Ein Mann und eine Frau im Kittel stehen vor einem Mikroskop, vor ihnen stehen mehrere Vials mit bunten Deckeln.© Ivan-balvan / iStock / Getty Images Plus
Ein Arzneimittel zu entwickeln ist aufwendig, Hersteller müssen einige Fehlschläge hinnehmen.

Arzneistoffentwicklung

NEUE MEDIKAMENTE HABEN IHREN PREIS

Es ist ganz normaler Apothekenalltag: Man nennt den Preis oder druckt die festgelegten Kosten auf ein Rezept und der nächste Kunde ist dran. Aber wie viel Geld investierte ein Unternehmen zuvor in genau dieses Arzneimittel?

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Forscher*innen des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) haben sich diese Frage unlängst gestellt und sind zu einem gemischten Ergebnis gekommen. Denn die Spanne ist groß: Laut der verfügbaren Datensätze liegen die Entwicklungskosten zwischen 137 Millionen Euro und 3,86 Milliarden Euro. Warum ist das so?

Den Forscher*innen fiel zum einen auf, dass es keine festgelegten Kriterien für die Messung der Entwicklungskosten zu geben scheint. Es kommt darauf an, in welchem Umfang gescheiterte Versuche und die Entwicklungszeitspanne – von der Entdeckung zur Zulassung – gewichtet werden. Würde man immer diese beiden Faktoren mit einberechnen, ergäben sich höhere, wenn auch realistischere Beträge, erklärt der Co-Autor der Studie Dr. Jorge Mestre-Ferrandiz von der Uni Madrid.

Ein kleiner Arzneistoff ist teurer als ein Großer

Zudem zeigten Makromoleküle eine höhere Trefferquote als kleine Moleküle. Das verkürzt die Zeitspanne bis zu Zulassung und minimiert die Aufwandskosten. Ähnlich verhält es sich wohl auch mit Prüflingen aus dem eigenen Unternehmen gegenüber einem Fremdunternehmen.

Therapiegebiet spielt eine Rolle

Es ist ein vielfach beforschtes Gebiet, doch die Kostenspanne schert hier am weitesten aus: Zwischen 802 Millionen Euro und 3,86 Milliarden Euro geben Unternehmen für die Entwicklung eines Wirkstoffs gegen Krebs aus. Lediglich 3,4 Prozent bis 5,1 Prozent der Kandidaten kommen weiter – die restlichen 95 Prozent haben zwar Geld gekostet, sind aber nie zur Zulassung gekommen. Wobei die Autoren Hinweise fanden, dass sich die Erfolgsquote verbessert haben könnte.

Entwicklungskosten bestimmen nicht den Endpreis eines Medikaments

Wie viel ein Arzneimittel in der Entwicklung gekostet hat, sagt nichts über dessen Wirksamkeit aus oder wie dringend es benötigt wird. In Deutschland wird der Preis sowie die Erstattung über den Nutzen des Wirkstoffs definiert, häufig im Vergleich zur bereits existierenden Therapien. Das betont auch Professor Michael Schlander vom DKFZ: „Für die Erstattung und die Preisgestaltung sollte der Mehrwert eines Produkts ausschlaggebend sein, nicht die Ressourcen, die für die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb aufgewendet werden. Die Kosten können – wenn überhaupt – nur in Ausnahmefällen eine Rolle spielen, etwa bei Arzneimitteln für extrem seltene Krankheiten."

„Für die Erstattung und die Preisgestaltung sollte der Mehrwert eines Produkts ausschlaggebend sein, nicht die Ressourcen, die für die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb aufgewendet werden.“

Am Ende haben die eingesetzten Forschungsgelder doch einen gewissen Einfluss. Nämlich dann, wenn sie gesamtwirtschaftlich betrachtet einen hohen Nutzen für die Patient*innen aufweisen – am besten natürlich für eine große Patient*innen-Population.

Mit dem Trend zur personalisierten Medizin und der Aufteilung in immer speziellere Patient*innen-Kollektive weichen auch diese Konturen zunehmend auf. Und eines muss klar sein: Ohne wirtschaftlichen Erfolg gibt es auch kein liquides Vermögen für neue Investitionen und letztlich auch Innovationen.

Quelle: Pharma Fakten

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