Sensibel beraten
DAS IST WICHTIG BEI STATINEN
Seite 1/1 4 Minuten
Statine haben keinen guten Ruf, meint Apothekerin Dr. Katja Renner, Spezialistin für Arzneimittel und Therapiesicherheit (AMTS) bei einer Fortbildungsveranstaltung zum Thema pharmazeutische Dienstleistungen. Langfristig retten die Substanzen aber Leben.
Steht ein Statin im Medikationsplan, sollte auf ein paar Dinge geachtet werden. Aber das ist leichter gesagt als getan, denn man braucht dabei sehr viel Fingerspitzengefühl. Wie kann das konkret in der Beratung aussehen?
Bei Statinen ist Regelmäßigkeit entscheidend
Vier Punkte zu Statinen fallen Renner sofort ein.
- Zum einen besitzen die Substanzen, besonders Simvastatin, gewisse Wechselwirkungen.
- Zweitens können bei Statinen Nebenwirkungen wie Muskelschmerzen bedeutsam sein.
- Drittens werden sie von den Betroffenen meist nicht gern oder zu unregelmäßig eingenommen.
- Als viertes und letztes kommt Renner noch der Einnahmezeitpunkt in den Sinn, der für die regelmäßige Einnahme entscheidend ist.
Insgesamt, so Renner, sollte man bei der Medikationsanalyse auch Erwartungen und Wünsche der Kunden einbeziehen. Diese kämen im Arztgespräch oft zu kurz.
Statine werden oft nicht gern eingenommen, weil die Einsicht des Patienten fehlt. Ein hoher LDL-Cholesterinspiegel verursacht keine spürbaren Beschwerden, aber: „Je niedriger der LDL-Spiegel, desto geringer das kardiovaskuläre Risiko“, betont Professor Dr. Ulrich Laufs, Leiter der Kardiologie an der Uniklinik Leipzig.
Statine retten also langfristig Leben, indem sie für Behandelte das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle reduzieren. Dazu müssen Statine aber regelmäßig eingenommen werden, und das ist oft nicht der Fall.
Vorurteil: Statine haben starke Nebenwirkungen
Ein Grund für die mangelnde Therapietreue bei Statinen ist, dass Betroffene Nebenwirkungen fürchten oder Muskelschmerzen anderer Ursache mit den Substanzen in Verbindung bringen. Myopathien, also Erkrankungen der Muskulatur, sind aber seltener als angenommen, meint Laufs. Bei neun von zehn Fällen, in denen von Muskelschmerzen unter Therapie mit Statinen berichtet wird, sind diese keine Nebenwirkungen der Substanzen. Vielmehr treten Muskelschmerzen im Alter generell häufiger auf oder haben eine andere Ursache.
Bei neun von zehn Fällen von Muskelschmerzen unter Therapie mit Statinen sind diese keine Nebenwirkungen der Substanzen.
Was tun bei Muskelschmerzen unter Statinen?
Leider, so Laufs, gibt es keine einfachen Tests, ob die eingenommenen Statine als Nebenwirkung für Muskelschmerzen verantwortlich sind. Lediglich dann, wenn die Kreatinkinase im Serum ansteige, sei es eindeutig. Das sei aber sehr selten.
Eine Anwendungspause der Statine von drei bis vier Wochen kann dann nach ärztlicher Anweisung sinnvoll sein, um zu sehen, ob die Schmerzen verschwinden. Anschließend empfiehlt sich eine langsame Aufdosierung mit einem anderen Statin.
Tatsache ist: Negative Pressemeldungen zu Statinen resultieren in sinkenden Abgabezahlen in Apotheken und diese wiederum in mehr Todesfällen, zum Beispiel durch Herzinfarkte.
Eine sensible Kommunikation zu Statinen bei der Abgabe in der Apotheke ist daher ungemein wichtig. Schon kleine Bemerkungen können die Therapietreue gefährden. Umgekehrt können Sie als PTA im Beratungsgespräch zu Statinen viel Gutes bewirken.
Sie als PTA können im Beratungsgespräch zu Statinen viel Gutes bewirken.
Aktuelles zu Statinen:
Statine immer abends? Nicht unbedingt
Auch der Einnahmezeitpunkt der Statine kann neben der Angst vor Nebenwirkungen oder der fehlenden Einsicht für die Therapietreue Bedeutung haben. Zwar soll vor allem Simvastatin wegen seiner kurzen Halbwertszeit abends eingenommen werden, weil die Cholesterinsynthese nachts stattfindet.
Aber: Abends sei die Therapietreue am schlechtesten, warnt Professor Dr. Martin Schulz, Geschäftsführer Arzneimittel bei der ABDA. Besser sei es, die Statine morgens einzunehmen und dafür regelmäßig.
Weitere Tipps zu Statinen
Atorvastatin, das am häufigsten verordnet wird, und Rosuvastatin sind potenter als Simvastatin, besitzen geringere Wechselwirkungen und eine längere Halbwertszeit. Vom Teilen der Tabletten, wie es oft aus Kostengründen geschieht, rät Schulz dringend ab. Statine seien extrem bitter und die Dosiergenauigkeit nicht gegeben.
Wird der LDL-Zielwert nicht erreicht, kann es sinnvoller sein, wenn der Arzt Ezetimib als Kombinationstherapie mit einem Statin verordnet, statt die Statin-Dosis immer weiter zu erhöhen. Die unterschiedlichen Wirkmechanismen ergänzen sich und führen öfter zur Erreichung der Zielwerte, meint Schulz. Am besten sei eine Fixkombination in einer Tablette, denn mit der Zahl der einzunehmenden Tabletten sinke die Therapietreue. Laufs ergänzt:
„Wenn der LDL-Wert unter Statin plus Ezetimib nicht fällt, werden die Tabletten nicht genommen.“
Gerade bei Statinen ist aber die regelmäßige Anwendung wichtig. Ist das erkennbar nicht der Fall, sollte man die Ursache ehrlich ermitteln und in Zusammenarbeit mit Arzt und Kunde eine Lösung finden.
Quellen:
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/vier-tipps-zu-statinen-im-medikationsplan-156803/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/die-adhaerenz-ist-das-a-und-o-bei-statinen-156907/
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/kaum-fixkombinationen-verordnet-133743/












