Eine Mülltüte in Lungenform enthält unzählige Zigarettenstummel.© kristo74 / iStock / Getty Images Plus
Rauchen ist der größte Risikofaktor für Lungenkrebs. Warum und wie auch Nichtraucher erkranken, haben Forscher nun untersucht.

Lungenkrebs

WARUM DER NICHTRAUCHER-LUNGENTUMOR EIN BESONDERER IST

Es ist wohl das Lieblingsargument aller Raucher: Auch Nichtraucher bekommen Lungenkrebs, obwohl sie noch nie geraucht haben. Wissenschaftler fanden nun heraus, dass es sich dabei um besondere Subtypen handelt, die auch besonders behandelt werden sollten.

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Es bleibt unbestritten: Rauchen stellt das größte Risiko dar, Lungenkrebs zu entwickeln – die weltweit häufigste Ursache krebsbedingter Todesfälle. Dennoch diagnostiziert man auch bei Menschen, die noch nie geraucht haben, Lungenkrebs. Einige Fälle lassen sich durch äußere Noxen wie Asbest, Umweltgifte oder Passivrauchen erklären, manche jedoch nicht. Zudem fällt im Gegensatz zu Rauchern auf: Es sind häufiger jüngere Frauen betroffen.

Ein Team um Tongwu Zhang vom US-amerikanischen National Cancer Institute in Bethesda wertete für ihre Untersuchungen Gewebeproben von 232 Patienten mit Lungenkrebs aus, die niemals in ihrem Leben geraucht haben. Die Forscherinnen und Forscher legten dabei Augenmerk auf die Mutationsmuster der entnommenen Krebszellen.

Die Mutationsmuster sind ausschlaggebend

Diese Signaturen geben Auskunft darüber, ob die Veränderungen aufgrund natürlicher Vorgänge, beispielsweise oxidativem Stress oder einer fehlerhaften DNA-Reparatur, oder durch Karzinogene zustande gekommen sind. „Wir haben festgestellt, dass es verschiedene Subtypen von Lungenkrebs bei Nichtrauchern gibt, die unterschiedliche molekulare Merkmale und Entwicklungsprozesse aufweisen und sich deutlich von typischen Lungentumoren bei Rauchern unterscheiden“, berichtet Zhangs Kollegin Maria Teresa Landi. So zeigten Raucher eher Muster, die auf Karzinogene schließen ließen und Nichtraucher den Einfluss körpereigener Prozesse auf die DNA. Jede zweite Probe ließ Schäden durch oxidativen Stress erkennen.

Lungenkrebs von leise bis laut gezielt therapieren

Angelehnt an die Benennung der Lautstärkegrade in der Musik nannte das Forscherteam die drei Suptypen:

  • Piano-Subtyp:
    Fast jeder zweite Nichtraucher-Lungentumor zählt hierzu. Es finden sich nur wenige Mutationen (meist ist das DNA-Reparatur-Gen UBA1 verändert) und der Tumor wächst sehr langsam. Er lässt sich schwer behandeln.
  • Mezzo-Forte-Subtyp:
    Spezifische Chromosomenveränderungen kennzeichnen dieses Suptyp. Bei jedem zweiten Tumor liegen Veränderungen im Wachstumsfaktor-Rezeptor-Gen EGFR vor, weshalb der Timor rasch wächst.
  • Forte-Subtyp:
    Dieser Tumor-Subtyp wächst ebenfalls schnell. Das komplette Genom der Zellen ist verdoppelt – eine Veränderung, die sich auch sehr häufig bei Raucher-Lungenkrebstumoren findet.

Lungenkrebs bei Nichtrauchern spezifischer behandeln

Das Forscherteam sieht in seiner Arbeit vor allem eine Möglichkeit, Nichtraucher künftig gezielt behandeln zu können beziehungsweise einer Tumorentstehung vorzubeugen. Die Vorläuferzellen des langsam wachsenden Piano-Typs könnten zum Beispiel früher entdeckt werden, wenn man weiß, wonach man suchen muss. Oder die Mezzo-Forte und Forte Varianten könnten mittels spezieller Chemotherapie bekämpft werden, da sie nur wenige Haupttreiberzellen aufweisen.

Für derartige Ansätze soll in einem nächsten Schritt das Patientenkollektiv vergrößert werden. Dann will das Team auch mehr Daten zum Einfluss des Passivrauchens auf die Kanzerogenese bei Nichtrauchern sammeln.

Quelle: wissenschaft.de

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