Paar freut sich über positiven Schwangerschaftstest© Rawpixel / iStock / Getty Images Plus
Schwangerschaftstests sind in der Regel sehr zuverlässig, wenn ein paar einfache Regeln befolgt werden.

Hormonnachweis

AB WANN LIEFERT EIN SCHWANGERSCHAFTSTEST SICHERE ERGEBNISSE?

Kundinnen, die einen Schwangerschaftstest kaufen, sind oft aufgeregt und würden den Test am liebsten sofort durchführen. Was können Sie den Frauen raten, damit das Ergebnis auch zuverlässig ist?

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Es stehen verschiedene Schwangerschaftstests zur Auswahl. Die Kundin kann unter herkömmlichen Standardtests und einer Vielzahl an Frühtests verschiedener Hersteller wählen. 

Viele Frauen entscheiden sich heutzutage für letztere Variante, da sie schnellstmöglich wissen möchten, ob eine Schwangerschaft vorliegt. Damit dieser auch ein eindeutiges Ergebnis liefert, sollten Sie der Kundin ein paar Anwendungstipps mit auf den Weg geben.

Prinzipiell handelt es sich bei den in-vitro-Diagnostika aus der Apotheke um Urintests, die das Hormon hCG (humanes Chorion-Gonadotropin) nachweisen. hCG ist ein Peptidhormon, das ein bis zwei Tage nach dem Einnisten der befruchteten Eizelle vom Mutterkuchen (Placenta) gebildet wird.

Das Hormon stimuliert den Gelbkörper im Eierstock zur weiteren Progesteronbildung. Progesteron signalisiert wiederum den Eierstöcken, keine weiteren Eizellen heranreifen und den Eisprung ausbleiben zu lassen. Somit dient hCG zur Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft, weshalb es auch als Schwangerschaftshormon bezeichnet wird.

Funktionsweise der Urintests

Alle Urintests sind immun-chromatografische Tests. Sie stellen eine Kombination aus einer Dünnschichtchromatografie und einer Immunfärbung mithilfe markierter Antikörper dar. Das im mütterlichen Urin vorhandene hCG fungiert dabei als Antigen. Es bindet durch eine immunchemische Reaktion an markierte Antikörper (bewegliche und fixierte), die sich im Teststreifen befinden.

Wird der Teststreifen mit Urin benetzt, bindet das darin befindliche hCG als Antigen an den freibeweglichen mit einem Farbstoff markierten hCG-Antikörper des Teststreifens. Dieser Antigen-Antikörper-Farb-Komplex diffundiert im weiteren Testverlauf zum im Ergebnisfenster des Teststreifens befindlichen fixierten hCG-Antikörper, bleibt an diesem hängen und löst eine Reaktion aus. Diese wird im Ergebnisfenster sichtbar. Abhängig vom Hersteller zeigt sich das Ergebnis entweder in Form einer farbigen Linie, eines Kreuzes oder in Worten „schwanger“ oder „nicht schwanger“. 

Zudem haben Schwangerschaftstests ein Kontrollfenster, das die korrekte Durchführung des Tests anzeigt. Dort reagiert eine dritte Art fixierter Antikörper mit überschüssigen mobilen Farbstoff-markierten Antikörpern. Es kommt zur Reaktion beziehungsweise sichtbaren Markierung, wenn ausreichend Flüssigkeit den Teststreifen benetzen konnte und damit die Farbstoff-markierten Antikörper eine hinreichende Beweglichkeit erlangt haben.

Bleibt die Kontroll-Markierung aus, liegt (zumeist) ein Anwendungsfehler (unzureichende Benetzung) vor. Aber auch überlagerte Teststreifen können Ursache für ein leeres Kontrollfenster sein. Auf jeden Fall ist der Test damit nicht auswertbar und muss wiederholt werden.

Den richtigen Zeitpunkt wählen

Damit der Nachweis von hCG und damit dem Vorliegen einer Schwangerschaft gelingt, muss das Schwangerschaftshormon in ausreichender Konzentration im Urin vorhanden sein. Bei Nichtschwangeren liegt die hCG-Konzentration üblicherweise unter 5 IU/Liter. In den ersten Schwangerschaftswochen (SSW) steigt der hCG-Spiegel stetig an und verdoppelt sich etwa alle 48 bis 72 Stunden bis er im zweiten und dritten Schwangerschaftsmonat seinen Höhepunkt mit Werten zwischen 100 00 bis 250 000 IU/Liter erreicht hat. Danach fällt die hCG-Konzentration langsam wieder auf den Basalwert ab, da dann die Plazenta die Progesteronproduktion übernommen hat. 

Am Tag der erwarteten Menstruationsblutung beträgt die hCG-Konzentration im Urin bereits circa 50 bis 100 IU/Liter. Bei herkömmlichen Schwangerschaftstests liegt die Nachweisgrenze für hCG im Urin bei 25 bis 50 IU/Liter. Somit können sie das Hormon in der Regel ab dem Tag des Ausbleibens der Periode sicher nachweisen.

„Die Tests sind bei korrekter Durchführung zum richtigen Zeitpunkt sehr zuverlässig.“

Frühtests sind empfindlicher und detektieren das Schwangerschaftshormon teilweise schon ab 10 IU/Liter. Dieser Wert ist bereits wenige Tage vor der zu erwartenden Regelblutung erreicht. Daher können Frühtests schon ungefähr zehn Tage nach der vermuteten Empfängnis beziehungsweise vier Tage (bei einigen Tests auch fünf oder sechs Tage) vor Ausbleiben der Menstruation eine Schwangerschaft im Urin anzeigen (ausgehend von einem 28-tägigen Zyklus).

Eine Frage der Zuverlässigkeit

Vor allem liefern Schwangerschaftstests, die ab dem ersten Tag nach Ausbleiben der Monatsblutung durchgeführt werden, in der Regel sichere Ergebnisse. Frühtests sind hingegen prinzipiell unsicherer. Ihre Zuverlässigkeit steigt aber mit jedem Tag, der näher zum Fälligkeitstag der erwarteten Menstruation liegt, da dann naturgemäß die Konzentration an hCG zunimmt.

Ein Frühtest ist vor allem bei Frauen mit unregelmäßigen Zyklen nicht immer aussagekräftig. Bei ihnen ist der Eisprung und damit auch die Einnistung des befruchteten Eis unter Umständen später, sodass bei einem (zu) früh durchgeführten Test trotz vorhandener Schwangerschaft noch nicht genügend detektierbares Schwangerschaftshormon zum Messzeitpunkt vorhanden sein kann.

Tests, die mit einer Digitalanzeige versehen sind, haben keine höhere Sicherheit, wie manche Kundinnen meinen. Auch wenn die moderne Anzeigeform ein fortschrittlicheres und damit zuverlässigeres Testverfahren suggerieren mag, basieren diese Tests auf dem gleichen Prinzip. Es wird lediglich der Teststreifen mittels Fotodioden ausgelesen.

Mögliche Fehlerquellen minimieren

Obwohl auf den Packungsbeilagen meist angegeben ist, dass der Test zu jeder Tageszeit durchgeführt werden kann, sollten Sie der Kundin empfehlen, vorsichtshalber den Morgenurin zu verwenden – vor allem bei Frühtests. 

„Am besten den Morgenurin bei der Testdurchführung verwenden“.

Tipps bei der Durchführung: 

  • Über Nacht reichert sich hCG in der Blase an, sodass es beim ersten morgendlichen Toilettengang mit der höchsten Konzentration ausgeschieden wird.
  • Bei einer Testdurchführung tagsüber kann es hingegen sein, dass die Konzentration des Schwangerschaftshormons durch eine hohe Flüssigkeitszufuhr unter die Nachweisgrenze verdünnt wird.
  • Möchte die Kundin trotz dieser Problematik nicht bis zum nächsten Morgen warten, sollte ihr der Tipp gegeben werden, große Trinkmengen vorm Testen zu vermeiden.
  • Ein weiterer bewährter Ratschlag ist, den Teststreifen nicht einfach nur in den Urinstrahl zu halten. Damit der Teststreifen die Möglichkeit erhält, ausreichend lange benetzt zu werden, ist es besser, den Urin für die Durchführung des Tests in einem Behälter aufzufangen.

Besuch beim Gynäkologen anraten

Falsche Testergebnisse lassen sich allerdings nicht immer umgehen. Eine erst kürzlich zurückliegende Schwangerschaft oder Fehlgeburt können ebenso wie bestimmte Erkrankungen (z. B. Eistockzysten, Tumore), Wechseljahre oder die Einnahme von hCG-haltigen Medikamenten im Rahmen einer künstlichen Befruchtung die Testergebnisse verfälschen.

Zudem gibt es Frauen, bei denen der hCG-Spiegel trotz vorliegender Schwangerschaft so langsam ansteigt, dass die Schwangerschaftstests, die zu Hause mit dem Urin gemacht werden, nicht in der Lage sind, das Schwangerschaftshormon sicher zu detektieren. In diesen Fällen ist es besser, einen Bluttest beim Gynäkologen durchführen zu lassen. Da die hCG-Werte im Blut deutlich höher sind, lässt sich mit Bluttests bereits ein leichter Anstieg des Hormons nachweisen. 

Ein zeitnaher Gang zum Gynäkologen ist auch bei positiven Ergebnissen eines Urintests immer empfehlenswert. Nur der Arzt kann sicher bestimmen, ob sich das befruchtete Ei auch richtig eingenistet hat. Gerade die frühe Phase einer Schwangerschaft reagiert sehr empfindlich auf äußere Einflüsse und viele Schwangerschaften sind schon vor der sechsten SSW mit einem spontanen – unbemerkten – Abort wieder beendet.

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