Neue Therapie in Sicht
AKTIVIERTE FETTZELLEN BEKÄMPFEN HAARAUSFALL
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Auch wenn die Glatze ihr schlechtes Image langsam verliert – zumindest bei Männern – so steht für viele Menschen volles Haar weiterhin für Attraktivität und Erfolg. Während manche drüberstehen, belastet andere ihr Haarausfall sehr. Nicht jede Person, die zu Ihnen in die Apotheke kommt, kann von lokalen Therapien gegen Haarausfall profitieren. Eine Haartransplantation kommt auch nicht immer infrage.
Forschende rund um den Systembiologen Kang-Yu Tai in Taiwan haben nun einen Mechanismus entschlüsselt, der den Weg zu einer neuen Therapie gegen Haarausfall ebnen könnte. Doch wie sollen Fettzellen Haarausfall bekämpfen?
So bekämpfen aktivierte Fettzellen Haarausfall
„Wenn die obere Hautschicht verletzt oder gereizt wird, löst das ein Signal aus, diese erste Barriere – also das Haar – wiederherzustellen“, schreiben die Autor*innen der Studie. So weit und so bekannt: Bisherige Beobachtungen zeigten bereits, dass kleine Läsionen oder Reizungen der Kopfhaut das Haarwachstum anregen können. Warum das so ist, blieb bislang unklar.
„Wenn die obere Hautschicht verletzt oder gereizt wird, löst das ein Signal aus, diese erste Barriere – also das Haar – wiederherzustellen.“
Die Forschenden konnten diesen Mechanismus nun entschlüsseln: Die Reizung führt zu einer Immunreaktion. Migrierte Immunzellen senden Botenstoffe an Fettzellen. Diese aktivierten Fettzellen senden wiederum Fettsäuren an Haarstammzellen, die daraufhin das Haarwachstum aktivieren.
Es ist also nicht die Entzündungsreaktion verantwortlich, sondern die aktivierten Fettzellen bekämpfen den Haarausfall. So sorgen sie für den Wiederaufbau der äußeren Schutzschicht – weitere Reizungen oder Verletzungen sollen so besser abgewehrt werden. Aber keine Sorge: Die Idee einer neuen Therapie gegen Haarausfall beinhaltet keine (regelmäßigen) Kopfhautreizungen.
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Mäusen wuchsen neue Haare innerhalb von 20 Tagen
Die Forschenden fügten für ihre Untersuchung rasierten Mäusen Hautreizungen zu, sodass sich eine lokale Entzündung entwickelte. Über den beschriebenen Mechanismus konnten sie nachvollziehen, wie die Fettzellen gegen den Haarausfall vorgingen und die Haarstammzellen dazu anregten, neue Haare zu bilden. Was passiert also, wenn der äußere Reiz fehlt, man aber spezielle Fettsäuren auf Haut mit Haarausfall aufträgt, die diese chemischen Botenstoffe imitieren sollen?
Genau das probierte das Team aus: Sie entwickelten ein Serum, das die im Mausversuch identifizierten Fettsäuren enthielt und behandelte die Hautstellen der Mäuse mit Haarausfall damit. Bereits nach 20 Tagen wuchsen kräftige, neue Haare. Hier zeigt sich direkt die erste Einschränkung: Es müssen aktive Haarfollikel vorhanden sein, die angeregt werden können. Nur so wirken die aktivierten Fettzellen gegen Haarausfall.
Bei einem großflächigen und lange bestehenden Haarverlust sind häufig schon zu viele Haarfollikel verkümmert, um flächig neues Haarwachstum zu fördern. Da können die Fettzellen Botenstoffe schicken, so viel sie wollen, gegen Haarausfall helfen diese dann nicht mehr.
Neue Therapie gegen Haarausfall in Sicht?
Auch wenn bereits theoretisch nur eine limitierte Anwendung möglich sein wird, sehen die Forschenden in ihren Ergebnissen großes Potenzial für künftige neue Therapien gegen Haarausfall. Denn zum einen sind die Fettsäuren dem Körper bekannt, bringen also schon ein gewisses Sicherheitsprofil mit. Zum anderen ergeben sich mit der genauen Entschlüsselung des Mechanismus, also wie Fettzellen in der Lage sind, gegen Haarausfall vorzugehen, viele Möglichkeiten weiterer Untersuchungen.
Sollten sich die Ergebnisse auf menschliche Begebenheiten übertragen lassen, könnten im kommenden Jahr bereits klinische Studien folgen. Damit besteht tatsächlich die Hoffnung, den Menschen, die unter Haarausfall leiden, bald eine neue Therapie gegen Haarausfall an die Hand geben zu können – hormonfrei, ohne OP, auf Basis von Fettsäuren.
Quelle: n-tv












