blaue Abnehmspritze in der hinteren Tasche einer weißen Jeanshose© Carolina Rudah / iStock / Getty Images Plus
Abnehmspritzen sind so begehrt, dass mittlerweile viele Fälschungen kursieren.

Weltweites Problem

ABNEHMSPRITZE: GEFÄLSCHTE MEDIKAMENTE ERKENNEN DIE WENIGSTEN

Nicht nur bei den sogenannten Abnehmspritzen, wie GLP1-Rezeptoragonisten auch genannt werden, nimmt die Zahl gefälschter Medikamente weiter zu. Erkennen würden sie wohl die wenigsten Käufer*innen, fürchten Gesundheitsexpert*innen. Sie wünschen sich eine bessere Aufklärung der Verbraucher*innen.

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Vor allem in den USA dürfte es den Käufer*innen der Abnehmspritzen schwerfallen, gefälschte Medikamente sicher zu erkennen. Grund dafür ist auch die Praxis des „Compounding“, bei der es Apotheken in Mangelsituationen erlaubt ist, die patentgeschützten Wirkstoffe selbst herzustellen und abzufüllen. Was uns Deutschen mehr als befremdlich vorkommt, führte in den USA schon zu Problemen.

Weil es so viele Möglichkeiten gibt, an die begehrte Abnehmspritzen zu kommen, fällt es Anwender*innen umso schwerer, gefälschte Medikamente zu erkennen. Vielen, so Expert*innen, fehlt dafür das nötige Wissen. Eine Kampagne soll Abhilfe schaffen.

Hohe Nachfrage nach Abnehmspritze als Risiko

Nicht nur Abnehmspritzen werden oft gefälscht. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass jedes zehnte Medikament betroffen ist. Die hohe Nachfrage nach Abnehmspritzen und die Lieferschwierigkeiten befeuern den Schwarzmarkt seit Jahren. Bereits 2023 gab die US-Gesundheitsbehörde FDA eine Warnung diesbezüglich heraus, und im selben Jahr erreichten Chargen gefälschter Abnehmspritzen auch Deutschland.

Der britische Apothekerverband ermittelte in Umfragen, dass jede*r fünfte Brit*in im letzten Jahr versucht habe, Abnehmspritzen zu erwerben. Die hohe Nachfrage berge Risiken, „dass Menschen auf unregulierte Online-Anbieter statt auf regulierte Apotheken setzen“. Auf den entsprechenden Seiten werden die begehrten Abnehmspritzen zu einem Bruchteil der üblichen Kosten angeboten und sehen auf der Seite auch echt aus. Bei der Lieferung entdecken die Käufer*innen dann manchmal Rechtschreibfehler oder falsche beziehungsweise fehlende Angaben zu den Inhaltsstoffen.

Einige der gefälschten Arzneimittel lassen sich nur schwer erkennen.

Compounding mit Nebenwirkungen

In Industrieländern versuchen bis zu einem Prozent der Menschen, ihre Medikamente aus nicht regulierten Quellen zu beschaffen. Wie man die gefälschten Medikamente erkennen kann, wissen die meisten nicht und begeben sich damit in Gefahr.

In den USA ist zudem die Praxis des „Compounding“ ein Problem. Weil die Wirkstoffe der Abnehmspritze knapp sind, dürfen ausgebildete Pharmazeut*innen die Substanzen herstellen und abfüllen. Diese spezialisierten Apotheken werden weniger streng reguliert als Pharmahersteller. Einige verwendeten bereits Semaglutid-Salze, die keine Arzneimittelzulassung besitzen. Es kam zu Nebenwirkungen. Expert*innen sind zudem überzeugt, dass das Compounding auch in „Fitnessstudios und Spas“ geschehen ist.

Kampagne soll helfen, gefälschte Medikamente zu erkennen

Um Menschen zu helfen, gefälschte Medikamente zu erkennen, startet die FDA die Kampagne „BeSafeRX“. Verbraucher*innen erfahren hier, worauf sie bei Online-Bestellungen zum Beispiel der Abnehmspritze achten sollten. Zudem fordern Gesundheitsexpert*innen wie Saifuddin Ahmed von der John-Hopkins-University, auch Ärzt*innen mehr für das Problem zu sensibilisieren. Der Epidemiologe leitet eine Initiative, die Maßnahmen gegen gefälschte und minderwertige Medikamente untersucht. Um diese besser zu erkennen, braucht es mehr Vertrauen zwischen Verbraucher*innen, Ärzt*innen und Behörden, meint er.

In Europa gibt es bekanntlich kein Compounding; nur der Originalhersteller darf die patentgeschützten Abnehmspritzen vertreiben. Um gefälschte Medikamente sicher zu erkennen, sind in der Europäischen Union zudem Sicherheitsmerkmale vorgeschrieben. In Deutschland hilft das Securpharm-System dabei, gefälschte Chargen von Medikamenten zu erkennen, bevor sie an Verbraucher*innen abgegeben werden. Zuletzt war 2023 das auch als Abnehmspritze eingesetzte Ozempic® betroffen.

Gefälschte Medikamente erkennen und melden

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA ruft dazu auf, nur bei den zuständigen Behörden registrierte Online-Händler zu nutzen. Das verringere das Risiko, gefälschte oder minderwertige Medikamente zu kaufen.

Während Securpharm dabei hilft, gefälschte Medikamente zu erkennen, löst es leider ziemlich oft Fehlalarme aus. Erweist sich ein Alarm nach Prüfung aber als berechtigt, muss die Apotheke eine Meldung an die zuständige Behörde machen, die alle weiteren Schritte koordiniert.

2023 gab es eine große Aktion der europäischen Polizei, bei der fast 1300 Personen festgenommen und gefälschte Arzneimittel, Wirkstoffe und Rohmaterial im Wert von 64 Millionen Euro sichergestellt wurde. Der Markt mit gefälschten Medikamenten blüht. Umso wichtiger ist es, sie sicher zu erkennen.

Quellen:

https://www.dw.com/de/medikamente-gef%C3%A4lscht-problem-fake-abnehmspritze-ozempic-wegovy-zepbound-schwarzmarkt-gesundheit-v2/a-73499366?maca=de-rss-de-wissenschaft-4019-xml-mrss

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/02/09/fuenf-jahre-securpharm-eine-bilanz

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wie-melde-ich-eine-arzneimittelfaelschung-152457/

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/10/19/gefaelschtes-ozempic-hat-ersten-krankenhausaufenthalt-zur-folge

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