Frühstückstisch mit Müsli, Smoothie, Joghurt und Brötchen© bit245 / iStock / Getty Images Plus
In FrĂĽhstĂĽcksflocken, Joghurts mit Geschmack oder Fruchtdrinks steckt oft zugesetzter Zucker, der nicht gleich als solcher wahrgenommen wird.

Weltdiabetestag

VERSTECKTER ZUCKER: WIE GESUNDE LEBENSMITTEL ZUR ZUCKERFALLE WERDEN

Ob Frühstück, Mittagessen oder Snack – versteckter Zucker steckt in mehr Produkten, als viele denken. Warum gerade vermeintlich gesunde Lebensmittel zur Zuckerfalle werden können und wie sich der Zuckerkonsum reduzieren lässt.

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SchokokĂĽsse, Cola, Kekse oder Nussnugatcreme: Bei bestimmten Lebensmitteln ist den meisten klar, dass massig Zucker in Lebensmitteln enthalten ist. Menschen, die sich gesund ernähren, auf ihre Figur achten oder sogar abnehmen wollen, werden einen groĂźen Bogen um solche Kalorienbomben machen. Doch es gibt auch Produkte, bei denen das nicht auf den ersten Blick so klar ist – etwa weil sie gar nicht sĂĽĂź, sondern herzhaft schmecken.

Wer zu vermeintlich leichten Lebensmitteln greift, kann schnell in eine Falle tappen. Versteckter Zucker ist eine Herausforderung, die jeden Tag und bei jeder Mahlzeit besteht – und das nicht nur für Menschen mit diagnostiziertem Diabetes. Viele essen wahrscheinlich mehr davon, als ihnen bewusst ist. Zucker in Lebensmitteln enthält keine Vitamine und Mineralstoffe, liefert aber unnötige Kalorien.

Schon beim FrĂĽhstĂĽck lauern Zuckerfallen im Alltag

Morgens greifen viele Menschen gern zu vermeintlich gesunden Lebensmitteln: etwa einem MĂĽsli mit Joghurt, einem Smoothie oder getoastetem Vollkornbrot mit Marmelade oder Honig. Doch in FrĂĽhstĂĽcksflocken, Joghurts mit Geschmack oder Fruchtdrinks steckt oft zugesetzter versteckter Zucker, der nicht gleich als solcher wahrgenommen wird. Genau solche Zuckerfallen im Alltag können zur täglichen Kalorienfalle werden.

Zudem können Milch und Milchprodukte zwar als wichtige Nährstofflieferanten einen wertvollen Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung bieten, doch auch sie können heimliche Fallen sein. Lebensmittel, wie beispielsweise Milchprodukte, enthalten von Natur aus Zucker Vollmilch etwa 4,7 Gramm pro 100 Milliliter), manche sind jedoch – wie auch pflanzliche Alternativen – zusätzlich gesüßt. Ein halber Liter Milchmischgetränk enthält mitunter bis zu 15 Stück Würfelzucker – ein typisches Beispiel für versteckten Zucker.

Auch ein Smoothie hat seine Tücken. Denn in dem Getränk kommt viel Obst zusammen, das die meisten in natürlicher Form wohl nicht in derselben Menge essen würden. 25 Gramm Zucker können durchaus in 200 Millilitern stecken.

Genauso bei den Frühstückssäften: Nach Angaben etwa der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) können Lebensmittel, wie beispielsweise über 200 Milliliter Apfelsaft bis zu 34 Gramm Zucker enthalten.

Zuckerfallen im Alltag können zur täglichen Kalorienfalle werden.

Zuckerkonsum reduzieren – aber wie viel ist zu viel?

FĂĽr eine gute Ernährung empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Menschen mit gesundem Körpergewicht, täglich nicht mehr als 50 Gramm des sogenannten freien Zuckers – idealerweise sogar weniger als 25 Gramm (sechs Teelöffel). Zuckerkonsum reduzieren ist also ein erklärtes Ziel. Freier Zucker wird gezielt Lebensmitteln zugesetzt oder aus natĂĽrlichen Lebensmitteln – etwa durch Entsaften – freigesetzt. Das natĂĽrliche Vorkommen in FrĂĽchten zählt aber nicht dazu. Also: Obstsaft ist freier Zucker, Obst nicht.

Der Ernährungsforscher Stefan Kabisch von der Berliner Charité hält einen solchen Grenzwert für nicht ganz passend, gerade weil er sich nur auf freie Zucker beziehe. Der WHO-Wert suggeriere: „Solange ich den Zucker in einem natürlichen Lebensmittel esse, kann ich so viel essen, wie ich will. Aber das ist eben auch nicht wahr.“ Es seien ja die gleichen Kalorien.

Zuckerkonsum reduzieren ist also ein erklärtes Ziel.

Der Nationalen Verzehrsstudie II (2005–2007) zufolge nehmen in Deutschland Männer im Schnitt täglich 78 Gramm und Frauen 61 Gramm freie Zucker auf.

Auch wenn die Studie schon älter ist, sei das „das Repräsentativste, was wir für Deutschland haben“, sagt Kabisch. „In der Größenordnung wird es auch heute noch sein, inklusive anderer Zuckerquellen im Alltag 90 bis vielleicht 100 Gramm pro Tag.“

Zuckerfallen im Alltag beim Mittagessen

Gern geht es für einige mittags schnell mal ins Restaurant nebenan. Doch bei jeder Mahlzeit, die jemand anderes zubereitet, fehlt die Kontrolle darüber, was drinsteckt. Das kann auch bei vermeintlich gesundem Essen wie einer Bowl oder einem Salat der Fall sein. Versteckter Zucker versteckt sich nämlich auch in Dressings und Dips – eine der häufigsten Zuckerfallen im Alltag.

Die Verbraucherzentrale Bayern etwa hat im Frühjahr 2024 beliebte To-go-Gerichte unter die Lupe genommen. Ergebnis: Einige der vorgeblich gesunden Snacks lieferten einen erheblichen Teil der empfohlenen Tageshöchstmenge an zugesetztem Zucker. Manche Lebensmittel wie eine Bowl kam in der Stichprobe auf mehr als 25 Gramm, ein Salat sogar auf 34 Gramm Zucker.

Wer wenig Zeit hat, greift auch gern zu Fertiggerichten. Sie sind oft praktisch, verzehrfertig und lange haltbar. Doch viele solche hochverarbeiteten Lebensmittel, die teils durch umfangreiche industrielle Prozesse hergestellt werden, enthalten neben Salz, ungünstigen Fetten sowie diversen Zusatzstoffen typischerweise auch viel versteckten Zucker. Der wird nämlich oft zur Geschmacksverstärkung zugesetzt – aber auch, um die Konsistenz zu verbessern oder als Konservierungsmittel die Haltbarkeit zu verlängern.

Eine Studie unter Briten fand 2019 heraus: Der Verzicht auf hochverarbeitete Lebensmittel könnte die Aufnahme von übermäßigem freiem Zucker potenziell halbieren – eine effektive Methode, um den Zuckerkonsum zu reduzieren.

Snacks und Riegel: Versteckter Zucker unterwegs

Wenn sich zwischendurch der kleine Hunger meldet, greifen einige zu Protein- oder Müsliriegeln. Doch auch die sind in der Regel verarbeitete Produkte, die mit einer naturbelassenen Ernährung wenig zu tun haben.

„Man kann sich nicht darauf verlassen, dass eine bestimmte Lebensmittelkategorie potenziell gesund ist. Zucker in Lebensmitteln kann in sehr untypischen Produkten vorkommen“,

so Kabisch. Ein klarer Hinweis auf versteckten Zucker.

Frisches Obst und rohes Gemüse sind die bessere Zwischenmahlzeit. Auch Nüsse sind reich an Ballaststoffen und Eiweiß. Langes Kauen macht zudem lange satt. Beim Obst sind reife Bananen besonders zuckerhaltig, Äpfel und Birnen liegen ungefähr im Mittelfeld. „Am besten wären Beeren“, erklärt der Charité-Wissenschaftler. „Himbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren, Blaubeeren.“ 100 Gramm Himbeeren haben weniger als fünf Gramm Zucker.

Zuckerkonsum reduzieren fĂĽr ein gesundes Leben

Wer viel Zucker isst, bekommt zwar viel Energie, aber kaum wichtige Nährstoffe. Das Risiko: Man nimmt insgesamt zu viele Kalorien zu sich und entwickelt dadurch Ăśbergewicht oder gar Adipositas â€“ also Fettleibigkeit. Zuckerkonsum reduzieren kann hier einen entscheidenden Beitrag leisten.

Das sind bedeutende Risikofaktoren etwa fĂĽr Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Typ-2-Diabetes. „Wir sehen auch eine VerknĂĽpfung von Adipositas mit Depressionen, Demenz, verschiedenen Krebserkrankungen oder Schlafapnoe, bei der nachts mehrfach der Atem aussetzt“, sagt Kabisch. „Versteckter Zucker ist dabei nicht die alleinige, aber durchaus eine relevante Ursache.“ Zu viel Zucker kann auĂźerdem Karies verursachen und die Zähne schädigen.

Es gibt also gute Gründe, ein gesundes Gewicht zu halten oder anzustreben. Und der Verzicht auf versteckten Zucker wäre ein Anfang.

Quelle: dpa

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