SO ARBEITEN DIE JUNGEN MITGLIEDER IN DER ADEXA

Den Personalmangel in Apotheken zum Thema machen? Für Betroffene wichtig. Protestieren gegen eine Gesundheitspolitik, die man für falsch hält? Ebenfalls. Aber dabei „kann schon mal der Blick für das verloren gehen, was wir selbst aktiv gestalten können“. Das hat die Steuergruppe der jungen Mitglieder („JuMis“) in der Apothekengewerkschaft Adexa unlängst in einer Einladung zum Thema gemacht. Sie lud Adexa-Mitglieder unter 35 Jahren ein, sich an einem Fortbildungswochenende über Themen rund um den Arbeitsvertrag zu informieren. Gemeinsam mit einem Profi für Organisationsentwicklung zu ergründen, „was wir selbst in der Hand haben“. Und sich nebenher miteinander zu vernetzen. 

Die PTA Veronika Ehmann und der Apotheker André Becker bilden gemeinsam mit zwei Kollegen derzeit die JuMis-Steuergruppe. Sie wollen Anliegen der Jungen bei Adexa vertreten. Und, wie Ehmann ergänzt: „Ein Bindeglied sein zwischen Jungen und Älteren.“ Regelmäßiger Austausch und Treffen dazu an wechselnden Orten sind wichtig, findet Becker: „Es ist interessant zu hören, wie es in anderen Regionen in öffentlichen Apotheken läuft.“  
 

Die Apothekengewerkschaft besteht seit 1954 und vertritt alle Berufsgruppen in öffentlichen Apotheken. Angesichts vieler freier Stellen kann man schnell finden: „Gewerkschaft? Brauch ich nicht.“ Aber bei der Adexa gibt man zu bedenken: Zwar zahlen viele Arbeitgeber auch nach Tarif, wenn ihre Angestellten nicht Gewerkschaftsmitglied sind. Doch sind in den Rahmentarifverträgen für Gewerkschaftsmitglieder auch viele andere günstigere Arbeitsbedingungen geregelt, zum Beispiel 

• ein erhöhter Urlaubsanspruch, 
• ein 13. Tarifgehalt, 
• Zuschläge für Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit und 
• ein tariflicher Fortbildungsurlaub. 

Ehmann und Becker wissen zudem, dass gerade jüngere Kolleginnen und Kollegen viele konkrete Fragen rund ums Arbeitsrecht haben, auf die die Adexa-Rechtsabteilung Antworten bietet. Sie haben aber auch schon erlebt, dass mancher gar nicht weiß, dass es eine Apothekengewerkschaft gibt. Vor allem durch Messestände der Adexa oder Rechtsberatung von deren Juristinnen in verschiedenen Medien werden Apothekenmitarbeitende auf die Gewerkschaft aufmerksam – und auf ihre Nachwuchsgruppe. 
 

Adexa thematisiert noch mehr als Tariffragen und Arbeitsrechtliches im engeren Sinn. Die Novellierung von Ausbildungen. Vorschläge des Bundesgesundheitsministers zu „Apotheken light“. Und das, was in der Öffentlichkeit manchmal untergeht. „Vielen ist gar nicht bekannt, wie niedrig die Gehälter in Apothekenberufen teilweise sind“, betont Becker. „PKA liegen nur knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn. Darüber müssen wir informieren, sonst erreichen wir tariflich gar nichts.“ 

„JuMis“ wie Ehmann und Becker engagieren sich in ihrer Region und in Adexa-Gremien wie der Tarifkommission. Ihr Einsatz war von Anfang an willkommen, finden beide. Ein Grund aus Sicht von Becker: „Bei Adexa sind die Hierarchien relativ flach.“ Konflikte zwischen den verschiedenen Berufsgruppen? Gebe es nicht. „Dass es in der Gewerkschaft so gut läuft, hat damit zu tun, dass wir Teamarbeit aus der Apotheke kennen“, so Ehmann. Und Becker ergänzt: „Da sind wir ja aufeinander angewiesen. Das ist in der Gewerkschaft ähnlich.“

Lust auf Ehrenamt und Berufsvertretung: JuMis und AByou
Die Jungen Mitglieder („JuMis“) sind die Nachwuchsgruppe innerhalb der Apothekengewerkschaft Adexa. Wer unter 35 Jahre ist, kann dort einsteigen. Die „JuMis“ gibt es seit 2016. 
AByou ist eine neu gegründete Nachwuchsorganisation im Umfeld der Apotheker. Apothekerinnen und Apotheker unter 45 Jahren können sich dort engagieren. Das Ziel von AByou: Info bieten und Lust machen auf Berufspolitik. 
 

Quellen:
Interview mit Veronika Ehmann und André Becker
www.adexa-online.de