Ein Mann mit Brille sitzt an seinem Laptop und zwickt sich genervt in den Nasenrücken© Moon Safari / iStock / Getty Images Plus
Wie merken wir, dass wir nicht nur eine schlechte Phase haben, sondern mitten in der Abwärtsspirale stecken?

Unzufriedenheit

FRUST IM JOB: SO STOPPEN SIE DIE NEGATIVSPIRALE IM BERUFSALLTAG

Ständiger Frust im Job kann zur ernsten Belastung werden – für die Psyche und den Körper. Wir zeigen, wie Sie berufliche Unzufriedenheit erkennen, was wirklich hilft und warum Job Crafting langfristig ein Ausweg sein kann.

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Eine Negativspirale im Beruf entwickelt sich durch das Zusammenspiel innerer und äußerer Faktoren. Sie beginnt oft schleichend und verstärkt sich, wenn nicht frühzeitig gegengesteuert wird. „Ein dysfunktionaler Gedanke folgt auf den nächsten“, sagt Karriereberaterin Ragnhild Struss. Je mehr Negatives passiert, desto mehr fühlt man sich bestätigt – der Frust im Job nimmt seinen Lauf.

Allein äußere Umstände – schlechtes Arbeitsklima, Überlastung oder fehlende Anerkennung – erklären die berufliche Unzufriedenheit selten vollständig. Auch innere Faktoren wie Selbstzweifel, Perfektionismus oder das Gefühl geringer Selbstwirksamkeit tragen wesentlich dazu bei.

Warnsignale erkennen und Burn-out vermeiden

Wie merken wir, dass wir nicht nur eine schlechte Phase haben, sondern mitten in der Abwärtsspirale stecken? „Wir merken nicht, wie es schleichend schlimmer wird“, sagt Laura Venz, Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Leuphana Universität Lüneburg. Venz rät dazu, sich selbst bewusst zu beobachten – etwa mit einem Tagebuch oder Journal. Auch Feedback von außen sollte ernst genommen werden.

Warnsignale wie anhaltende Gereiztheit, Erschöpfung oder Hoffnungslosigkeit sind typische Anzeichen für berufliche Unzufriedenheit. Diese können sich emotional wie auch körperlich äußern – und sollten nicht ignoriert werden, wenn man langfristig Burn-out vermeiden will.

Frust im Job: Was tun in akuten Phasen?

In akuten Situationen kann es helfen, bewusst innezuhalten. Atemübungen, kurze Spaziergänge oder Achtsamkeitspraktiken schaffen Distanz zur belastenden Lage. Wer bewusst handelt, kann den Teufelskreis des Frusts im Job durchbrechen.

Job Crafting als langfristige Lösung

Wichtig ist, die eigene Lage realistisch zu analysieren. Kann die Arbeitsbelastung reduziert werden? Ist das Team ein Teil des Problems? Gibt es Möglichkeiten, die eigenen Ressourcen besser zu schützen?

Laut Struss und Venz ist der Schlüssel zu mehr Zufriedenheit das Konzept des Job Crafting. Dabei gestalten Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz aktiv mit – durch Anpassungen bei Aufgaben, Prozessen oder Beziehungen. So lässt sich nicht nur Frust im Job reduzieren, sondern langfristig auch berufliche Unzufriedenheit abbauen und Burn-out vermeiden.

Professionelle Hilfe bei beruflicher Unzufriedenheit

Wer allein nicht weiterkommt, sollte nicht zögern, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – durch Coaching, psychologische Beratung oder digitale Angebote der Krankenkassen.

Ein gesundes Maß an Selbstreflexion und Offenheit kann entscheidend sein, um den Teufelskreis aus Frust im Job, emotionaler Erschöpfung und innerem Rückzug zu durchbrechen.

Wie lässt sich Frust im Job vorbeugen?

Vorbeugung beginnt bei der aktiven Lebensgestaltung. Wer seine eigenen BedĂĽrfnisse kennt, realistische Ziele verfolgt und authentisch lebt, schafft eine stabile Basis gegen berufliche Unzufriedenheit. Struss erläutert weiter:

„Eine Negativspirale ist letztlich ein Signal dafür, dass das gelebte Leben nicht mit der eigenen Persönlichkeit übereinstimmt - es ist ein psychischer Weckruf“

Ein Jobwechsel sollte Laura Venz zufolge die letzte, aber nicht undenkbare Maßnahme sein. Vor jeder Maßnahme steht allerdings die Diagnose. Gehen Sie einen Schritt zurück und analysieren Sie, bevor Sie kommunizieren. Wenn Sie kommunizieren, dann dort, wo das Problem am besten aufgehoben ist. „Man darf ruhig ehrlich zugeben, dass man überfordert ist“, sagt Venz. Auch Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei nichts, wofür man sich schämen müsse.
Wichtig ist: Erst analysieren, dann kommunizieren – und auch Hilfe annehmen.

Quelle: dpa

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