Schreiendes Baby.© Prostock-Studio / iStock / Getty Images

Kindgerecht

IST ES BAUCHWEH?

Was können die Ursachen von Bauchschmerzen im Kindesalter sein? Wie bekommt man mehr heraus, wenn ein Kind sich noch nicht gut erklären kann? Und wie zeigt ein Säugling überhaupt Bauchschmerzen?

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Bauchschmerzen sind ein häufig auftretendes Symptom bei Kindern. Bei Säuglingen kann man es oft nur am Verhalten vermuten. Da gilt es genau zu beobachten. Und auch Kleinkinder bis circa fünf Jahre können Schmerzen meist noch nicht so gut lokalisieren. So zeigt das Kind oft auf den Bauch, auch wenn Lungenentzündungen, Gelenkschmerzen, Harnwegsinfekte oder Ähnliches vorliegen.

Erst ab dem Grundschulalter können Kinder dann meistens besser differenzieren und genauere Angaben machen. Zum einen, wo es genau weh tut und zum anderen, wie sich der Schmerz verhält. Solange ein Säugling normal trinkt und ein Kleinkind isst, trinkt und herumläuft, besteht meist keine Gefahr und die Bauchschmerzen sind fast immer harmloser Natur. Man sollte immer daran denken, dass sich emotionaler Stress auch bei Kindern oft auf den Bauch niederschlagen kann.

Verschiedene Arten Medizinisch gesehen, ist eine Unterscheidung in akut auftretende Bauchschmerzen und wiederkehrende chronische Bauchschmerzen sehr wichtig. Vor allem erstmalig auftretende akute Bauchschmerzen sind sehr ernst zu nehmen und sollten auf jeden Fall vom Kinderarzt untersucht werden. Die Strategie Abwarten kann man dann verfolgen, wenn das Kind älter ist, eine klare Ursache vorliegt, wie zum Beispiel zu viel gegessen oder Stuhlverhalt und zudem keine weiteren Symptome vorhanden sind. Häufig wiederkehrende, also chronische Bauchschmerzen weisen bei Kleinkindern oft auf eine organische Ursache hin und sind somit abklärungsbedürftig.

Ab dem Schulkindalter sind die Schmerzen zumindest körperlich gesehen meist harmlos und medizinisch betrachtet in die Kategorie funktionelle Bauchschmerzen einzuordnen. Zu den funktionellen gastrointestinalen Störungen zählt zum Beispiel der Reizdarm (Colon irritabile). Dies ist ein häufiges Problem bei Kleinkindern. Die Darmpassage ist dann bei ihnen beschleunigt. Hier hilft es meist schon Ballaststoffe und Fettanteil in der Nahrung zu erhöhen. Ursachen für akute Bauchschmerzen können zum Beispiel Magen-Darm-Infekte, Blinddarmentzündungen, Darmeinstülpungen, Darmverschluss oder ein Leistenbruch sein.

Aber auch Erkrankungen der Organe wie der Niere, Ovarien oder Hoden, Zwerchfell oder der Lunge können Bauchschmerzen erzeugen. Auch eine Stoffwechselerkrankung, die erstmalig auftritt wie Diabetes kann mal hinter Bauchschmerzen stecken. Chronische Bauchschmerzen im Schulkindalter lassen sich meistens auf Blähungen oder Verstopfung zurückführen. Es kann sich auch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit zum Beispiel auf Milchzucker oder Fruchtzucker dahinter verbergen. Oder die Bauchschmerzen haben eine psychosomatische Ursache. Hellhörig sollte man werden, sobald zusätzliche Symptome wie Gewichtsabnahme, leichtes Fieber oder Stuhlauffälligkeiten auftreten.

Dreimonats-Koliken Beim Säugling treten in den ersten Lebensmonaten sehr häufig Bauchschmerzen auf. Immer wenn das Baby nach einer Milchmahlzeit zu schreien beginnt, die Beine an den Leib zieht und die Hände verkrampft, kann man davon ausgehen. Sie können dabei blass sein und schwitzen. Der Unterleib fühlt sich hart und aufgebläht an. Naheliegend ist eine zu große Luftansammlung im Bauchraum durch Luftschlucken. Durch Lageänderung, Bauchmassage mit „Bäuerchen“ oder einen Stuhlabgang in die Windel kann Abhilfe geschaffen werden und der Säugling entspannt sich wieder.

Die Ursachen der Regulationsstörung sind nicht eindeutig geklärt. Neben dem Luftschlucken beim Trinken oder Schreien kann es zu Gasbildung im Verdauungsprozess kommen, da sich die Darmflora erst noch entwickeln muss. Zudem spricht man auch von einer Anpassungsstörung des Säuglings, der erst einmal in der Welt ankommen muss. Dabei helfen ein geregelter Tagesablauf, eine entspannte Umgebung, Körperkontakt, Babymassage und als Eltern bestenfalls viel Ruhe auszustrahlen.

CAVE

Bei schweren kolikartigen Bauchschmerzen mit Erbrechen, Stuhlveränderungen, Fieber, Blässe, Apathie, aber auch bei chronischen Bauchschmerzen, die mit Gewichtsverlust, leichtem Fieber oder Stuhlveränderungen einhergehen, unbedingt zum Kinderarzt!

Behandlung Es gibt einige Hausmittel, die man ab dem Kleinkindalter anwenden kann. Wärmflasche oder Kirschkernkissen sind meist sehr wohltuend. Nur Vorsicht, dass es nicht zu heiß wird. Bauchmassagen immer in Richtung des Uhrzeigersinnes entlang des Dickdarmverlaufes. Es kann dafür gerne ein Basisöl wie Mandelöl mit Zusatz von ätherischen Ölen, wie Kümmel oder Fenchel verwendet werden. Die klassischen Arzneitees wie Fenchel, Anis und Kümmel können auch sehr gut unterstützen.

Außerdem helfen Bauchwickel mit Kümmel- oder Kamillenextrakt. Dazu nimmt man einen Esslöffel Kamillenblüten oder Kümmelfrüchte auf einen halben Liter heißes Wasser, lässt das Ganze zehn Minuten abgedeckt ziehen und seiht es ab. Ein dünnes Geschirrtuch oder eine Stoffwindel darin tränken und faltenfrei auf den Bauch legen. Temperatur vor der Auflage überprüfen! Mit einem Frotteehandtuch umwickeln und mit einer Wolldecke abdecken. Das Kind gut zugedeckt für circa 15 bis 30 Minuten einkuscheln und auf jeden Fall dabeibleiben.

Es gilt wie immer, solange drauf lassen, wie es für das Kind noch angenehm ist. Mit Schmerzmitteln sollte man eher zurückhaltend sein. Auf diese Weise ist es schwierig zu beurteilen, wie stark die Schmerzen wirklich sind. Dadurch kann zum Beispiel der Ernst der Lage bei einer Blinddarmentzündung verkannt werden. Bei psychosomatischen Schmerzen sind Schmerzmittel keine Hilfe. Hier macht es mehr Sinn die Stressauslöser zu erforschen und auszuschalten.

Nur im Zuge eines Magen-Darm-Infektes kann Paracetamol oder Ibuprofen gegeben werden. Krampflösende chemische Wirkstoffe sind aufgrund von teilweise starken Nebenwirkungen für Kinder nicht zugelassen. Bei der Ernährung während der Bauchprobleme sollte man auf den Instinkt des Kindes vertrauen, sofern

Aus der Natur Ein Mittel, das sich bei Beschwerden im Magen-Darm-Bereich schon oft bewährt hat, ist Nux vomica. Hier gilt das Stichwort „zu viel“. Das bedeutet zu viel gegessen, zu viel getrunken, zu viel Stress und so weiter. Bei Säuglingen und Kleinkindern nimmt man D6. Wenn es sich um Bauchschmerzen psychosomatischer Natur handelt, eher D12. Wenn Unruhe mit im Spiel ist, sollten Sie an Chamomilla D12 denken.

Weitere Verdauungshelfer bei Blähungen oder Darmträgheit sind Asa foetida D6, Lycopodium D6 oder auch Carbo vegetabilis D6. Bei zu hartem Stuhlgang, der mit Schmerzen verbunden ist, helfen Alumina D6 Globuli. Pflanzen, denen eine entkrampfende, beruhigende Wirkung nachgesagt wird, wie Kamille, Fenchel oder Kümmel, können entweder in Tropfenform oder auch als Zäpfchen angewendet werden, um Linderung zu schaffen.

Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 03/2022 ab Seite 84.

Stefanie Berhausen, Apothekerin, Ayurveda-Gesundheitsberaterin, Meditations- und Yogalehrerin, www.vedawelt.de

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