Eine Tablettendose mit Oxycodon, wie sie in den USA üblich ist, daneben eine Spritze und ein weißes Pulver© Katy L. Pack / iStock / Getty Images Plus
In den USA haben leichtfertige Opioid-Verordnungen zu einer Drogenkrise geführt.

Schmerzmittel

WIRD SUZETRIGIN DER HOFFNUNGSTRÄGER IN DER OPIOID-KRISE?

Es gibt Neues auf dem Schmerzmittel-Markt: Suzetrigin, ein Analgetikum mit neuem Wirkmechanismus. Laut dem amerikanischen Hersteller Vertex hat das Mittel ein geringes Abhängigkeitspotenzial. Ist das die Antwort auf die Opioid-Krise?

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Amerika wird seit Jahren von einer Krise geschüttelt, die mit verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln zu tun hat: der sogenannten Opioid-Krise. Seit den 1990er Jahren, als Oxycodon in Tablettenform auf den Markt kam und von den Ärzten freizügig rezeptiert wurde, hat die Gewöhnung an diesen Arzneistoff – und in der Nachfolge an Fentanyl – viele Menschen in die Abhängigkeit getrieben.

In den Jahren 1999 bis 2021 sind fast 841 000 Menschen an einer Drogenüberdosis gestorben. Die meisten von ihnen waren von Schmerzmitteln abhängig geworden, die sie zuvor verschrieben bekommen hatten. Nun will Vertex Pharmaceutical mit Suzetrigin nun ein Analgetikum entwickelt haben, das ein geringeres Abhängigkeitspotenzial hat.

Suzetrigin – bahnbrechend in der Schmerztherapie?

Ende Januar präsentierte nun Vertex Pharmaceutical die Phase-III-Daten seines Arzneistoffkandidaten Suzetrigin. Die Zulassung bei der FDA (Food and Drug Administration, die US-amerikanische Arzneimittelbehörde) soll mit dem Hinweis auf ein breites Anwendungsgebiet bei moderaten bis starken akuten Schmerzen erfolgen. Den Antrag will Vertex Mitte des Jahres stellen.

Suzetrigin ist bereits als Breakthrough Therapy eingestuft, also als ein bahnbrechender Durchbruch bei der Therapie einer schweren oder lebensbedrohlichen Erkrankung mit deutlichen Vorteilen gegenüber bestehenden Therapien. Als Breakthrough Therapy darf Suzetrigin ein beschleunigtes Zulassungsverfahren durchlaufen.

Schmerzen blocken, bevor sie zum Gehirn gelangen

Bei Suzetrigin handelt es sich um einen niedermolekularen, oral verfügbaren Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse – und das ist das Bemerkenswerte. Es dockt an einen bestimmten spannungsabhängigen Natriumkanal an, den nur periphere nozizeptiven Neuronen bilden und besitzen.

Der Schmerz soll geblockt werden, noch bevor er Rückenmark und Gehirn erreicht. Da Suzetrigin also ausschließlich peripher und nicht im zentralen Nervensystem wirkt, geht man von weniger Nebenwirkungen und einem geringeren Abhängigkeitspotenzial als bei den zentral wirksamen Opioiden aus.

Zulassungsstudien zu Suzetrigin

Suzetrigin wurde bereits in Phase-III-Studien an größeren Patientengruppen getestet.

  • Eine Studie verglich Suzetrigin mit einem Placebo und einer Kombination aus Hydrocodon und Paracetamol nach einer operativen Bauchdeckenstraffung.
  • Eine weitere Studie verglich Suzetrigin mit Placebo und Hydrocodon/Paracetamol nach einer Operation zur Korrektur der Zehenfehlstellung Hallux valgus.
  • Eine dritte Studie ohne Kontrollgruppe untersuchte die Wirksamkeit und Verträglichkeit an Patienten mit unterschiedlichen Schmerzformen

Die Studien ergaben: Suzetrigin konnte die Schmerzen innerhalb von 48 Stunden nach einem operativen Eingriff schneller und stärker senken als Placebo. Im Vergleich zur Kombination aus Hydrocodon und Paracetamol schnitt der neue Wirkstoff jedoch nicht besser beziehungsweise schlechter ab. In der einarmigen Studie bewerteten 83 Prozent der Patienten die Wirkung von Suzetrigin als gut, sehr gut oder hervorragend.

In allen Studien sei der Wirkstoff gut vertragen worden, teilte Vertex mit. Bis auf mit Placebo vergleichbare leichte bis mittelschwere Auswirkungen (Übelkeit, Verstopfung, Kopfschmerzen, Benommenheit und niedriger Blutdruck) seien keine schweren Nebenwirkungen beobachtet worden.

Quellen:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/opioid-krise-in-den-usa-eine-nation-auf-drogen-a-63c3c375-3d46-491a-98ba-7ff567c14fe1
https://www.nzz.ch/wirtschaft/das-mittel-hinter-amerikas-schmerz-ld.1364683
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/neuartiges-schmerzmittel-mit-guten-phase-iii-daten-145395/

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