĂŒcken sind viele zurĂŒckhaltend, könnte man sich doch eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm durch Beeren einfangen. Stimmt das? Hier kommen Mythen und Fakten zum Fuchsbandwurm in Deutschland.

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Infektionen mit dem Fuchsbandwurm (Echinokokkose) sind in Deutschland meldepflichtig. JĂ€hrlich werden etwa 40 bis 50 FĂ€lle gemeldet. Damit ist es wahrscheinlicher, beim Baden zu ertrinken, als sich in Deutschland mit dem Fuchsbandwurm zu infizieren. Es handelt sich also um eine seltene Erkrankung, die in der Regel auch gut behandelbar ist.

Einer neuen Studie zufolge schĂ€tzen Expert*innen jedoch, dass die Dunkelziffer viel höher liegt und ein großer Teil der Fuchsbandwurm-Infektionen unentdeckt ausheilt. Das liegt an den hĂ€ufig unspezifischen Symptomen, die der Befall mit dem Parasiten auslöst. Worauf zu achten ist und welche Aussagen zum Fuchsbandwurm in Deutschland zutreffen, erfahren Sie im folgenden Faktencheck. Doch schon vorab: Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm durch das Naschen von Beeren ist eher unwahrscheinlich.

Mythos 1: Der Fuchsbandwurm in Deutschland lauert an jeder Ecke.

Nein, die meisten Infektionen mit dem Fuchsbandwurm werden im SĂŒden Deutschlands registriert. Über 60 Prozent der Betroffenen stammen von der SchwĂ€bischen Alb, aus der Alb-Donau-Region, Oberschwaben und dem AllgĂ€u. Der Parasit befĂ€llt vor allem RotfĂŒchse, aber auch andere SĂ€ugetiere der gleichen Gattung oder kleinere Nagetiere, hĂ€ufig als Zwischenwirt.

Jedoch hat der Fuchsbestand seit der verstĂ€rkten BekĂ€mpfung der Tollwut wieder zugenommen. In den Hauptrisikogebieten in Baden-WĂŒrttemberg und Bayern steigen zudem die Zahlen der infizierten FĂŒchse stellenweise auf ĂŒber 70 Prozent.

Mythos 2: Man holt sich den Fuchsbandwurm durch Beeren-Naschen im Wald.

Sich den Fuchsbandwurm durch Beeren zu holen, ist ein sehr unwahrscheinlichen Fall. Bei Menschen, die hÀufig im Wald Beeren, Pilze oder auch BÀrlauch sammeln, konnte kein gehÀuftes Auftreten von Fuchsbandwurm-BefÀllen festgestellt werden.

Lebenszyklus Fuchsbandwurm
WĂ€hrend manche BandwĂŒrmer meterlang werden, ist der Fuchsbandwurm, Echinococcus multilocularis, mit 1,4-3,4 Millimetern klein. Er besitzt einen saugnapfbesetzten Kopf und kleine Haken, mit denen er sich an der Darmwand seines Wirtes festsetzt.

Im letzten Segment des Bandwurms reifen selbstbefruchtende Eier heran, die das erste Larvenstadium des Fuchsbandwurms enthalten. Der Bandwurm stĂ¶ĂŸt dieses Segment bei Zeit ab und die Eier gelangen ĂŒber den Kot in die Umwelt, wo sie lange ĂŒberleben können.

Dort werden sie von Zwischenwirten, meist WĂŒhlmĂ€usen, aber auch Hunden oder Menschen als Fehlwirt aufgenommen. In deren Körper löst sich die Eikapsel auf und die sogenannte Sechs-Haken-Larve bahnt sich ihren Weg zur Leber, selten auch zu anderen Organen. Hier entwickelt sich in einem blasenartigen Gewebe (Finnen) das nĂ€chste Larvenstadium

Diese gallertartigen BlĂ€schen vermehren sich und infiltrieren zunehmend menschliches Gewebe, was den Wirt schwĂ€cht und ihn damit zu einem anfĂ€lligen Beutetier fĂŒr den Endwirt Fuchs macht. Frisst der Fuchs diese Finnen, heften sich die darin enthaltenen Larven wieder an die Darmwand, entwickeln sich zum adulten Fuchsbandwurm und persistieren, bis der Kreislauf erneut beginnt.

Mythos 3: Man infiziert sich bei jedem Kontakt mit dem Fuchsbandwurm.

Die meisten Menschen in Deutschland kommen einmal in ihrem Leben mit dem Fuchsbandwurm in Kontakt. Allerdings kommt es nur in etwa einem von hundert FĂ€llen zu einer Infektion. In der Regel bekĂ€mpft das Immunsystem die aufgenommenen Eier, bevor sich das Larvenstadium entwickelt.

Mythos 4: ImmungeschwÀchte Personen tragen ein besonders hohes Risiko.

Ja, immungeschwÀchte Personen tragen ein höheres Risiko an aufgenommenen Eiern des Fuchsbandwurms zu erkranken als immungesunde Menschen.

Den hĂ€ufigsten Kontakt mit dem Erreger haben HobbygĂ€rtner*innen und Hundebesitzer*innen. Bei der Gartenarbeit haften sich die Eier an die HĂ€nde und können unbemerkt verschluckt werden. Hunde wĂŒhlen und schnĂŒffeln gerne im Dreck, dabei können die Eier aufgeleckt werden oder haften sich am Fell fest. Daher tragen Hundehalter*innen ein höheres Risiko fĂŒr eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm in Deutschland.

Exkurs: Wurmmittel, Anthelminthika

Mit Anthelminthika lassen sich innerliche Infektionen mit WĂŒrmern behandeln. Man unterscheidet:

  • Nematizide: Wirksam gegen Nematoden, also FadenwĂŒrmer wie Spul-, Maden- oder HakenwĂŒrmern
  • Trematodizide: Wirksam gegen Trematoden, also SaugwĂŒrmer wie den Lungen- oder Leberegel
  • Cestodizide: Wirksam gegen Cestoden, also BandwĂŒrmer wie der Rinder-, Hunde- oder Fuchsbandwurm

HĂ€ufig lĂ€sst sich ein Wirkstoff aus einer Gruppe auch gegen Infektionen mit WĂŒrmern anderer Gattungen einsetzen. So wirkt beispielsweise Praziquantel aus der Gruppe der Cestodizide auch gegen SaugwĂŒrmer.

Anthelminthika wirken, indem sie entweder in den Energiestoffwechsel des Wurms eingreifen, beispielsweise die Glucose-Aufnahme hemmen, wodurch der Wurm stirbt. Oder sie lĂ€hmen ihn, indem sie neuronale Übertragungswege beeinflussen. Praziquantel öffnet zum Beispiel Calcium-KanĂ€le in der Zellmembran des Wurms und hĂ€lt diese offen. Der Wurm stirbt durch die dauerhafte Kontraktion (spastische LĂ€hmung) und wird ausgeschieden.

Diese Symptome löst eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm in Deutschland aus

Eine Infektion löst unspezifische Symptome aus:

  • MĂŒdigkeit
  • Schmerzen im Oberbauch
  • grippeartige Beschwerden

Die eingenisteten Finnen teilen und verbreiten sich im menschlichen Gewebe vergleichsweise langsam und lösen demnach auch erst spĂ€t Beschwerden aus, die sicher auf eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm zurĂŒckzufĂŒhren sind. Teilweise können von einem Befall bis zu der Diagnosestellung Jahre vergehen. Ein großer Teil sind Zufallsdiagnosen.

Bei einer gesicherten Diagnose via Ultraschall werden die gebildeten Finnen so gut es geht entfernt. Je nach Befall, Alter der Betroffenen und wie stark die Finnen das Lebergewebe bereits infiltriert haben, ist dies nicht immer möglich.

In jedem Fall muss ein Anthelminthikum (meist Albendazol oder Mebendazol) eingenommen werden, hÀufig ein Leben lang. Unbehandelt stirbt ein Mensch an einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm in Deutschland.

So schĂŒtzen Sie sich vor einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm

Der beste Schutz stellt HĂ€ndewaschen dar: nach dem Waldspaziergang, nach der Gartenarbeit, nach jedem WĂŒhlen im Dreck – unabhĂ€ngig davon, ob man sich im Wald aufgehalten hat oder nicht. Denn der Fuchs erobert Vororte eben so wie InnenstĂ€dte. Tierhalter*innen wird empfohlen, Hunde und Katzen regelmĂ€ĂŸig zu entwurmen.

Quellen:
https://www.swr.de/swrkultur/wissen/fuchsbandwurm-risiko-gepflueckte-beeren-102.html
https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/fuchsbandwurm-102.html
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/fuchsbandwurm/diagnose-therapie.html
https://flexikon.doccheck.com/de/Anthelminthikum

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