Optimale Bedingungen
WEIN RICHTIG LAGERN â LIEBER UNTERM BETT ALS AUF DEM FENSTERBRETT
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Es passiert immer wieder: Man macht bei einer Weinverkostung mit, verliebt sich in einen edlen Tropfen â und gibt dafĂŒr schon mal mehr aus als geplant. Und wenn man die Flasche dann spĂ€ter daheim öffnet, schmeckt sie irgendwie anders. Das kann natĂŒrlich an der berĂŒhmten verĂ€nderten Umgebung und AtmosphĂ€re liegen â aber auch daran, wie man Wein lagert.
âLeute geben manchmal viel Geld aus fĂŒr Wein, lagern aber die Flasche nicht richtigâ, sagt Katrin Puff vom Weingut Kloster Eberbach. Die Leiterin der Kellerwirtschaft hat in ihrem Weinkeller in der hessischen Weinstadt Eltville natĂŒrlich 1-a-Bedingungen. Aber an ihrer Beobachtung ist etwas dran â denn viele unterschĂ€tzen, wie wichtig es ist, Wein richtig zu lagern.
Die richtige Temperatur â ohne Sonne und Vibrationen
Das so ziemlich Grauenhafteste, was man einem Wein antun kann, ist ein Standort auf dem Fensterbrett. Das mag zwar reprĂ€sentativ aussehen. Aber: âWein liebt die Dunkelheit. UV-Strahlen können unerwĂŒnschte Reaktionen im Wein hervorrufen, die den Geschmack des Weines negativ beeinflussen. Das gilt insbesondere fĂŒr WeiĂweine in hellen Flaschenâ, sagt Steven Buttlar, Sprecher der Sommelier-Union.
Doch nicht nur das Licht ist ein wichtiger Faktor, wenn man Wein lagern will, sondern auch die Temperatur: âIdeal sind 12 bis 16 Gradâ, so Buttlar.
Was fĂŒr ihn allerdings noch wichtiger ist als die absolute Temperatur, ist die Konstanz. âHohe Schwankungen wirken sich negativ auf den Wein aus. Die Geschwindigkeit des Reifeprozesses erhöht sich bei höheren Temperaturen â wertvolle Aromen bleiben auf der Strecke, stabilisierende SĂ€uren werden vorzeitig abgebaut und dem Wein geht schneller die Luft ausâ, erklĂ€rt der Weinexperte. Wer Wein richtig lagern möchte, muss also fĂŒr gleichmĂ€Ăige Bedingungen sorgen.
Deshalb sind fĂŒr Patrick Jacklin vom Weingut Heitlinger im Kraichgau auch Lagerorte wie Dachböden, GartenhĂ€user oder Garagen völlig ungeeignet, âda hier die Temperaturen viel zu stark schwanken und der Wein Schaden nehmen könnteâ.
Gleiches gelte fĂŒr die Lagerung unter oder neben einer Heizung oder oben im Kleiderschrank â alles Orte, an denen man besser keinen Wein lagert.
Steven Buttlar weist auf einen weiteren Aspekt hin, der âGiftâ fĂŒr den Wein ist: ErschĂŒtterungen. âVibrationsfreie Lagerorte â abseits von Waschmaschinen, Heizungen oder Lautsprechern â sind wichtig fĂŒr die optimale Weinlagerung. Besonders gereifte Burgunder, alte Rieslinge oder gereifter Champagner reagieren empfindlich auf ErschĂŒtterungen jeglicher Artâ, erklĂ€rt Buttlar.
Luftfeuchtigkeit und UmgebungsgerĂŒche
Er erinnert auch daran, dass es im Volksmund gerne heiĂt: âder Wein atmetâ. In der Tat findet auch ein leichter Luftaustausch durch den Kork statt. âEr kann dabei auch besonders penetrante UmgebungsgerĂŒche aufnehmen. Deshalb sollten Farben, Lösungsmittel, Benzin oder aggressive Reinigungsmittel im Weinlagerungsraum möglichst vermieden werden.â
Nicht auĂer Acht lassen sollte man zudem die Luftfeuchtigkeit: Ist sie zu niedrig, können Naturkorken mit der Zeit austrocknen. Buttlar erklĂ€rt:
âDann dringt Luft in die Flasche ein und der Wein oxidiert. Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit droht wiederum Schimmel an Etiketten und Kapselnâ.
Um beide Extreme zu vermeiden, wĂ€re eine konstante Luftfeuchtigkeit von 65 Prozent wĂŒnschenswert â ein Faktor, der beim Wein lagern oft vergessen wird. Um also eine konstant kĂŒhle Lagerung mit 65-prozentiger Luftfeuchte und ohne UV-Strahlung zu gewĂ€hrleisten, kommen fĂŒr das Lagern heimischer Weine eigentlich nur KellerrĂ€ume oder WeinklimaschrĂ€nke infrage.
âFalls man beides nicht zu Hause hat, ist ein unbeheizter, fensterloser Raum, zum Beispiel ein kĂŒhler Hauswirtschaftsraum, gut fĂŒr die Weinlagerung geeignetâ, schlĂ€gt Buttlar ersatzweise vor.
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Zur Not auch im Schlafzimmer unter dem Bett lagern
Doch auch solche RÀume sind in Deutschlands Heimen eher rar. Der Experte rÀt:
âBei kleineren Wohnungen kann man seine hochwertigeren Weine zur Not auch vorĂŒbergehend im Vorratsschrank oder unter dem Bett lagernâ.
Wer ĂŒber einen lĂ€ngeren Zeitraum Wein lagern möchte, sollte ĂŒber eine professionelle Weinlagerung nachdenken.
âAm besten in einem Weinkeller mit konstantem Klima. So etwas bieten mittlerweile âStorageâ-Unternehmen in vielen StĂ€dten anâ, sagt Steven Buttlar. Oder wie wĂ€r's mit einem WeinkĂŒhlschrank? âDie gibt es heute fĂŒr fast jedes Budget â vor allem bei gebrauchten kann man ein echtes SchnĂ€ppchen machenâ, sagt Patrick Jacklin.
Wer also zu Hause keinen Platz hat, um Wein zu lagern, findet hier eine praktische Alternative zur klassischen Weinlagerung. Jacklin ist auch Mitglied in einer Winebank. âDas ist ein Private Members' Club, der Weinlagerung und Weinclub vereint. Das Konzept gibt es heute in vielen InnenstĂ€dten und ist ideal fĂŒr alle, die gerne Wein lagern, aber selbst keinen Platz haben.â
Er hat auĂerdem noch einen Trick auf Lager, wenn man Wein besonders lange lagern möchte â etwa fĂŒr einen runden Geburtstag mit Jahrgangswein:
âWenn man da das Etikett ĂŒber Jahrzehnte perfekt erhalten möchte, bietet es sich an, die Flasche in Frischhaltefolie einzurollen.â
Wein ewig lagern? Lieber zu jung als ungenieĂbar
Patrick Jacklin hat beobachtet, dass viele dazu neigen, bei hochwertigen Weinen immer auf DEN richtigen Moment zu warten, um sie zu öffnen.
âIch finde, man sollte nicht zu lange auf den richtigen Anlass warten. Wenn der Wein gut genug ist, ist das Ăffnen der Flasche Anlass genug. Lieber einen Wein zu jung trinken, als dass er nicht mehr zu genieĂen istâ,
rĂ€t der Winzer â denn auch beim Lagern von Wein gilt: zu viel des Guten kann schaden.
Quelle: dpa












