Graphische Darstellung einer Frau. Um sie herum sind verschiedene bunte Sprechblasen.© Olga Brozniakova / iStock / Getty Images Plus
Menschen, die einen offensichtlichen Drang zum Reden haben, werden Talkaholics genannt.

Gesteigertes RedebedĂŒrfnis

WAS TUN BEI TALKAHOLICS? TIPPS FÜR KOMMUNIKATION AUF AUGENHÖHE

Talkaholics können GesprĂ€che schnell einseitig machen – sei es im Beruf oder im privaten Umfeld. Wie Sie mit Vielrednern umgehen und welche Strategien beim GesprĂ€che unterbrechen helfen, erfahren Sie hier.

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Sie sprechen quasi ohne Punkt und Komma. Manche Menschen haben einen offensichtlichen Drang zum Reden. Das kann dem GegenĂŒber gehörig auf die Nerven gehen. Zum Beispiel die Kollegin, die bei der Teambesprechung Monologe hĂ€lt. Der Nachbar, der einen beim Treffen offenkundig ohne Pause zutextet. Die Freundin, die in einem fort auf einen einredet und einem keinen Raum gibt, selbst etwas zu erzĂ€hlen. Solche Menschen heißen auch Talkaholics.

Und hĂ€ufig ist ihnen nicht bewusst, dass ihr ununterbrochener Redefluss andere stören kann. Denn mitunter sendet das GegenĂŒber ein falsches Signal. Michaela Albrecht, Kommunikationstrainerin im hessischen Hohenroda, nennt ein Beispiel: „Wenn jemand zu dem Redeschwall des GegenĂŒbers aus Höflichkeit nickt, obgleich es ihn nervt, kann dies der ĂŒbermĂ€ĂŸig mitteilsame Mensch als Interesse deuten“, sagt sie. Um MissverstĂ€ndnisse zu vermeiden, kann es helfen, die eigene Kommunikation zu verbessern und bewusster Signale zu senden.

Ursachen fĂŒr Talkaholics und ihr Verhalten

Wenn jemand ununterbrochen redet und dem oder der anderen keine Gelegenheit lĂ€sst, selbst etwas zu sagen, kann dies unterschiedliche Ursachen haben. Wer den Umgang mit Vielrednern besser verstehen möchte, sollte sich die GrĂŒnde nĂ€her anschauen.

  • Einsamkeit: „Manche leben allein und haben kaum jemand, mit dem sie sprechen können“, sagt Judith Lurweg, Systemische Therapeutin in MĂŒnster. Treffen diese Menschen dann auf andere und sehen die Möglichkeit, lange Ungesagtes zu sagen, machen sie es auch: „Es ist, als wenn sich etwas in ihnen löst und Angestautes nach außen drĂ€ngt“, so Lurweg. Solche emotionalen Staus fĂŒhren oft zu Talkaholics, die bei GesprĂ€chen schwer zu bremsen sind.
  • Unsicherheit: Andere reden unaufhörlich in der Erwartung, dass sie BestĂ€tigung erhalten. „Sie sind sich unsicher, ob es richtig ist, was sie tun oder wie sie sich verhalten“, sagt Lurweg, „und wollen das mit einem Redeschwall ausgleichen“. Auch hier hilft es, die eigene Kommunikation zu verbessern, um GesprĂ€che auf Augenhöhe zu ermöglichen.
  • Persönlichkeitseigenschaft: Manchen wurde als Kind nicht zugehört – und das kompensieren sie als Erwachsene damit, dass sie reden und erwarten, dass andere ihnen zuhören. „Andere sind es einfach gewohnt, dass man ihnen zuhört und reden allein deshalb unaufhörlich“, so Lurweg. Dieses Verhalten ist typisch fĂŒr viele Talkaholics, vor allem wenn sie es nie gelernt haben, GesprĂ€che zu unterbrechen oder zuzuhören.

„Mitunter hat es auch etwas mit dem Alter zu tun, weshalb manche Menschen unaufhörlich auf andere einreden“,

Je Ă€lter man ist, desto mehr hat man zumeist erlebt – und manche Ältere verspĂŒren den Drang, die dabei gemachten Erfahrungen weiterzugeben. Auch hier kann ein bewussterer Umgang mit Vielrednern helfen, um den GesprĂ€chsfluss besser zu steuern.

Kommunikation verbessern: Tipps fĂŒr den Umgang mit Talkaholics

Wie man auf jemanden am besten reagiert, der oder die unaufhörlich redet, hĂ€ngt davon ab, in welchem Zusammenhang die Kommunikation erfolgt. „Im beruflichen Kontext, zum Beispiel bei einer Teambesprechung, können Strukturen mit festgelegten Sprechzeiten dafĂŒr sorgen, dass die Wortmeldung eines Teammitglieds sich nicht in die LĂ€nge zieht“, so Albrecht. So kann man Talkaholics höflich, aber bestimmt einbremsen.

Und wenn der Vielredner oder die Vielrednerin aus dem persönlichen Umfeld kommt? Albrecht empfiehlt:

„Hier sollten sich Menschen, die sich vom Wortschwall ihres GegenĂŒbers genervt fĂŒhlen, Fragen stellen“.

Etwa: Wie wichtig ist mir die Beziehung zu dieser Person? Will ich sie vor den Kopf stoßen und mich womöglich von ihr abwenden? Oder will ich, dass es statt Monologe ein echtes Miteinander gibt?

GesprÀche unterbrechen: So gelingt es taktvoll

  1. Unterbrechen
    Wenn das GesprĂ€ch etwa mit der guten Freundin zu einseitig ist und sie diejenige ist, die unaufhörlich erzĂ€hlt, sollte man sie freundlich, aber bestimmt unterbrechen. „Dann geht es nicht darum, sie mit VorwĂŒrfen zu ĂŒberhĂ€ufen nach dem Motto ‚Was textest Du mich eigentlich so zu?‘, sondern in Ich-Formulierungen zu sprechen“, sagt Lurweg.
    Also etwa: „Ich habe den Eindruck, dass Du mehr redest als ich und mir keine Gelegenheit gibst, dass ich auch etwas aus meinem Leben erzĂ€hlen kann.“ Oder: „Hey, ich kann Dir gerade nicht so konzentriert zuhören, weil Du schon lĂ€ngere Zeit redest; lass mich mal was sagen.“ So lĂ€sst sich Kommunikation verbessern und der Umgang mit Vielrednern respektvoll gestalten.
  2. Gesten
    Auch die Körpersprache kann dabei helfen, dem GegenĂŒber zu signalisieren: Ich möchte etwas sagen. „Das kann etwa sein, indem man die Hand hebt oder mit einem Finger auf den anderen zeigt“, sagt Albrecht. Solche Gesten sind besonders effektiv bei Talkaholics, die oft nonverbale Hinweise ĂŒbersehen.
  3. Grenzen setzen
    „Ein GesprĂ€ch ist ein Austausch und kein Monolog“, erklĂ€rt Lurweg.
    Dies sollte man dem oder der anderen unmissverstĂ€ndlich klarmachen und ihn zuvor freundlich in seinem Redefluss unterbrechen. Je nach Situation kann es auch hilfreich sein, dem oder der anderen mitzuteilen, dass man nicht bereit ist, lĂ€nger zuzuhören – etwa, weil man in Zeitdruck ist. Dann verabredet man sich womöglich zu einem weiteren GesprĂ€ch. Und der oder diejenige, die ununterbrochen zugehört hat, sagt dann etwa: „Beim nĂ€chsten Mal erzĂ€hle ich auch etwas von mir.“

Talkaholics lassen sich selten vollstĂ€ndig Ă€ndern – doch mit klarer Kommunikation, Geduld und dem richtigen Timing beim GesprĂ€che unterbrechen lĂ€sst sich der Austausch auf eine gesunde Basis stellen.

Quelle: dpa

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