Grafisches Bild eines Oberkörpers, die Lunge mit einem Tumor ist erkennbar.
Lungenkrebs gehörte zu den häufigsten und tödlichsten Krebsarten. © Eraxion / iStock / Getty Images Plus

Onkologie | Therapien

FORTSCHRITTE IN DER LUNGENKREBS-THERAPIE

Lungenkrebs galt lange als eine der häufigsten und tödlichsten Krebsarten. Glücklicherweise gab es in den vergangenen zehn Jahren dramatische positive Veränderungen. Welche das sind, wie sie zustande kamen und was in den kommenden Jahren getan werden muss…

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Statt auf unselektive Chemotherapien zu setzen, die sich als nicht sehr effektiv erwiesen hätten, hat man begonnen, Lungenkrebs nicht nur in groß- und kleinzellig einzuteilen, sondern in einen „ganzen Korb von Erkrankungen“, sagt Prof. Reinhard Büttner, Direktor des Pathologischen Instituts an der Universitätsklinik Köln. Es wurden mehr als tausend Krebsgenome entdeckt, die sich als „Treibermutationen bei Lungenkrebs“ erwiesen haben und es wurden Moleküle entwickelt, die gezielt in der Krebszelle angreifen können. „Jede Mutation erlaubt verschiedene Therapien, die in der Summe dazu führen, dass eine Halbierung der Mortalität in Sicht ist.“

Bis jetzt ist die Sterblichkeit bei Lungenkrebs in den vergangenen Jahren von jährlich 53 auf unter 40 pro 100 000 Einwohner gesunken. Ein Trend, der sich so fortsetzen kann.

„Es gibt kaum ein Therapiefeld, das in den letzten Jahren so innovativ vorangegangen ist wie die Therapie von Lungenkrebs“, so Büttner weiter, „ich kenne Patienten, die in einem sehr fortgeschrittenen Stadium mittlerweile zwölf Jahre Überlebenszeit erreicht haben.“

Damit die Rate an molekularen Testungen erhöht wird und die Prognose für Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs verbessert werden kann, muss möglichst vielen Lungenkrebs-Patienten der Zugang zu moderner molekularer Diagnostik und neuesten Therapien ermöglicht werden. Um dieses Ziel und zu erreichen, wurde im April 2018 das „nationale Netzwerk Genomische Medizin (nNGM) Lungenkrebs“ gegründet, eine Weiterentwicklung des Kölner Netzwerkes Genomische Medizin (NGM). In diesem Netzwerk haben sich die onkologischen Spitzenzentren in Deutschland zusammengeschlossen. Laut Büttner erreicht es rund die Hälfte der Lungenkrebs-Patienten.

Thomas Illmer, stellvertretender Vorsitzender des Berufsverbandes der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen (BNHO) betonte, wie wichtig „die Kommunikation komplexer Befunde zwischen Präzisionsdiagnostiker und Behandler“ sei. Netzwerke, in denen sich unterschiedliche Experten austauschen, seien extrem hilfreich.

Laut Prof. Martin Reck, Chefarzt der LungenClinic Großhansdorf, könne man 30 bis 40 Prozent der Patienten mit zielgerichteten Therapien behandeln, „aber dazu wird eine molekulare Testung der Patienten immer wichtiger – denn nur so finden wir die Mutationen, an denen wir ansetzen können.“

Zielgerichtete Therapien hemmen mit Hilfe von Wirkstoffen, die auf die biologischen Eigenschaften des Tumors ausgerichtet sind, das Wachstum von Krebszellen.

„Die Immuntherapie ist ein medizinisches Wunder, mittlerweile Standard in der Erstlinientherapie und konnte die Fünf-Jahres-Überlebensrate verdoppeln – von 16 Prozent auf 32 Prozent“, sagt Reck.

Immuntherapie: Viele Krebszellen senden Signale, die die Immunabwehr ausbremsen. Doch so genannte Checkpoint-Inhibitoren sind in der Lage, diese Signale zu blockieren und die Immunabwehr zu aktivieren. Das Immunsystem der Patienten erkennt die Krebszellen und kann sie so angreifen.

Experten sind sich einig, welches Ziel in den kommenden Jahren erreicht werden soll: eine signifikante Reduzierung von Neuerkrankungen.

Sabrina Peeters,
Redaktionsvolontärin

Quelle: pharma-fakten.de https://www.pharma-fakten.de/news/details/1004-lungenkrebs-halbierung-der-sterblichkeit-in-sicht/ 

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