Eine junge Frau mit langen dunklen Haaren wendet sich bedrückt von einer Gruppe lachender Freunde ab.© Prostock-Studio / iStock / Getty Images Plus
Für Menschen mit sozialer Angststörung beginnt mit den warmen Sommermonaten eine besonders schwierige Zeit.

Symptome

SOZIALE ANGSTSTÖRUNG IM SOMMER: WAS JETZT HILFT

Viele Menschen freuen sich auf den Sommer – doch wer unter einer sozialen Angststörung leidet, empfindet diese Zeit als Belastung. Welche Symptome sozialer Angst typisch sind und wie eine Therapie bei sozialer Phobie helfen kann, erklärt ein Experte.

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Sommerzeit ist Feierzeit: Straßenfeste, Hochzeiten, Grillabende, draußen Menschen treffen. Für viele klingt das nach Spaß und Geselligkeit. Doch für Menschen mit sozialer Angststörung beginnt mit dem Sommer eine besonders schwierige Phase.

„Gerade in den Sommermonaten, wenn spontane Treffen und größere Veranstaltungen zunehmen, spitzt sich die Situation für viele zu“, erklärt Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Soziale Angst: Das sind die Symptome

„Eine soziale Angststörung ist mehr als bloße Schüchternheit“, so Häfner. Sie äußert sich durch intensive Furcht davor, im Mittelpunkt zu stehen, bewertet oder abgelehnt zu werden. Selbst einfache Gespräche mit Nachbarn werden für Betroffene zur Belastung.

Typische Symptome sozialer Angst sind Herzrasen, Zittern, Erröten oder sogar Panikattacken. Häfner erklärt:

„Betroffene vermeiden häufig Situationen mit solchem Stresspotenzial ganz. Oftmals entwickelt sich daraus ein Teufelskreis, denn die Vermeidung schützt kurzfristig, verstärkt aber langfristig die Furcht und führt zu Einsamkeit und sozialem Rückzug.“

Woher kommt die Angst vor Menschen?

Die Angst vor Menschen entwickelt sich oft im Jugendalter. Auslöser können Mobbing, hoher Leistungsdruck oder übermäßige Kritik im familiären Umfeld sein. Wer mit Konfliktvermeidung aufwächst, lernt selten, mit sozialen Herausforderungen umzugehen – das fördert die Entstehung einer sozialen Angststörung.

Auch die ständige Bewertung durch soziale Medien verstärkt die Symptome sozialer Angst. „In unserer Gesellschaft herrscht ein hoher sozialer Erwartungsdruck“, sagt Häfner. Dieser Druck kann die Angst vor Menschen zusätzlich anfeuern.

Was hilft bei sozialer Phobie?

Niemand muss sich mit einer sozialen Angststörung abfinden. Wer sich belastet fühlt, kann mit kleinen Schritten gegensteuern. Statt sich direkt auf große Veranstaltungen zu wagen, helfen zunächst kurze, überschaubare Kontakte – etwa ein Spaziergang mit einer vertrauten Person. Das kann helfen, die Angst vor Menschen zu reduzieren.

Atemübungen und Achtsamkeitstechniken wirken beruhigend. Wichtig ist außerdem der Umgang mit den eigenen Gedanken. Häfner rät, negative Überzeugungen wie „Ich blamiere mich“ zu erkennen und zu hinterfragen – ein Ansatz, der auch in der Therapie sozialer Phobie verwendet wird.
Häufig zeigt sich dabei: Die innere kritische Stimme ist viel lauter als jede reale Rückmeldung von außen.

Therapieformen bei sozialer Phobie

Wenn die soziale Angststörung das Leben stark einschränkt, ist psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll. Häfner betont:

„Niemand muss mit seiner Angst vor Menschen allein bleiben. Soziale Angststörung ist behandelbar – der erste Schritt ist, darüber zu sprechen.“

Besonders bewährt hat sich die kognitive Verhaltenstherapie – eine verbreitete Form der Therapie bei sozialer Phobie.
Dabei lernen Patient:innen, angstauslösende Gedanken zu erkennen und zu hinterfragen. Gruppentherapien bieten zusätzlich die Möglichkeit, soziale Situationen in sicherem Rahmen zu üben und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurückzugewinnen.

In schweren Fällen kann auch eine medikamentöse Begleitung durch einen Psychiater helfen, die Symptome sozialer Angst zu lindern.

Quelle: dpa

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