eine Weltkugel, der Kontinent Afrika im Fokus© titoOnz / iStock / Getty Images Plus
Der afrikanische Kontinent und seine Bewohner*innen müssen gerade viel einstecken.

Gegen Diskriminierung

NEUE BEZEICHNUNG FÜR AFFENPOCKENVIRUS

Irreführend und stigmatisierend finden Wissenschaftler*innen - ein neuer Name für das Affenpockenvirus muss her. Noch ist man in der Findungsphase, doch einzelne Untergruppen wurden nun bereits umgetauft. 

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Die Untergruppen des Affenpockenvirus werden künftig mit römischen Buchstaben ausgewiesen. Statt Kongobecken- oder Westafrika-Gruppe gilt ab jetzt die Bezeichnung Untergruppe I und II, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Freitagabend in Genf mitteilte. In der Untergruppe II gibt es nach Angaben der Expert*innen zwei weitere Untergruppen, die ab jetzt mit IIa und IIb klassifiziert werden.

Virologen hatten die Umbenennung verlangt, weil die Regionalbezeichnungen irreführend und stigmatisierend seien. Weiterhin noch nicht entschieden worden ist über einen neuen Namen für die Krankheit Affenpocken. Auch diese soll einen neutralen Namen bekommen.

Die Affen können auch nichts dafür

In Brasilien wurden bereits Affen angegriffen, weil Menschen der irrigen Annahme waren, dass die Krankheit, die seit Mai in zahlreichen Ländern auftaucht, von Affen übertragen wird. Tatsächlich heißt die Krankheit nur so, weil sie 1958 erstmals in Affen entdeckt wurde. Und zwar übrigens in Dänemark, in einem Labor. 

Mit den jüngsten Ausbrüchen haben Affen nichts zu tun, sie sind Zwischenwirte. Vielmehr stecken sich Menschen bei engem körperlichen Kontakt mit anderen Menschen an.

Bezeichnung nicht nur irreführend

Wird ein neues Virus identifiziert, soll bei der Benennung vermieden werden, dass weder das Virus selbst, noch die Krankheit, die es auslöst, eine geografische Bezeichnung tragen. Damit soll verhindert werden, dass kulturelle, soziale, nationale, regionale, berufliche oder ethnische Gruppen beleidigt werden. Reisen, Tourismus oder Tierschutz sollen dadurch nicht beeinträchtigt werden.

Diese Best Practice existierte 1958 noch nicht. 30 Wissenschaftler*innen genügte diese Begründung nicht, sie forderten eine Umbenennung, um den Gründen dieser Praxis künftig entsprechen zu können.

Die aktuelle Bezeichung Affenpocken und der Umgang damit (Darstellung afrikanischer Patient*innen mit der Erkrankung) lassen die Krankheit als "endemisches Problem" des afrikanischen Kontinents aussehen, auch wenn der Name nicht explizit enthalten ist, sehrwohl jedoch in den Bezeichnungen der Untergruppen. Dabei verbreitet sich das Virus grenzübergreifend auf der ganzen Welt - von Mensch zu Mensch jeder Ethnie. 

Wie soll das Virus künftig heißen?
Auch das Virus selbst soll einen neuen Namen bekommen. Dafür ist ein unabhängiger Expertenrat (ICTV) zuständig, der noch keine Entscheidung getroffen hat. Vorschläge für einen neuen Namen können auf einer WHO-Webseite gemacht werden. Jeder kann dort ernst gemeinte Ideen vorbringen. Am Freitagabend stand dort bislang ein diese Woche aus Kanada eingereichter Vorschlag, die Krankheit - auf Englisch Monkeypox - Mpox zu nennen. Die Siete finden Sie hier.

 

Ähnliche Situation bei SARS-CoV-2

Als Ende 2019 das Coronavirus großflächig ausbrach, machte schnell die Bezeichnung „Wuhan-Virus“ die Runde. Menschen asiatischer Herkunft wurden auch hierzulande ausgegrenzt oder angefeindet. Hier handelte die WHO schneller, um zu verhindern, dass lediglich die chinesische Stadt Leidtragende der Krise wurde. Am 11. Februar 2020 gab die WHO bekannt, dass das neuartige Virus ab sofort SARS-CoV-2 und die durch es ausgelöste Krankheit COVID-19 heißen soll.

Quellen:
https://www.who.int/news/item/12-08-2022-monkeypox--experts-give-virus-variants-new-names 
dpa
https://www.mdr.de/brisant/affenpocken-name-100.html 

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