Bunte Softdrinks und Eiswürfel in einer Kühlbox© hayatikayhan / iStock / Getty Images Plus
Fructose, wie in vielen Soft- und Energydrinks enthalten, kann zu einer nicht-alkoholischen Fettleber führen.

Studie

FETTLEBER DURCH FRUCTOSE

Fructose, also Fruchtzucker, kann zu einer nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL) führen, denn er wird in der Leber rasch zu Fett umgewandelt. In immer mehr Getränken und Süßigkeiten wird Fructose eingesetzt, ist das tatsächlich eine Gefahr?

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Die Fettleber ist hierzulande die häufigste chronische Lebererkrankung. Sie ist anfänglich meist symptomlos. Durch die übermäßige Speicherung von Fett kann es im weiteren Verlauf zur Entzündung der Leber (Hepatitis) und damit zur Zirrhose und dem völligen Versagen des Organs kommen.

Ursachen sind in der Regel übermäßiger Alkoholgenuss (alkoholische Fettleber) oder Diabetes, Übergewicht und ungesunde Ernährung (nicht-alkoholische Fettleber). Hierzu zählt neben Fett auch ein Zuviel an Fructose, sei es aus Obst, oder ihrem Zusatz in Nahrungsmitteln wie Süßigkeiten und Softdrinks.

Von gesund zu krank in wenigen Wochen

Dass Fruchtzucker der Leber schadet, ist schon seit Längerem bekannt. Bereits 2018 warnte das Bundesamt für Risikobewertung davor, zu viel Fruchtzucker zu sich zu nehmen. Nun zeigte eine in der Schweiz durchgeführte Studie, wie rasch Fructose zu einer Fettleber führen kann. Dazu teilte ein Forscherteam aus Zürich 94 gesunde Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren in vier Gruppen ein: Eine erhielt fructosehaltige, die zweite glucosehaltige und die dritte saccharosehaltige Getränke. Die vierte Gruppe diente als Kontrolle und musste ganz ohne Süßgetränke auskommen.

Die Probanden in den ersten drei Gruppen tranken sieben Wochen lang jeden Tag 600 Milliliter (ml) ihres Getränks, dann wurden die Leberwerte untersucht. Das Ergebnis: Die Teilnehmer der Glucosegruppe hatten rund 800 Gramm (g) zugenommen, das Körpergewicht bei den anderen Gruppen blieb hingegen gleich. Wichtiger war jedoch, dass die durchschnittliche Fettmenge in der Leber in der Fructose-Gruppe doppelt so hoch war wie in den wie in den Vergleichsgruppen.

Zucker ist nicht gleich Zucker

Damit Gehirn und andere Organe funktionieren, die Muskeln arbeiten und die Körperwärme erhalten bleibt, braucht unser Körper Energie. Die bekommt er aus Glucose, einem Einfachzucker, der aus dem Darm direkt ins Blut gelangt und von den Körperzellen aufgenommen wird. Ein Überschuss an Glucose wird in der Leber in Form von Glykogen gespeichert, das bei Bedarf rasch wieder in Glucose umgewandelt und ins Blut abgegeben werden kann.

Glucose ist auch immer am Fettstoffwechsel der Leber, der Lipogenese, beteiligt. Auch die Fructose ist ein Einfachzucker. Doch unser Körper braucht ihn eigentlich nicht, weil die Energiezufuhr bereits durch andere Quellen abgedeckt ist. Unsere Körperzellen können Fruchtzucker daher auch nicht direkt verstoffwechseln, er muss erst auf dem Umweg über die Leber in Glucose umgewandelt werden.

Mit diesem Prozess ist die Leber aber schon bei relativ geringen Fructosemengen überfordert, wozu schon ein einziger Energydrink ausreicht. Im Gegensatz zur Glucose, die die Fähigkeit der Leber zur Fettverbrennung fördert, bewirken höhere Fructosemengen hier genau das Gegenteil.

So zeigen Untersuchungen, dass Fructose die Fettverbrennung in den Kraftwerken der Zelle, den Mitochondrien, stört, was in etwa den gleichen Effekt hat, als würde man sich fettreicher ernähren. Letztlich wird so in der Leber mehr Fett gebildet und hier sowie im Fettgewebe des Körpers gespeichert – ein Risikofaktor für Übergewicht, metabolisches Syndrom und damit auch für Typ-2-Diabetes. Darüber hinaus kann eine vermehrte Fructosezufuhr den Harnsäurespiegel erhöhen und damit auch Gicht fördern.

Von der Fettleber zum Diabetes mellitus

Unser Gehirn braucht Tag und Nacht viel Energie in Form von Glucose aus dem Blut. Die Leber muss dabei ständig nachregeln und Glucose ins Blut abgeben, damit der Körper nicht in eine Unterzuckerung gerät. Steigt der Blutzuckerspiegel hingegen zu stark an, wird Insulin aus der Bauchspeicheldrüse abgegeben. Es sorgt für eine Drosselung der Glucose-Ausschüttung der Leber und ermöglicht die Aufnahme des Zuckers in die Körperzellen. 

Eine Fettleber ist jedoch insulinresistent und schüttet daher weiterhin Glucose aus.

Die Folge: Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel, auf den die Bauchspeicheldrüse mit weiterer Insulinausschüttung reagiert. Aus diesem Teufelskreis kann früher oder später ein Typ 2-Diabetes entstehen. Umgekehrt kann allerdings auch ein Typ-2-Diabetes Ursache der Fettleber sein, denn bei dieser Diabetesform kommt es häufig zu einer krankhaften Verfettung der Leber. So entwickeln rund drei Viertel aller Menschen mit Diabetes und mit deutlichem Übergewicht eine Fettleber.

Verwirrende Bezeichnung

Menschen nehmen häufig viel Fructose zu sich, ohne sich dessen bewusst zu sein. Denn sie ist nicht nur in Obst und Obstsäften enthalten, sondern wird zunehmend auch als Industriezuckerersatz in Lebensmitteln verwendet. Dort ist sie dann – meist weit hinten in der Zutatenliste – als Maissirup, Fructose oder Fruchtsirup deklariert. Besonders Energydrinks und fertige Eis-Tees haben einen hohen Anteil an Fruchtzucker, aber auch Süßigkeiten wie Eis. Und auch ein vermeintlich gesunder Trend kann sich durch die Fructose-Falle ins Gegenteil verkehren: Die Rede ist von Smoothies, die Obst enthalten. 

Flutet man seine Leber täglich mit einem großen Smoothie, wird das schnell zur belastenden Fructosebombe.

Man geht davon aus, dass hierbei bereits 50 bis 70 g Fructose täglich schädlich sind. Deswegen empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung auch nur zwei Portionen Obst pro Tag. Eine Portion entspricht dabei 100 g, also einem Apfel, einer Birne oder Banane oder einem kleinen Schälchen Beeren. Ein Glas Fruchtsaft ist hingegen mehr als eine Portion, denn in einem Glas stecken bereits bis zu sechs Äpfel.

Zucker um drei Viertel reduzieren

Kohlenhydrate brauchen wir, um Energie für den Tag zu haben. Doch die tägliche Aufnahme an zugesetztem Zucker sollte nicht höher sein als 10 Prozent der täglichen Gesamtenergieaufnahme. Ein Erwachsener mit einem Tagesenergiebedarf von etwa 2000 Kilokalorien sollte daher nicht mehr als 50 Gramm an zugesetztem Zucker über Lebensmittel (einschließlich Getränke!) zu sich nehmen. Das entspricht 12 Teelöffeln. Sechs Teelöffel, also 25 g Zucker, gelten laut Weltgesundheitsorganisation WHO als optimal. Von diesem optimalen Wert sind wir meilenweit entfernt: Der Durchschnitt in Deutschland liegt zurzeit bei etwa 100 g Zucker pro Tag – in all seinen Formen.

Kalorien-Irrglaube

Viele Menschen nehmen an, dass Fruchtzucker gesünder ist als Haushaltszucker. Zum einen aufgrund des Namens, da „Frucht“ mit gesund assoziiert wird. Zum anderen, weil sie glauben, dass Fruchtzucker weniger Kalorien als normaler Zucker hat. Tatsächlich hat er genauso viele Kalorien und sogar einen gravierenden Nachteil: Er macht nicht satt. Während Glucose den Blutzuckerspiegel rasch ansteigen lässt und von den Körperzellen verstoffwechselt wird, ist das bei Fructose nicht der Fall, das heißt, das Gehirn bekommt keine Meldung, dass der Energiebedarf wieder gedeckt ist.

Glucose wird auch als Dextrose oder Traubenzucker bezeichnet, ist aber dem Namen zum Trotz kein Fruchtzucker. Gemeinsam mit einem Molekül Fructose bildet Glucose den Zweifachzucker Saccharose, bekannter als normaler Haushaltszucker. Da er zur Hälfte aus Fructose besteht, ist Haushaltszucker somit natürlich ebenfalls schlecht für die Leber, was bei der Ernährung berücksichtigt werden sollte.

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