Grafik junge Frau sitzt mit ihrem Laptop neben einem Wecker© Mykyta Dolmatov / iStock / Getty Images Plus
Flexible Arbeitszeiten sind gefragt, da sich immer mehr Menschen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wünschen.

klare Regeln

FLEXIBLE ARBEITSZEITMODELLE NUTZEN: WIE SIE IHRE WORK-LIFE-BALANCE VERBESSERN

Flexible Arbeitszeitmodelle bieten viele Vorteile – von Gleitzeit über Teilzeit bis hin zu Jobsharing. Wer seine Work-Life-Balance verbessern will, sollte die Möglichkeiten und Grenzen genau kennen. Dieser Überblick hilft bei der Orientierung.

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Flexible Arbeitszeitmodelle wie Schichtdienst oder Jobsharing sind laut Umfragen gefragter denn je. Sie versprechen eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, reduzieren Stress und unterstützen Arbeitgeber dabei, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Wer seine Work-Life-Balance verbessern möchte, profitiert von durchdachten Lösungen.

„Flexible Arbeitszeitmodelle wie Gleitzeit, Homeoffice, Vertrauensarbeitszeit, Vier-Tage-Woche oder Teilzeit in Kombination mit Homeoffice werden als besonders attraktiv wahrgenommen“, sagt Ufuk Altun vom Institut für angewandte Arbeitswissenschaft. Im Zentrum steht der Wunsch, individuelle Bedürfnisse besser mit beruflichen Anforderungen zu verbinden – ein wesentlicher Schritt, um die Work-Life-Balance zu verbessern.

Was das Gesetz erlaubt – und wo die Grenzen liegen

So unterschiedlich die flexiblen Arbeitszeitmodelle auch sind, der gesetzliche Rahmen ist klar definiert. Das Arbeitszeitgesetz in Deutschland erlaubt täglich bis zu zehn Stunden Arbeit – im Durchschnitt dürfen über sechs Monate jedoch nicht mehr als acht Stunden pro Tag geleistet werden. Auch bei Teilzeitregelung gelten diese Obergrenzen. Die Wochenarbeitszeit darf 48 Stunden nicht überschreiten, mit einer elfstündigen Ruhezeit zwischen zwei Arbeitstagen.

„Lange tägliche und wöchentliche Arbeitszeiten, zu kurze Ruhezeiten und mangelnde Erholung sind die Kernthemen“, erklärt Frank Brenscheidt von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin.

Studien zeigen: Wer seine Work-Life-Balance verbessern will, muss auf ausreichende Erholungsphasen achten – auch bei attraktiven Gleitzeit Vorteilen oder hoher Eigenverantwortung.

Die wichtigsten Arbeitszeitmodelle im Überblick

Gleitzeit Vorteile: Selbstbestimmung im Arbeitsalltag

Flexible Arbeitszeitmodelle wie Gleitzeit bieten Mitarbeitenden die Möglichkeit, innerhalb eines vorgegebenen Rahmens eigenständig über Arbeitsbeginn und -ende zu entscheiden. Eine Kernarbeitszeit sorgt dabei für gemeinsame Präsenzzeiten. Die Gleitzeit Vorteile liegen klar auf der Hand: Mehr Selbstbestimmung, weniger Stress und höhere Zufriedenheit. Ein Arbeitszeitkonto dokumentiert die geleisteten Stunden und ermöglicht einen fairen Ausgleich.

„Mitarbeitende sind entspannter, motivierter und produktiver“,

so Brenscheidt. Wer Gleitzeit Vorteile nutzt, kann zudem seine Work-Life-Balance verbessern, ohne auf Struktur verzichten zu müssen.

Teilzeitregelung: Weniger Stunden, mehr Flexibilität

Die Teilzeitregelung erlaubt es, unter der tariflichen Regelarbeitszeit – oft unter 40 Wochenstunden – zu arbeiten. Ab einer Betriebsgröße von 15 Mitarbeitenden besteht nach sechs Monaten ein gesetzlicher Anspruch auf Reduzierung der Arbeitszeit. Dabei lässt sich die Teilzeitregelung mit Kernzeiten oder Schichtdiensten kombinieren. Ein Vorteil der flexiblen Arbeitszeitmodelle: Auch Personen mit familiären Verpflichtungen können leichter Beruf und Privatleben miteinander vereinbaren.

Gleichzeitig sollten Betroffene beachten, dass eine reduzierte Arbeitszeit Auswirkungen auf Gehalt und Rentenansprüche hat. Eine gute Teilzeitregelung berücksichtigt all diese Aspekte.

Schichtdienst: ein Arbeitsplatz, mehrere Personen

Flexible Arbeitszeitmodelle wie der Schichtdienst sind besonders im Gesundheitswesen, in der Pflege oder im produzierenden Gewerbe verbreitet. Mehrere Personen teilen sich eine Aufgabe zu unterschiedlichen Zeiten – typisch sind Früh-, Spät- und Nachtschichten. Auch hier ist eine durchdachte Organisation essenziell, um die Work-Life-Balance zu verbessern.

Brenscheidt empfiehlt eine Vorwärtsrotation der Schichten (früh – spät – nacht), um den biologischen Rhythmus besser zu berücksichtigen. Trotz der Belastung bietet das Modell Chancen – vor allem, wenn es mit einer Teilzeitregelung kombiniert wird.

Vertrauensarbeitszeit: Ergebnis statt Stechuhr

Ein weiteres Beispiel für flexible Arbeitszeitmodelle ist die Vertrauensarbeitszeit. Hier stehen Ziele im Mittelpunkt, nicht die minutengenaue Erfassung der Arbeitszeit. Die Herausforderung besteht darin, realistische Arbeitsaufträge zu definieren und Mitarbeitende nicht zu überfordern. „Die Arbeitspakete müssen machbar sein“, betont Brenscheidt.

Wer Vertrauensarbeitszeit lebt, braucht eine offene Unternehmenskultur und muss regelmäßig reflektieren: Dient dieses Modell wirklich dazu, die Work-Life-Balance zu verbessern?

Jobsharing: auch für Führungskräfte attraktiv

Zwei Personen teilen sich einen Arbeitsplatz – das sogenannte Jobsharing. Auch für Führungspositionen bietet diese Form der flexiblen Arbeitszeitmodelle eine interessante Option. Die Beteiligten stimmen ihre Aufgaben eigenverantwortlich ab.

Das Modell unterstützt eine bessere Work-Life-Balance und kann durch eine Teilzeitregelung ergänzt werden. Vor allem in Phasen familiärer Verantwortung oder bei Wiedereinstieg nach einer Auszeit zeigt sich die Stärke dieser Lösung.

Wenn es mal länger dauert: Das Ampelkontomodell

Nicht jeden Tag lässt sich die Arbeit exakt in acht Stunden erledigen. Daher ist es sinnvoll, innerhalb flexibler Arbeitszeitmodelle auch auf Ausgleichssysteme wie das Ampelkontomodell zurückzugreifen. In der gelben Phase werden gemeinsam Maßnahmen zum Abbau von Überstunden geplant, in der roten Phase sind diese zwingend umzusetzen.

Solche Modelle schaffen Transparenz und helfen, die Work-Life-Balance zu verbessern, ohne gesetzliche Grenzen zu überschreiten oder Erholung zu gefährden.

Worauf Sie bei der Wahl achten sollten

Ob Gleitzeit Vorteile, klare Teilzeitregelung oder selbstbestimmtes Arbeiten – flexible Arbeitszeitmodelle funktionieren nur, wenn sie individuell abgestimmt sind. „Flexible Arbeitszeiten tragen nur dann zu einer Work-Life-Balance Verbesserung bei, wenn sie die Lebensqualität wirklich steigern“, sagt Altun.

Vorgesetzte sollten Handlungsspielräume haben, um auf persönliche Situationen eingehen zu können. Wer seine Arbeitszeiten selbst gestalten kann, zeigt Studien zufolge mehr Motivation, Engagement und Zufriedenheit.

Fazit: Flexibilität braucht klare Regeln

Flexible Arbeitszeitmodelle sind keine Modeerscheinung, sondern ein zentrales Element moderner Arbeitsorganisation. Sie fördern Produktivität, Zufriedenheit und helfen, die Work-Life-Balance zu verbessern – sofern gesetzliche Vorgaben beachtet und individuelle Bedürfnisse berücksichtigt werden.

Mit klaren Regeln, offener Kommunikation und einer unterstützenden Unternehmenskultur werden flexible Arbeitszeitmodelle zu einem echten Gewinn – für Unternehmen und Mitarbeitende gleichermaßen.

Quelle: dpa

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