Lebensmittel und Schriftzug "Keto-Diät" aus Nüssen© samael334 / iStock / Getty Images Plus
Die Keto-Diät ist eine kohlenhydratarme Ernährungsweise, bei der der Körper durch einen extrem hohen Fettanteil und eine sehr niedrige Kohlenhydratzufuhr in einen Zustand der sogenannten Ketose versetzt wird.

Energiezufuhr

KETO-DIÄT SCHADET LANGFRISTIG LEBER

Weniger Kohlenhydrate, stattdessen mehr Fett: Eine ketogene Diät soll dabei helfen, Fettpolster schmelzen zu lassen und den Kohlenhydratstoffwechsel normalisieren. Doch über die langfristigen Folgen ist noch wenig bekannt – was sagt die Wissenschaft?

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Bei einer Keto-Diät verzichten Menschen bewusst auf Kohlenhydrate, die bei einer vollwertigen Mischkost mehr als 50 Prozent der täglichen Energiezufuhr ausmachen. Während bei einer Mischkost die Fettmenge gering gehalten werden sollte, macht sie bei der Keto-Diät den größten Anteil aus. Es ergibt sich also folgende Aufteilung bei einer ketogenen Ernährungsform: 10 Prozent Kohlenhydrate, 20 Prozent Protein und 70 Prozent Fett.

Dadurch wird der Körper in den Zustand einer Ketose versetzt. Sobald dem Körper sein sonstiger Hauptlieferant (Glucose aus Kohlenhydraten) fehlt und die Kohlenhydratspeicher aufgebraucht sind, schaltet er auf Lipolyse um. Durch eine Keto-Diät bildet die Leber aus den freien Fettsäuren daher mehr Ketone, die fortan den Mitochondrien als Zell-Treibstoff dienen. Ein ähnlicher Zustand wird übrigens durchs Fasten erreicht.

Keto-Diät bei Diabetes – was bringts?

Eine Keto-Diät soll

  • die Bildung freier Radikale reduzieren,
  • die Zellreinigung (Autophagie) stimulieren,
  • das Immunsystem anregen,
  • die Fettverbrennung steigern und somit beim Abnehmen unterstützen,
  • über die Bildung des Ketonkörpers Butyrat entzündungshemmend wirken.

Verschiedene wissenschaftliche Studien beschäftigen sich daher mit den Auswirkungen einer Keto-Diät auf verschiedene Krankheitsbilder, beispielsweise in der Onkologie, Neurologie oder Endokrinologie. Auch soll sich eine Keto-Diät auf einen Diabetes positiv auswirken, den Glucose-Stoffwechsel verbessern, Gewicht reduzieren und den Langzeitblutzuckerwert senken.

Ein Forschungsteam um Molly Gallop von der University of Utah in Salt Lake City warnt nun aber vor unvorhergesehen Langzeitfolgen, denn die diese seien bei einer Keto-Diät noch nicht ausreichend erforscht. In ihren Untersuchungen fütterten sie Mäuse mit unterschiedlich zusammengesetzten Futter. Während eine Gruppe eine Keto-Diät erhielt, bekamen andere etwas weniger, aber immer noch viel Fett, zwei weitere Gruppen wurden fettarm ernährt.

Keto-Diät verändert Stoffwechsel mit Folgen

Tatsächlich hielten die Mäuse mit Keto-Diät zunächst ihr Gewicht oder reduzierten es sogar ein wenig – ähnlich wie die fettarm ernährten Mäuse. Die fettreich ernährten Mäuse legten hingegen zu. Ob dies an der Stoffwechsellage unter Keto-Diät lag, können die Forschenden allerdings nicht beurteilen: „Diese Unterschiede können zumindest teilweise damit erklärt werden, dass die Keto-Mäuse von sich aus weniger fraßen als ihre Artgenossen mit der 60-Prozent-Fett-Diät.“ Nach zehn Wochen drehte sich das Bild und die Mäuse mit Keto-Diät legten kräftig zu. Gallop schreibt dazu: „Die ketogene Diät führte langfristig nicht zu einer Reduktion des Körpergewichts und sollte daher nicht als Maßnahme gegen Übergewicht oder Diabetes angesehen werden.“

Ist eine Keto-Diät bei Diabetes also eine schlechte Idee?

Ein Blick auf die Stoffwechsellage bestätigt diese Vermutung – zumindest bei den Mäusen: „Je länger die Tiere ketogen ernährt wurden, desto stärker entwickelten sie eine Glukoseintoleranz und eine gestörte Insulinsekretion.“ Auch die fettreich ernährten Mäuse nahmen an Gewicht zu und entwickelten Anzeichen eines Diabetes Typ 2 mit mangelnder Insulinsensitivität. Auffällig ist dabei: Die Mäuse mit Keto-Diät zeigten zwar eine höhere Insulinsensitivität, aber die Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüsen waren durch die Ketone so geschädigt, dass sie weniger Insulin (trotz Reiz) produzierten.

Insgesamt bewirkte eine Keto-Diät folgende Auswirkungen auf den Stoffwechsel der Mäuse:
• nachlassende Insulinproduktion in den Beta-Zellen
• stark erhöhte Cholesterinwerte
• Entwicklung einer Fettleber.

Sind die Ergebnisse übertragbar?

Natürlich sind Beobachtungen an Mäusen nicht 1:1 auf den Menschen übertragbar. Dennoch decken sich die Ergebnisse der Untersuchung mit den Berichten von Patienten, die langfristig eine Keto-Diät verfolgen, um die Symptomatik bestehender Krankheitsbilder zu verbessern. So entwickelten Epilepsie-Patienten mit Keto-Diät häufiger Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bauchspeicheldrüsenentzündungen und hohe Blutfettwerte.

Eine generelle Empfehlung der Keto-Diät, gerade bei Diabetes, sollte daher überdacht werden. Sollten Ihre Kund*innen mit Diabetes eine solche Diät verfolgen wollen, sollte sie unbedingt ärztlich begleitet werden.  

Quelle: https://www.wissenschaft.de/gesundheit-medizin/keto-diaet-auf-dem-pruefstand/

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