Brokkoli in Form eines Gehirns© Jacephoto/iStock/Getty Images Plus
Ballaststoffreiche Ernährung aus Gemüse verändert nicht nur den Darm, sondern hilft über das Gehirn auch beim Abnehmen.

Abnehmen durch GemĂĽse

BALLASTSTOFFREICHE ERNÄHRUNG HILFT NICHT NUR DEM DARM

Ballaststoffreiche Ernährung ist gut für den Darm, das wissen wir. Gemüse ist außerdem zum Abnehmen beliebt. Forschende fanden jetzt heraus, dass ballaststoffreiche Ernährung nicht nur sättigt und den Darm unterstützt. Vielmehr lässt sie uns seltener zu Kalorienbomben greifen. Wie das?

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Forschende haben sich die Frage gestellt, ob pflanzliche, ballaststoffreiche Ernährung die Darmbakterien so verändern kann, dass diese das Gehirn beeinflussen. Dazu haben sie Erwachsene mit Ăśbergewicht untersucht und festgestellt: Ballaststoffreiche Ernährung kann sowohl die Zusammensetzung der Darmbakterien beeinflussen als auch unsere Essensentscheidungen.

Wie sich ballaststoffreiche Ernährung auf den Darm und das Körpergewicht langfristig auswirkt, wird derzeit in weiteren Studien untersucht. Aber der Anfang ist gemacht.

Ballaststoffreiche Ernährung ist gesund, nicht nur für den Darm

Ob ballaststoffreiche Ernährung über den Darm auch auf unser Gehirn wirken kann, haben Privatdozentin Dr. Veronica Witte und ein Team der Universitätsmedizin, des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften und des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig untersucht.

Sie fanden heraus: Ballaststoffreiche Ernährung wirkt über den Darm auf unser Belohnungszentrum im Gehirn. Diese Erkenntnis hat es in sich.

Ballaststoffreiche Ernährung wirkt über den Darm auf unser Belohnungszentrum im Gehirn.

So untersucht man, wie Gemüse die Lust auf Essen verändert

Die Forschenden untersuchten 59 Erwachsene mit leichtem Ăśbergewicht und einem omnivoren, westlichen Lebensstil. Während funktioneller MRT-Untersuchungen wurden ihnen Bilder von Essen gezeigt und sie mussten angeben, wie stark das Verlangen nach diesen Nahrungsmitteln war. Im Anschluss an die Untersuchung gab es das am höchsten bewertete Gericht zum Verzehr.

Die Probanden erhielten über einen Zeitraum von 14 Tagen täglich 30 Gramm Inulin, einen löslichen Ballaststoff aus der Chicoreewurzel, sowie über 14 Tage ein Placeboprodukt mit gleichem Energiegehalt. Die MRT-Untersuchungen fanden an vier Zeitpunkten statt, einmal vor und einmal nach jedem Testzeitraum.

Ballaststoffreiche Ernährung, also die Gabe von Inulin, veränderte die Zusammensetzung der Darmbakterien. Außerdem wurde nach der 14-tägigen Inulingabe das Belohnungszentrum im Gehirn bei Bildern hochkalorischer Lebensmittel weniger stark aktiviert.

Das Belohnungszentrum will Schokolade
Dieses Hirnareal sorgt unter anderem dafĂĽr, dass wir Lust auf fettige Hamburger oder Schokolade bekommen. Dieser Mechanismus stammt noch aus der Steinzeit und half dem Menschen dabei, genĂĽgend Kalorien aufzunehmen. Heute begĂĽnstigt er eine Fehlernährung und Gewichtszunahme. Ballaststoffreiche Ernährung oder wie hier die Gabe von Präbiotika könnte ĂĽber den Darm helfen, Menschen beim Abnehmen zu unterstĂĽtzen.

Abnehmen durch GemĂĽse

Dass ballaststoffreiche Ernährung den Darm unterstĂĽtzt, ist nicht neu. Ballaststoffe, auch Präbiotika genannt, begĂĽnstigen die Ansiedlung und das Wachstum nĂĽtzlicher Darmbakterien. AuĂźerdem halten sie lange satt, was beim Abnehmen nĂĽtzt. Durch GemĂĽse, aber auch ĂĽber Nahrungsergänzungen kann man den Gehalt an Ballaststoffen in seiner Ernährung steigern.

Derzeit untersuchen die Leipziger Forschenden, wie sich die Gabe von hochdosierten Präbiotika langfristig auf die Zusammensetzung der Darmbakterien und auf das Körpergewicht der Probanden auswirkt. Ergebnisse dazu stehen noch aus.

Strategien bei Adipositas

Dr. Veronica Witte möchte im Rahmen des Sonderforschungsbereiches „Mechanismen der Adipositas“ Wege finden, die beim Abnehmen helfen. Mit GemĂĽse und einer ballaststoffreichen Ernährung den Darm und seine Bakterien zu beeinflussen, ist weniger invasiv als Abnehmspritzen und Operationen. Witte hofft:

„Ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen zwischen Mikrobiom, Darm und Gehirn könnte helfen, neue Strategien zur Förderung gesünderer Essgewohnheiten bei Menschen zu entwickeln.“

Abnehmen durch Gemüse ist also möglicherweise aus mehreren Gründen zu empfehlen. Denn eine ballaststoffreiche Ernährung hilft nicht nur dem Darm, sondern macht es leichter, statt dem Hamburger öfter den Salat zu wählen.

Quellen:
https://idw-online.de/de/news821976
Medawar E, Beyer F, Thieleking R, et al.: „Prebiotic diet changes neural correlates of food decision-making in overweight adults: a randomised controlled within-subject cross-over trial”, Gut Microbiota, 4. Oktober 2023. https://gut.bmj.com/content/73/2/298
https://leuris.uni-leipzig.de/portal/details/forschungsprojekt/8223  

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