Pleiotrope Effekte
DIABETES-MEDIKAMENT HEILT FETTLEBER
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Dapagliflozin zeigte in der Vergangenheit bereits einige positive Effekte auf einen entgleisten Stoffwechsel, auch auĂźerhalb seiner ursprĂĽnglichen Indikation Diabetes mellitus Typ 2. So ist es beispielsweise bei chronischer Nieren- und Herzinsuffizienz zugelassen. Und nun auch bald bei einer nicht alkoholischen Fettleber?
Laut einer chinesischen Studie stehen die Chancen dafür gut. Die rund 150 Teilnehmenden, davon 85 Prozent Männer im Altersdurchschnitt von 35 Jahren, erhielten das Medikament knapp ein Jahr lang – oder Placebo. Am Ende des Zeitraumes wurden Leberproben entnommen und der Zustand der Fettleber vor und nach der Intervention beurteilt.
Fettleber heilen, Stoffwechsel in die richtigen Bahnen fĂĽhren
Mehr als jede*r zweite Proband*in erreichte eine Verbesserung der nichtalkoholischen Fettleber ohne Verschlechterung der Fibrose, also ohne, dass der Anteil krankhaften Gewebes in der Leber zunahm (versus Placebo: 30 Prozent). Bei 23 Prozent konnte sogar keine Entzündung an der Leber mehr festgestellt werden (Placebo: 8 Prozent). Bei 45 Prozent der Dapagliflozin-Einnehmenden verbesserte sich die Fibrose (Placebo: 20 Prozent), bei insgesamt guter Verträglichkeit, was sich in der geringen Abbrecherquote zeigt (1 Prozent, versus Placebo: 3 Prozent).
Dapagliflozin kann mehr
Dapagliflozin wurde eingeführt, um Menschen mit Typ-2-Diabetes zu helfen, eine langfristig stabile Blutzuckerkontrolle zu entwickeln. Dabei fiel auf, dass sich nicht nur der Diabetes verbesserte, sondern auch andere Organfunktionen innerhalb des Stoffwechsels. Pleiotrope Effekte nennt sich das, wenn eine Substanz mehrere Auswirkungen auf einen Organismus hat. Und bei dem Diabetes-Medikament, das den Transporter SGLT2 in den Nieren blockiert, was die Ausscheidung von Glucose über den Urin fördert, sind es positive Effekte auf die Nierengesundheit. Damit wird Dapagliflozin gerne bei Diabetikern mit (beginnender) Niereninsuffizienz eingesetzt. Seit 2020 ist das Medikament auch bei Herzinsuffizienz zugelassen. Denn das Diabetes-Medikament führt nicht nur insulinunabhängig zu sinkenden Blutzuckerwerten, es reduziert auch Übergewicht und senkt den Blutdruck. Die Stoffwechselentlastung entlastet auch das Herz und verbessert dadurch die Insuffizienz signifikant.
Der Ansatz, eine Fettleber heilen zu lassen mit einem Diabetes-Medikament ist nicht abwegig. Denn neben Alkohol (alkoholische Fettleber) stellt ein ungesunder Lebensstil mit fett- und zuckerreichen Lebensmitteln und weniger Bewegung das größte Risiko dar, eine Fettleber zu entwickeln. Die gleichen Gründe sind häufig auch ursächlich für die Entstehung eines Diabetes mellitus vom Typ 2 verantwortlich. Die Krankheiten hängen über einen entgleisten Stoffwechsel miteinander zusammen. So lagen bei 45 Prozent der Studienteilnehmenden zusätzlich ein Diabetes mellitus Typ 2 vor.
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Eine Fettleber heilen und nebenbei den Diabetes kontrollieren. Hört sich gut an. Für Dapagliflozin wäre es ein weiteres Indikationsgebiet innerhalb eines entgleisten Stoffwechselsystems. Weitere Studien müssen jedoch noch durchgeführt werden, der Proband*innenumfang vergrößert werden, mehr Frauen teilnehmen und auch Menschen unterschiedlicher Ethnien, um Gewissheit zu erlangen. Aktuell gibt es zur Behandlung einer nichtalkoholischen Fettleber lediglich zahlreiche Studien und den Ansatz, die metabolischen Risikofaktoren zu reduzieren. Also ein gesunder Lebensstil und medikamentöse Behandlung des entgleisten Stoffwechsels. Mit Dapagliflozin könnte man dann nicht nur eine eventuell vorliegende Nieren- und Herzinsuffizienz therapieren, sondern auch Fettleber und Diabetes.
Quelle:
Mit Dapagliflozin gegen Fettleber | PZ – Pharmazeutische Zeitung
Dapagliflozin and metabolic dysfunction-associated steatohepatitis | The BMJ












