Eine junge Frau mit langen dunklen Haaren wendet sich bedrückt von einer Gruppe lachender Freunde ab.© Prostock-Studio / iStock / Getty Images Plus
Für Menschen mit sozialer Angststörung beginnt mit den warmen Sommermonaten eine besonders schwierige Zeit.

Symptome

SOZIALE ANGSTSTĂ–RUNG IM SOMMER: WAS JETZT HILFT

Viele Menschen freuen sich auf den Sommer – doch wer unter einer sozialen Angststörung leidet, empfindet diese Zeit als Belastung. Welche Symptome sozialer Angst typisch sind und wie eine Therapie bei sozialer Phobie helfen kann, erklärt ein Experte.

Seite 1/1 3 Minuten

Seite 1/1 3 Minuten

Sommerzeit ist Feierzeit: StraĂźenfeste, Hochzeiten, Grillabende, drauĂźen Menschen treffen. FĂĽr viele klingt das nach SpaĂź und Geselligkeit. Doch fĂĽr Menschen mit sozialer Angststörung beginnt mit dem Sommer eine besonders schwierige Phase.

„Gerade in den Sommermonaten, wenn spontane Treffen und größere Veranstaltungen zunehmen, spitzt sich die Situation für viele zu“, erklärt Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.

Soziale Angst: Das sind die Symptome

„Eine soziale Angststörung ist mehr als bloĂźe SchĂĽchternheit“, so Häfner. Sie äuĂźert sich durch intensive Furcht davor, im Mittelpunkt zu stehen, bewertet oder abgelehnt zu werden. Selbst einfache Gespräche mit Nachbarn werden fĂĽr Betroffene zur Belastung.

Typische Symptome sozialer Angst sind Herzrasen, Zittern, Erröten oder sogar Panikattacken. Häfner erklärt:

„Betroffene vermeiden häufig Situationen mit solchem Stresspotenzial ganz. Oftmals entwickelt sich daraus ein Teufelskreis, denn die Vermeidung schützt kurzfristig, verstärkt aber langfristig die Furcht und führt zu Einsamkeit und sozialem Rückzug.“

Woher kommt die Angst vor Menschen?

Die Angst vor Menschen entwickelt sich oft im Jugendalter. Auslöser können Mobbing, hoher Leistungsdruck oder übermäßige Kritik im familiären Umfeld sein. Wer mit Konfliktvermeidung aufwächst, lernt selten, mit sozialen Herausforderungen umzugehen – das fördert die Entstehung einer sozialen Angststörung.

Auch die ständige Bewertung durch soziale Medien verstärkt die Symptome sozialer Angst. „In unserer Gesellschaft herrscht ein hoher sozialer Erwartungsdruck“, sagt Häfner. Dieser Druck kann die Angst vor Menschen zusätzlich anfeuern.

Was hilft bei sozialer Phobie?

Niemand muss sich mit einer sozialen Angststörung abfinden. Wer sich belastet fĂĽhlt, kann mit kleinen Schritten gegensteuern. Statt sich direkt auf groĂźe Veranstaltungen zu wagen, helfen zunächst kurze, ĂĽberschaubare Kontakte – etwa ein Spaziergang mit einer vertrauten Person. Das kann helfen, die Angst vor Menschen zu reduzieren.

AtemĂĽbungen und Achtsamkeitstechniken wirken beruhigend. Wichtig ist auĂźerdem der Umgang mit den eigenen Gedanken. Häfner rät, negative Ăśberzeugungen wie „Ich blamiere mich“ zu erkennen und zu hinterfragen – ein Ansatz, der auch in der Therapie sozialer Phobie verwendet wird.
Häufig zeigt sich dabei: Die innere kritische Stimme ist viel lauter als jede reale Rückmeldung von außen.

Therapieformen bei sozialer Phobie

Wenn die soziale Angststörung das Leben stark einschränkt, ist psychotherapeutische UnterstĂĽtzung sinnvoll. Häfner betont:

„Niemand muss mit seiner Angst vor Menschen allein bleiben. Soziale Angststörung ist behandelbar – der erste Schritt ist, darüber zu sprechen.“

Besonders bewährt hat sich die kognitive Verhaltenstherapie – eine verbreitete Form der Therapie bei sozialer Phobie.
Dabei lernen Patient:innen, angstauslösende Gedanken zu erkennen und zu hinterfragen. Gruppentherapien bieten zusätzlich die Möglichkeit, soziale Situationen in sicherem Rahmen zu üben und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zurückzugewinnen.

In schweren Fällen kann auch eine medikamentöse Begleitung durch einen Psychiater helfen, die Symptome sozialer Angst zu lindern.

Quelle: dpa

×