Apothekenautomat in Mailand, Italien© PierreOlivierClementMantion / iStock / Getty Images Plus
In Italien gibt es schon seit einigen Jahren Apothekenautomaten.

Arzneimittel

ASPIRIN AUS DEM APOTHEKENAUTOMATEN

Karte rein, bestellen und wenig spĂ€ter das Medikament abholen – so funktioniert der Apothekenautomat, der zunehmend Einzug in die moderne digitale Apotheke hĂ€lt. Gerade außerhalb der regulĂ€ren Öffnungszeiten können Kund*innen ĂŒber solche Systeme bequem Medikamente abholen. Doch ist das wirklich eine Lösung fĂŒr alle Herausforderungen im Apothekenalltag?

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Karte rein, Medikament geordert: So einfach kann die Bestellung von Arzneimitteln an einem Apothekenautomat sein. Bei der Kreuzberg Apotheke in Cochem setzt Leiterin Ursula Porten-Bergmann gleich auf zwei solcher GerĂ€te – einen zum Bestellen, einen zum Medikamente abholen. Der erste Apothekenautomat sei voriges Jahr im MĂ€rz aufgestellt worden, der zweite im April dieses Jahres, sagte Porten-Bergmann. „Ich finde diese Kombination ganz toll.“

Bei einem der Automaten hat der Kunde die Möglichkeit, ihre Gesundheitskarte lesen zu lassen und Medikamente zu bestellen. „Da kann er an dem Touchmonitor sagen, ich hab' Kopfschmerzen und brauch Aspirin“, erklĂ€rt Porten-Bergmann. Es gebe auch eine Kurzanweisung, wie das Medikament zu nehmen sei. Ein weiterer Vorteil: Auch die digitale Apotheke kann persönliche Beratung bieten.

Beratung bleibt oberstes Gebot – auch beim Apothekenautomat

„Aber Beratung ist in der Apotheke natĂŒrlich das aller oberste Gebot“, sagte sie. „Aus diesem Grund gibt es da auch einen Bildschirm und dann erscheine da oben meistens ich, und dann kann der Kunde Fragen stellen.“ Der Kunde könne mit Karte bezahlen und habe die Wahl zwischen drei Optionen: Bringt es mir mit dem Botendienst, legt es in den Apothekenautomat oder ich hole es gleich in der Apotheke ab.

„Und dann machen wir den Auftrag in der Apotheke fertig.“

Und dann kommt der zweite Automat ins Spiel. Liege das Arzneimittel im Apothekenautomat, bekomme der Kunde eine SMS mit einer Pin auf sein Handy. „Dann kann er, wenn er Lust hat, da vorne hingehen und braucht auch nicht auf die Öffnungszeiten der Apotheke zu achten“, sagte Porten-Bergmann. So könne man flexibel Medikamente abholen – etwa auch am Wochenende.

Personalmangel: Ist der Apothekenautomat die Lösung?

„Mir fehlen fĂŒnf Leute Personal“, sagt die Apothekenleiterin. Können solche Automaten dabei helfen, den Personalmangel auszugleichen? Sie seien eventuell hilfreich, um Botendienste zu vermeiden, erklĂ€rte Petra Engel-Djabarian, Pressesprecherin des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz. Eine Beratung mĂŒsse aber weiterhin von der digitalen Apotheke geleistet werden, sagte sie. Und: „Die Automaten mĂŒssen bestĂŒckt werden, die BestĂŒckung nimmt natĂŒrlich auch ein Mensch vor.“

Ein Hersteller solcher Apothekenautomat-Systeme sitzt in Ludwigshafen. „Die Idee ist entstanden, weil ich sehe, dass die Apotheken erstens sterben, zweitens immer belastet sind, sie kriegen kein Personal“, sagte Mohammad Atta-ul-Quddus, GeschĂ€ftsfĂŒhrer der QuEp GmbH, die die Automaten unter dem Namen „BetterAPO“ vertreiben. „Und dann habe ich ĂŒberlegt: Okay, wie könnte ich Apotheker unterstĂŒtzen, helfen?“ Man mĂŒsse den Apotheken ermöglichen, zu ĂŒberleben und mehr Umsatz zu machen.

„Wir sehen immer mehr, dass sie im lĂ€ndlichen Raum Apotheken schließen und dass die Leute eben lĂ€ngere Wege zurĂŒcklegen mĂŒssen, an ihre Medikamente zu kommen“, ergĂ€nzte GeschĂ€ftsfĂŒhrer Andreas Epp. Der Apothekenautomat könne in solchen FĂ€llen eine neue Art der Apothekenversorgung im lĂ€ndlichen Raum darstellen.

Medikamente aus dem Supermarkt? Die digitale Apotheke im Alltag

Ihr Apothekenautomat könne in jedem Supermarkt, in einer Bankfiliale oder anderen RĂ€umlichkeiten aufgebaut werden, erlĂ€uterte Atta-ul-Quddus. „Wir haben auch die Möglichkeit zur Remote-Beratung“, erklĂ€rte er. „Das heißt, die Kunden können auf den Button klicken und dann mit dem Apotheker verbunden werden in einem Audio-Video-Call.“ Damit wird die digitale Apotheke auch außerhalb klassischer ApothekenrĂ€ume erlebbar.

Epp betonte aber: „Der Betreiber eines Terminals ist immer eine Vor-Ort-Apotheke in Deutschland.“ Die Medikamente kommen also von der Apotheke vor Ort und nicht von einem Versand oder Ähnlichem. „Das BetterApo-Terminal soll immer als verlĂ€ngerter Arm oder Mini-Filiale einer Vor-Ort-Apotheke angesehen werden.“

ErgĂ€nzung – kein Ersatz: Apothekenversorgung im lĂ€ndlichen Raum

Solche Automaten seien letztlich nicht fĂŒr jeden Standort gedacht, sondern quasi eine Nische, sagte die Sprecherin des Landesapothekerverbandes Engel-Djabarian. Gerade im lĂ€ndlichen Raum, wo Botenwege lang seien, könne ein Apothekenautomat helfen. So wird die Apothekenversorgung im lĂ€ndlichen Raum gestĂ€rkt, ohne auf menschliche Beratung verzichten zu mĂŒssen.

Aber: „Solche GerĂ€te sind schon relativ teuer“, erklĂ€rte sie. „Ich sehe das als eine ErgĂ€nzung, ĂŒber die jeder fĂŒr sich entscheiden muss.“ Es sei jedoch nichts, was eine vollstĂ€ndige Versorgungssicherheit herstellen werde. „DafĂŒr braucht es trotzdem die niedergelassene Apotheke.“ Die digitale Apotheke ergĂ€nzt – ersetzt aber nicht.

Quelle: dpa

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