Kammerflimmern im Elektrokardiogramm: enge, unregelmäßige Zickzacklinien© Klaus Bargheer/iStock/Getty Images Plus
Nach einem Herzinfarkt fällt der Schutzmechanismus gegen Kammerflimmern aus.

Grund gefunden

HERZINFARKT UND KAMMERFLIMMERN SIND OFT EIN TĂ–DLICHES DUETT

Ein akuter Herzinfarkt ist weltweit die häufigste Todesursache. Neben dem akuten Verschluss der Herzkranzgefäße kann auch ein lebensgefährliches Kammerflimmern als Folge auftreten. Warum ein Herzinfarkt oft solche Herzrhythmusstörungen nach sich zieht, haben Forschende jetzt herausgefunden.

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Das Team aus Freiburg und Kanada hat einen Mechanismus entdeckt, der gesunde Herzen vor Herzrhythmusstörungen schĂĽtzt. Nach einem Herzinfarkt fĂĽhrt er aber dazu, dass Kammerflimmern begĂĽnstigt wird. Die Forschenden haben herausgefunden, was die Ursache ist – und vor allem haben sie Ansätze entdeckt, wie man Betroffenen das Leben retten kann.

Durch die Studie wird einmal mehr deutlich, dass das Herz sich selbst hervorragend regulieren kann. Bei einem Herzinfarkt fallen die Schutzmechanismen aber aus.

Warum nach Herzinfarkt oft Kammerflimmern auftritt

Ein Herzinfarkt kann nicht nur direkt tödlich enden, sondern auch zu gefährlichen Komplikationen wie Kammerflimmern fĂĽhren. Dann fĂĽllt sich das Herz nicht mehr richtig und pumpt zu wenig Blut. Ein lebensbedrohlicher Sauerstoffmangel ist die Folge. Aber was fĂĽhrt nach einem Herzinfarkt so oft zum Kammerflimmern?

Unser Herz besitzt einen natĂĽrlichen Mechanismus, der gesunde Herzen vor mechanisch ausgelösten Herzrhythmusstörungen schĂĽtzt. Bei einem Herzinfarkt bricht dieser Schutz zusammen, zeigen Forschende. In Kaninchenherzen wiesen sie erstmals nach, was auf molekularer Ebene nach einem Herzinfarkt passiert und wie es zum Kammerflimmern kommt.

Schutzmechanismus ausgeschaltet

Den neu entdeckten Zusammenhang zwischen elektrischer und mechanischer Entspannung des Herzens beschreiben Professor Dr. Peter Kohl von der Universitätsmedizin Freiburg und Professor Dr. Alexander Quinn, Dalhouse University Halifax, in ihrer Arbeit. Die sogenannte Repolarisations-Relaxations-Kopplung bricht nach einem Herzinfarkt zusammen, was Kammerflimmern begĂĽnstigt.

Gesunde Herzmuskelzellen kehren während eines Pulsschlages fast augenblicklich in ihren Ruhezustand zurĂĽck in Bezug auf ihre elektrische und mechanische Aktivität. Sie erreichen so extrem schnell wieder den nicht erregten Zustand, was sie weniger anfällig fĂĽr Störungen macht. Weil unser Herz nämlich nicht nur auf elektrische Impulse zum Beispiel des Sinusknotens reagiert, sondern auch auf mechanische Reize wie Dehnung, spielt der Mechanismus eine wichtige Rolle in der Selbstregulation.

Nach einem kĂĽnstlich ausgelösten Herzinfarkt an Kaninchenherzen verkĂĽrzt sich die elektrische Erregungsdauer der Muskelzellen so stark, dass die mechanischen Prozesse nicht folgen können. Erfolgt in diesem Zustand eine unerwartete Dehnung des Herzens, wie sie durch ungleichmäßige Pulsschläge auftreten kann, hat das elektrische FehlzĂĽndungen zur Folge. Diese fĂĽhren zum gefĂĽrchteten Kammerflimmern.

So könnte man nach einem Herzinfarkt Komplikationen verhindern

Die Forschenden haben aber nicht nur herausgefunden, warum ein Herzinfarkt zu Kammerflimmern fĂĽhren kann. Sie beschreiben auch, was man gegen die gefĂĽrchteten Komplikationen tun kann. An Herzmuskelzellen von Kaninchen zeigen sie, dass man nach einem Herzinfarkt gleich mehrere Möglichkeiten haben könnte, Komplikationen zu verhindern.

  • Zum einen ist das die Blockade bestimmter mechano-sensitiver Ionenkanäle,
  • zum anderen die Komplexierung von Calciumionen
  • oder die Reduktion reaktiver Sauerstoffspezies nach einem Herzinfarkt.

In den Versuchen verhinderten diese Maßnahmen die Entstehung von Rhythmusstörungen. Weil die Untersuchungen bisher aber nur an Kaninchen durchgeführt wurden, bleibt noch einiges zu tun. Die Forschenden sind zuversichtlich, dass ihre Erkenntnisse dabei helfen, nach einem Herzinfarkt auch beim Menschen Komplikationen zu verhindern.

Quellen:
https://idw-online.de/de/news853249
Breanne A. Cameron, Peter A. Baumeister, Tarek Lawen, Sara A. Rafferty, Behzad Taeb, Matthew R. Stoyek, Joachim Greiner, Ilija Uzelac, Flavio H. Fenton, RĂ©mi Peyronnet, Peter Kohl, T. Alexander Quinn: „Disturbed Repolarization-Relaxation Coupling During Acute Myocardial Ischemia Permits Systolic Mechano-Arrhythmogenesis“, Circulation Research, 2. Juni 2025. https://doi.org/10.1161/CIRCRESAHA.124.326057 
https://viamedici.thieme.de/lernmodul/541075/537682/herzzyklus+phasen+der+herzaktion

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