Drei Kleckse von halbfesten Zubereitungen: eine weiße Creme, ein farbloses Gel und eine gelbe Salbe oder Paste© Iryna Mylinska/iStock/Getty Images Plus
Die Galenik der Grundlage bestimmt mit, wie die Haut auf die Zubereitung reagiert – und ist damit hoch beratungsrelevant.

Unterschiede

SALBE? CREME? GEL? – SO EMPFEHLEN SIE DIE PASSENDE GALENIK

Viele Kund*innen greifen zur „Salbe“ – und meinen irgendetwas aus der Tube. Doch die Galenik ist alles andere als nebensächlich: Sie entscheidet darüber, wie effektiv Arzneistoffe wirken, wie die Haut reagiert und ob die Anwendung angenehm ist. In diesem Beitrag finden PTA Beratungstipps.

Seite 1/1 5 Minuten

Seite 1/1 5 Minuten

„Haben Sie eine Salbe gegen Muskelkater?“ Solche Fragen hören PTA täglich. Meint Ihr Gegenüber nun wirklich eine Salbe? Oder eine Creme? Was für viele Kund*innen nach einer Kleinigkeit klingt, ist in Wirklichkeit eine kleine Wissenschaft. Denn nicht jede Grundlage passt zu jedem Wirkstoff – und nicht jede Konsistenz zur jeweiligen Hautstelle. Ob fettig, wässrig oder Gel-artig: Die richtige galenische Grundlage zu empfehlen macht den Unterschied.

Bei Rezepturen von Salben oder Cremes ist zu beachten, dass alle Grundlagen auch ohne Arzneistoffzusatz eine Eigenwirkung auf die Haut und Hauterkrankungen haben. Deshalb sollten sie nicht ausgetauscht werden.

Was steckt in der „Creme“ – und warum ist das wichtig?

Ob in der TV-Werbung oder im Arzneischrank zu Hause: „Salbe“ wird oft als Sammelbegriff verwendet für Cremes, Gele, Pasten und tatsächliche Salben. Dabei gibt es klare Unterschiede bei den halbfesten Zubereitungen. Entscheidend ist dabei die Grundlage, also der Wirkstoffträger. Sie beeinflusst nicht nur die Konsistenz und das Hautgefühl, sondern auch

  • wie schnell ein Wirkstoff freigesetzt wird,
  • wie tief er eindringen kann,
  • wie lange die Zubereitung auf der Haut verbleibt,
  • und wie gut sie vertragen wird.

Gerade bei sensibler, verletzter oder entzĂĽndeter Haut ist der Unterschied zwischen Creme und Salbe essenziell.

Salbe, Creme, Gel – oder Paste?

Cremes sind Grundlagen mit fettigem oder öligem Anteil (O) sowie Wasser (W). Sie sind also (mindestens) zweiphasig. Je nachdem, welcher Anteil überwiegt und welcher Emulsionstyp vorliegt, unterscheiden wir einerseits hydrophile Öl-in-Wasser- oder O/W-Cremes von andererseits lipophilen Wasser-in-Öl- oder W/O-Cremes. Eine O/W-Creme kühlt, weil der Wasseranteil auf der Haut verdunsten kann. Bei einer W/O-Creme hingegen ist der Wasseranteil im Öl eingeschlossen, sie verdunstet und kühlt also nicht.

Übrigens: Basiscreme DAC ist eine amphiphile Creme. Sie enthält sowohl O/W- als auch W/O-Emulgatoren. Fett- und Wasserphase haben ungefähr den gleichen Anteil.

 

Hier gilt: Augen auf beim Beliefern von Rezepten. Es ist möglich, dass eine O/W-Creme verordnet wurde, der Rabattvertrag aber eine W/O-Creme vorsieht. Trotz gleichen Wirkstoffs wären die Eigenschaften des Austausch-Arzneimittels grundlegend unterschiedlich, obwohl beide Präparate als Creme bezeichnet werden.

Salben enthalten kein Wasser, sie sind einphasig. Hydrophile Salben sind mit Wasser mischbar, etwa auf Grundlage von Macrogolen. Auch Absorptionsbasen wie Wollwachsalkoholsalbe und Hydrophile Salbe DAB können Wasser aufnehmen. Im Unterschied zu hydrophilen Salben enthalten sie Emulgatoren. Definitionsgemäß ist die Hydrophile Salbe DAB also gar keine hydrophile Salbe – sondern eben eine Absorptionsbase. Wollwachsalkoholsalbe geht W/O-Emulsionen, Hydrophile Salbe DAB O/W-Emulsionen ein. Hat eine Salbe Wasser aufgenommen, wird sie zur Creme.

Hydrophobe Salben beruhen auf fettähnlichen Substanzen wie Vaselin oder Paraffin und können kein Wasser aufnehmen. Sie haben auf der Haut einen okkludierenden Effekt. Der reduziert einerseits den transdermalen Wasserverlust, schließt also Feuchtigkeit in der Haut ein. Andererseits kann sich darunter Wärme stauen.

Gele sind FlĂĽssigkeiten, die durch ein Quellmittel eine halbfeste Konsistenz annehmen. Auch hier gibt es Unterschiede: Hydrogele entstehen etwa aus Wasser, Glycerol oder Propylenglycol und haben, wie hydrophile Cremes, durch die Verdunstung auf der Haut einen kĂĽhlenden Effekt. Oleogele basieren auf lipophilen FlĂĽssigkeiten wie Paraffin.

Pasten enthalten mindestens 20 Prozent dispergierten, also fein verteilten Feststoff. Dadurch wird ihre Konsistenz fester, oft auch zäh. Im Prinzip kann sowohl aus Cremes als auch aus Salben und Gelen eine Paste werden, indem der Feststoffanteil erhöht wird. Ein bekanntes Beispiel ist Zinkpaste.

Unterschiede zwischen Salbe, Creme & Co. im Ăśberblick

Darreichungsform Typische Merkmale Ideal bei…
Salbe Kein Wasseranteil, okklusiv Sehr trockener Haut, chronischen Beschwerden
Fettcreme (W/O) W/O-Emulsion, rĂĽckfettend Gereizter, schuppiger Haut
Feuchtigkeitscreme (O/W) O/W-Emulsion, leicht einziehend, eventuell kühlend Akut entzündeter Haut, fettiger Haut, großflächiger Anwendung
Gel Leicht, Hydrogele kĂĽhlend Akuten Beschwerden mit Bedarf zum KĂĽhlen, z.B. Prellungen, Insektenstiche
Paste Hoher Feststoffanteil, zäh, abdeckend Nässenden Hautstellen, Windeldermatitis

Beratung leicht gemacht: Die richtige Grundlage zur richtigen Zeit

Akut oder chronisch? Diese Frage stellt sich zum Beispiel bei atopischer Dermatitis, also Neurodermitis.Bei akuten, entzündlichen Prozessen sind leichte, nicht okklusive Formen wie Gele (ohne Alkohol!) oder O/W-Cremes sinnvoll. Sie kühlen, ziehen schnell ein und reizen nicht zusätzlich. Bei chronischen Beschwerden, trockener oder schuppender Haut können zur Basispflege fettige Zubereitungen wie Salben oder W/O-Cremes die Hautbarriere schützen und die Resorption der Inhaltsstoffe verbessern.

Wo wird das Arzneimittel angewendet? Im Gesicht, in Hautfalten oder auf behaarten Arealen empfehlen Sie lieber leichte Grundlagen, also Hydrogele oder O/W-Cremes. An den Ellenbogen, Knien oder FĂĽĂźen eignen sich auch fetthaltigere Zubereitungen: W/O-Cremes und Salben.
Im Unterschied dazu sollten auf Schleimhäuten, etwa im Intimbereich oder im Mund, nur speziell dafür gedachte galenische Formen angewendet werden. In der Regel sind sie hydrophil.

Drei typische Irrtümer – und wie PTA sie aufklären

  • „Je fetter, desto besser“
    Nicht immer! Fettige Grundlagen wie Salben eignen sich für sehr trockene, schuppige Haut – können aber nässende oder entzündete Areale verschlimmern.
  • „Ein Gel ist immer besser, weil es schnell einzieht.“
    Gele fühlen sich angenehm an, zumindest Hydrogele haben aber keine rückfettende Wirkung. Für sehr trockene Haut sind sie deshalb wenig geeignet. Außerdem können alkoholhaltige Gele die Haut reizen und weiter austrocknen.
  • „Salben gehören immer unter einen Verband.“
    Nicht jede Grundlage ist fĂĽr die Abdeckung mit Pflastern oder Kompressen geeignet. Die Okklusion durch den Verband kann dafĂĽr sorgen, dass zu viel Wirkstoff in die Haut penetriert oder dass ein KĂĽhleffekt verloren geht.

Beratungstipp: Kompliziertes einfach erklären

PTA müssen im Beratungsgespräch keinen Galenikunterricht halten – aber manchmal hilft ein Vergleich, um Ihren Kund*innen den Unterschied zwischen Gel, Salbe oder Creme zu verdeutlichen.


„Stellen Sie sich das so vor: Ein Gel ist wie Wasser – es kühlt und zieht schnell ein. Eine Creme ist wie Milch – ein bisschen von allem. Und eine Salbe ist wie Butter – sie bleibt länger auf der Haut und schützt.“
 

Zusätzlich hilft oft eine kleine Probeanwendung in der Apotheke mit Produkten aus der Kosmetikfreiwahl, bei der Kund*innen die Unterschiede in der Konsistenz von Salbe, Creme oder Gel spüren können.

PTA vermitteln zwischen Tube und Therapie

Die Entscheidung für eine Salbe oder eine Creme kann den Unterschied bei der Behandlung ausmachen – oder bei ihren Nebenwirkungen. PTA bringen hier nicht nur Wissen, sondern auch Fingerspitzengefühl mit.
Wer sich regelmäßig vor Augen führt, warum eine Salbe keine Creme ist, kann sicher und individuell beraten. Und Kund*innen danken es mit Vertrauen – und einem Wiederkommen.

×