Ein Mädchen sitzt auf dem Sofa, hält die Hände vor den Bauch und verzieht das Gesicht.© Jomkwan/iStock/Getty Images Plus
Weinerliches Verhalten und die Hände vor dem Bauch sind typische Zeichen für Bauchschmerzen – auch bei Kindern, die ihre Beschwerden noch nicht genau beschreiben können.

Bauchweh

BAUCHSCHMERZEN, BLÄHUNGEN UND VERSTOPFUNG BEI KINDERN

Kinder mit Bauchschmerzen, Blähungen oder Verstopfungen leiden häufig sehr stark. Wie finden Eltern heraus, was dem Kind fehlt, woher kommt das Bauchweh und was hilft den Kleinen? Lesen Sie in diesem Artikel wichtige Informationen für Ihre Beratung.

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Bauchschmerzen können sehr vielfältig sein. Die Differenzierung zu weiteren Beschwerden, Erkrankungen und Ursachen von Bauchschmerzen ist häufig nicht einfach. Auch gibt es bei Kindern oft keine klare Abgrenzung von Bauchschmerzen zu Blähungen und oder Verstopfungen.

Bei unterschiedlichen Altersgruppen ist die Kommunikation vorhandener Beschwerden anders. Die Kleinsten zeigen Beschwerden bei Bauchschmerzen mittels Unruhe und weinerlichem Verhalten. Je älter das Kind ist, desto mehr kann es seine genauen Beschwerden bei Bauchschmerzen selbst besser und näher beschrieben und zu Blähungen und oder Verstopfungen abgrenzen.

Wie zeigen sich Bauchschmerzen bei Kindern?

Häufige Anzeichen bei Bauchschmerzen, Blähungen und Verstopfung sind

  • Unwohlsein,
  • kolikartige Bauchschmerzen,
  • Vorhalten von Händen und Armen am Bauchbereich,
  • in sitzender oder liegender Position die Beine anziehen,
  • häufiger Abgang von Winden,
  • Unruhe,
  • weinerliches Verhalten,
  • Grummeln im Bauch und
  • verminderter Appetit.

Diese und viele weitere Beschwerden können Zeichen von Bauchschmerzen sein. Blähungen und/oder Verstopfungen können damit einhergehen.

Woher kommt das Bauchweh?

Bauchschmerzen können ein Symptom unterschiedlicher Ursache sein. Bei Kolik-artigen Bauchschmerzen mit Begleitsymptomen wie zum Beispiel

  • Übelkeit,
  • Erbrechen,
  • Durchfall,
  • Fieber > 39 °C,
  • Blässe,
  • Apathie und/oder
  • Kinder unter zwei Jahren

sollte das Kind dringend einem Arzt vorgestellt werden, um den Ursachen nachzugehen und eventuell vorliegende Erkrankungen zu diagnostizieren und zu behandeln. Nicht immer stehen Bauchschmerzen, Blähungen und/oder Verstopfungen für sich selbst, sie können auch auf andere Erkrankungen zurückgehen. Daher muss stets die Dauer der Beschwerden im Auge behalten werden, um die Abgrenzung zur Selbstmedikation und den Gang zum Arzt nicht zu verpassen.

Achtung, Blinddarm!
Babys und Kleinkinder können den Schmerz noch nicht adäquat beschreiben und konkret lokalisieren. Ein entzündeter Blinddarm ist nicht klar von zum Beispiel ernährungsbedingten Bauchschmerzen zu unterscheiden. Daher ist die Vorstellung beim Arzt wichtig, gerade und vor allem auch bei Bauchschmerzen in Verbindung mit Fieber und/oder einem allgemeinen verschlechterten Gesundheitszustand.

Blähungen, ein natürlicher Vorgang im Körper

Mit jeder Nahrungsaufnahme, als auch beim Trinken, schlucken Kinder Luft, die so in den Magen gelangt und den Verdauungstrakt passiert. Durch unterschiedliche Nahrungsbestandteile (wie zum Beispiel Ballaststoffe aus Kohlenhydraten oder Rohkost) und durch Verdauungsprozesse entstehen weitere Gasansammlungen im Darm. Auch spielt das Trinken von kohlensäurehaltigen Getränken eine Rolle. Diese Gasansammlungen verursachen gegebenenfalls Blähungen, oft in Verbindung mit starken Bauchschmerzen.

Kolik-artige Bauchschmerzen, ein aufgeblähter Bauch und unruhiges Verhalten eines Kindes, welche sich zügig nach Wind- oder Stuhlgang bessern oder verschwunden: Das ist eine häufige Beschreibung von blähungsbedingten Bauchschmerzen bei Kindern.

Durch viele kleine Luft- und Gasblasen im Magen-Darm-Bereich kann das Blähungsproblem von längerer Dauer sein. Denn jede einzelne Gasblase muss den Körper wieder verlassen. Bis dahin können sich zusätzlich zu den Blähungen noch Beschwerden wie Bauchschmerzen manifestieren.

Zu Blähungen bei Kindern beraten

Als natürliche Behandlungsmethode bieten Teemischungen aus Kümmel, Fenchel und Anis eine sanfte Methode. Denn sie wirken blähungstreibend und krampflösend und befördern die Gasblasen aus dem Magen und Darm. Dadurch können sie wirkungsvoll Blähungen und Bauchschmerzen lindern.

Blähungstreibende Zäpfchen mit Kümmel-Auszügen können bei Bedarf bei Kindern angewendet werden. Unterschiedliche Hersteller bieten hier eine kleine Palette an Fertigarzneimitteln an. Mit Beachtung der jeweiligen Fachinformation können Sie diese Zäpfchen in unterschiedlichen Altersgruppen empfehlen, um Blähungen und Bauchschmerzen zu lindern.

Die zarte Bauchmassage mit einem Aromaöl aus zum Beispiel Fenchel, Anis, Kümmel und Koriander kann für Erleichterung sorgen und Blähungen sowie Bauchschmerzen lindern. Eltern sollten stets darauf achten, dass die Bauchmassage um den Bauchnabel im Uhrzeigersinn und mit wenig Druck auf den Bauch erfolgen sollte. Auch Salben mit Kümmelöl sind eine gute Grundlage für eine liebevolle Bauchmassage.

Simeticon ist eine weitere sichere und gut verträgliche Methode, um die blähungsbedingten Bauchschmerzen zu lindern. Simeticon ist ein entschäumendes Mittel und entfernt die verdauungsbedingten Gasblasen am Nahrungsbrei, fördert den Windabgang und mindert die Bauchschmerzen. Die Anwendung sollte altersentsprechend und Anhand der Dosieranweisung des Herstellers erfolgen.

Unterstützend zu all diesen Behandlungsmöglichkeiten kann bei Bauchschmerzen und Blähungen eine wärmende Dampfkompresse mit Fenchel- und Kümmel-Auszügen die krampflösende Wirkung unterstützen.

Bei langanhaltenden, hartnäckigen Blähungen, auch in Verbindung mit Bauchschmerzen und/oder Verstopfungen, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Bei jeder Empfehlung sollten Sie auf etwaige Unverträglichkeiten achten, wie zum Beispiel eine Lactose-Intoleranz, die sich ebenfalls mit Blähungen und Bauchschmerzen zeigt, oft im Zusammenhang mit Durchfall. Die ärztliche Abklärung ist auch hier wichtig.

Verstopfungen: anfangs oft mit Bauchschmerzen

Regelmäßiger Stuhlgang ist ein Zeichen für eine gesunde Verdauung. Bleibt der Stuhlgang aus oder ist seltener als sonst, spricht man von einer Verstopfung. Dabei dickt der Stuhl immer weiter ein und kann oft nur noch mit großer Anstrengung und teilweise schmerzhaft abgeführt werden. In der Folge gehen Verstopfungen regelmäßig mit Bauchschmerzen einher. Eine akute Verstopfung, ausbleibender Stuhlgang und Begleitsymptomen wie Druck- und Völlegefühl sowie Blähungen und Bauchschmerzen beeinträchtigen das Wohlbefinden von Kind und Eltern deutlich.

Unterschiedliche Faktoren und Lebensumstände beeinflussen die Verdauung eines Kindes und können Ursache für Verstopfungen, auch in Verbindung mit Bauchschmerzen, sein. Zum Beispiel

  • Zusammensetzung der täglichen Ernährung
  • Trinkmenge
  • Stressfaktoren
  • Änderungen im Tagesrhythmus
  • Arzneimittelnebenwirkungen (verzögerten Darmpassage) und
  • Bettruhe

Zu Verstopfung bei Kindern beraten

Einer Verstopfung können Kinder – und deren Eltern – durch Präventivmaßnahmen vorbeugen. 5 Tipps:

  1. Ernährung: Laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollten die Mahlzeiten Mischkost, regelmäßig mit Obst und Gemüse, und Vollkornprodukte enthalten.
  2. Trinkmenge: Gestaffelt nach Alter sind unterschiedliche Trinkmengen empfohlen. Hier bietet sich eine Nachfrage bei Hebamme oder Kinderarzt an. Das Kind kann mit unterschiedlichen Routinen an ausreichendes Trinken gewöhnt werden. Das Kind regelmäßig ans Trinken zu erinnern ist ebenso wichtig wie die Bereitstellung von Getränken in ausreichender Menge. Am besten eignen sich Wasser und ungesüßter Tee.
  3. Ausreichend Bewegung: Mit Spiel, Spaß und auch im Alltag können Wege zu Fuß erledigt werden. Viel Bewegung ist für Kinder wichtig, um die Darmtätigkeit zu unterstützen. So kann der Stuhl besser durch die Därme geleitet und abgeführt werden. Ein wichtiger, präventiver Aspekt zur Bekämpfung von Verstopfungen und die damit einhergehenden Bauchschmerzen.
  4. Toilettentraining: Vor allem Kinder mit chronischen Verstopfungen ohne akute Bauchschmerzen, haben womöglich verlernt, den Stuhldrang wahrzunehmen. Kinder sollten nach einer Hauptmahlzeit daran erinnert werden, zur Toilette zu gehen. Dies unterstützt den Bezug der Nahrungsaufnahme zum Spüren von Darmkontraktionen. Somit nehmen die Kinder den Stuhldrang besser wahr, gehen zur entsprechenden Zeit zur Toilette und können ohne größere Probleme abführen.
  5. Stuhlprotokoll: Leidet das Kind an chronischen Verstopfungen, so können die Eltern ein Stuhlprotokoll führen. Hier werden unterschiedliche Aspekte rund um das Thema Stuhlgang, die Ernährung und weitere alltägliche Situationen und Begebenheiten notiert, um gemeinsam mit dem Kinderarzt Ursachen und mögliche Therapieoptionen zu ermitteln. Es wird empfohlen, dabei entsprechende begleitende Symptomatiken wie zum Beispiel Bauchschmerzen mit aufzuführen.

Verstopfung bei Kindern lindern

Unterschiedliche Laxanzien kommen bei Verstopfung zur Anwendung. Als sichere und gut wirksame Mittel gelten Macrogol und Lactulose. Sehr schnelle Hilfe bei Verstopfung bieten Miniklistiere und Zäpfchen auf Glycerol- oder Sorbitol-Basis.

Lactulose stimuliert durch Vergärung im Dickdarm die Darmbewegung. Durch die osmotische Wasserretention wird der Stuhl zudem weicher und kann besser abgeführt werden. Lactulose ist als Sirup im Handel und wird pur oder in Wasser oder anderen Flüssigkeiten verdünnt eingenommen. Die Dosierung sollte gegebenenfalls mit dem Kinderarzt abgesprochen werden. Eine Anwendung bei einer hereditären Fructose-Intoleranz sollte vermieden werden. Beachten Sie außerdem die entsprechenden Herstellerinformationen nach aktuellem Stand.

Macrogol erhöht als isoosmotisches Laxans den Wasseranteil im Stuhl. Langfristig angewendet bewirkt Macrogol, dass regelmäßig weicher, aber geformter Stuhl abgeführt werden kann. Anfänglich kann (am besten unter ärztlicher Kontrolle) Macrogol zur Entleerung zurückgehaltenen Stuhls verwendet werden. Die Verstopfung löst sich, ein eventuell begleitender Bauchschmerz verschwindet.

Macrogol ist als Pulver oder in flüssiger Form mit und ohne Geschmack erhältlich. Das Pulver wird in Wasser aufgelöst und getrunken, die gebrauchsfertige Lösung kann mittels beiliegender Dosierhilfe dosiert und verabreicht werden.

Die Verstopfung anfänglich lösen
Zur Anfangsbehandlung bei Verstopfungen können Sie sowohl Macrogol als auch Miniklistiere oder Zäpfchen auf Glycerol- oder Sorbitol-Basis empfehlen. Allerdings sollten Klistiere und Zäpfchen nur angewendet werden, wenn Analfissuren oder Rhagaden im Analbereich ausgeschlossen sind. Sonst könnte die Anwendung von Miniklistieren oder Zäpfchen für das Kind sehr schmerzhaft sein. Hier bietet die Anwendung von Macrogol deutliche Vorteile: Macrogol wird oral eingenommen, dadurch keine Schmerzen im Analbereich.

Treten Verstopfungen bei Kindern regelmäßig, langanhaltend oder hartnäckig auf, sollte stets der Kinderarzt konsultiert werden, um Ursachen abzuklären und eine entsprechende Therapie einzuleiten.

Quellen:
Illing, Lennecke,Steen: “Praxiswissen pädiatrische Pharmazie:Für die Beratung in der Apotheke", 3. aktualisierte Auflage 2024, Deutscher Apotheker Verlag.
www.dge.de/gesunde-ernaehrung/gezielte-ernaehrung/ernaehrung-von-kindern-und-jugendlichen/ 

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