Ein Schrankregal voller unterschiedlicher Arzneimittel© smartstock / iStock / Getty Images Plus
Mehr als ein Medikamentenlager - häufig wird unterschätzt, wie vielfältig die Aufgaben in einer Apotheke ausfallen.

Jahresüberblick

ZUKUNFTSMUSIK UND RÜCKBLICK – WAS APOTHEKEN IN DEUTSCHLAND TÄGLICH LEISTEN

Die ABDA veröffentlichte unlängst ihren aktuellen Statistikbericht „Die Apotheke: Zahlen, Daten, Fakten“. Wie haben sich die Pandemie-Jahre auf die Apothekenlandschaft in Deutschland ausgewirkt? Der Jahresbericht im „DIE PTA IN DER APOTHEKE-Check“.

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Jedes Jahr im Juni werden Sie alle geehrt – zumindest indirekt. Denn dann wird bundesweit der Tag der Apotheke begangen. Dieser Aktionstag wurde 1998 eingeführt, um über die Funktionen und Aufgaben der Apotheken im deutschen Gesundheitssystem zu informieren. Mancherorts fanden Aktionstage statt, einige Berufsorganisationen nutzen diesen Tag traditionell, um auf aktuelle Themen mit Verbraucherrelevanz Aufmerksam zu machen.

Die ABDA brachte im Vorfeld ihren statistischen Jahresbericht 2022 raus. Jede Menge Zahlen, Entwicklungsgrafiken und Umfrageergebnisse: Was haben Apotheken in der Vergangenheit – vor allem während der Corona-Pandemie – geleistet? Und was steht jetzt noch bevor? Ganz klar, die Telematik und die baldige Einführung des E-Rezeptes stehen im Fokus.

Im September ist es endlich soweit: Das E-Rezept kommt
 

Bundesweiter, verpflichtender Start des E-Rezeptes ist der 1. September dieses Jahr – auf einmal haben es alle eilig. Bis dahin muss noch einiges von der großen To-Do-Liste gestrichen werden. Dennoch:

  • 100 Prozent aller Apotheken verfügen über die Institutionskarten (SMC-B) und verfügen über eine Person mit Heilberufsausweis (HBA) und
  • 98 Prozent aller Apotheken sind an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden.

Fühlen Sie sich schon E-Rezept-Ready? Wir haben hier ein kleines FAQ zusammengestellt.

Neben all den glorreichen Zahlen verraten die Ergebnisse der durchgeführten Meinungsumfrage zum Start des E-Rezeptes ein eher gemischtes Meinungsbild. So befürchten knapp 87 Prozent der befragten Apothekeninhaber*innen mehr Versandhandel von Arzneimitteln und fast jede*r Zweite zeigt sich besorgt über einen härteren Wettbewerb unter Offizinapotheken. Während rund 40 Prozent denken, so weniger Stammkundenbindung zu erreichen, sieht jede*r Dritte Vorteile für die Verbraucher, nämlich einen schnelleren und komfortableren Arzneimittelbezug.

Positive Attribute der Digitalisierung des Rezeptes, wie weniger Rezeptfälschungen (knapp 19 Prozent), weniger Rücksprachen mit Ärzt*innen (knapp 17 Prozent) oder weniger Retaxationen (rund ein Viertel der Befragten), erhalten vergleichsweise wenig Zuspruch.

Doch es kommt, Skepsis hin oder her. Daher befragte die ABDA direkt auch die Apothekeninhaber*innen zu ihren geplanten innerbetrieblichen Schritten. Einige sehen hierdurch ihr Standing im Versandhandel gestärkt, knapp jede*r Zehnte möchte diesen nun etablieren beziehungsweise einen bestehenden Versandhandel ausbauen. Jede*r Zweite möchte den Botendienst ausbauen. Und mehr als jede*r Dritte in digitales Marketing investieren – es besteht ein deutliches Signal sich digital weiterzuentwickeln. Dafür wollen 67 Prozent der Befragten auch ihr Team und die Arbeitsabläufe umstrukturieren.

Arbeitsplatz Apotheke

Apropos Arbeitsplatz: Im Jahr 2021 waren insgesamt rund 160 000 Menschen in öffentlichen Apotheken beschäftigt. Davon mehr als jede*r Dritte als Pharmazeutisch-technische Assistent*innen (PTA). Die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig, dennoch arbeiten immer noch mehr PTA als Approbierte in der deutschen Apothekenlandschaft.

Bei diesen Zahlen denkt man an einen großen Arbeitgeber. Der ja bekanntlich unter Fachkräftemangel leidet, es also mehr Stellen als PTA gibt. Dennoch überrascht der europäische Vergleich: Mit 22 Apotheken pro 100 000 Einwohner*innen liegt Deutschland im unteren Drittel der 27 europäischen Mitgliedsstaaten. Spitzenreiter ist Griechenland mit 97 Apotheken pro 100 000 Einwoher*innen, Zypern, Litauen und Spanien belegen die Folgeplätze. Schlusslicht bildet Dänemark mit 9 Apotheken pro 100 000 Einwohner*innen und gerade mal rund 500 Apotheken insgesamt.

Hat das mit der rückläufigen Zahl an Apotheken zu tun? Zwar nehmen Apothekenschließungen schon seit Jahren rapide zu, dennoch halten sich die Zahlen recht stabil: Waren es 2004 noch 26 Apotheken pro 100 000 Einwohner*innen, so sind es 2021 noch 23. Belgien, beispielsweise, zeigt mit 50 Apotheken pro 100 000 Einwohner*innen im Jahr 2004 zu 41 im Jahr 2021 einen stärkeren Abwärtstrend – liegt allerdings  anders als Deutschland konstant über dem europäischen Mittel von 31 Apotheken.

Apotheken leisten jede Menge

Wer in öffentlichen Apotheken arbeitet, hat ordentlich zu tun – das überrascht Sie sicher nicht. Aber folgende Zahlen vielleicht doch:

  • In öffentlichen Apotheken finden jährlich eine Milliarde Patientenkontakte statt.
  • Sie versorgen täglich drei Millionen Menschen.
  • Dreitausend Botendienste fahren täglich aus.
  • Sechs Millionen industriell hergestellte Arzneimittel werden jährlich in Apotheken geprüft.

Versorgung mit medizinischem Cannabis
Seit fünf Jahren dürfen Ärzt* in Deutschland medizinisches Cannabis verordnen. Es ging sogar anderweitig in die Geschichte ein: Als erstes Rezepturarzneimittel mit Rabattverträgen.
Die Anzahl der Abgabeeinheiten hat sich seither mehr als vervierfacht: Während 2017 noch rund 80 000 Abgabeeinheiten über den HV gelangten, waren es 2021 schon circa 380 000. Davon der Großteil Cannabishaltige Zubereitungen und unverarbeitete Cannabis-Blüten.
Hierfür haben sich die Liefermengen Cannabis in deutsche Apotheken nahezu um den Faktor 10 erhöht: von 994 Kilogramm auf 9007 Kilogramm geliefertes Cannabis.

Doch neben den täglichen Aufgaben sehen sich Apothekenmitarbeiter*innen ständig neuen Herausforderungen gegenüber. Aktuell der flächendeckenden Einführung von Grippeimpfungen in Apotheken. Doch in der Vergangenheit stach eine Herausforderung natürlich heraus: die Corona-Pandemie. Von heute auf morgen musste Desinfektionsmittel plötzlich selbst hergestellt werden. Insgesamt 5,1 Millionen Liter Desinfektionsmittel haben deutsche Apotheken alleine in den Monaten März bis Mai 2020 hergestellt. Medizinische Masken waren Mangelware, 440 Millionen FFP2-Schutzmasken mussten für 30 Millionen Menschen beschafft, konfektioniert und verteilt werden. Rund 11 Prozent der Arbeitszeit müssen aufgebracht werden, um Arzneimittellieferengpässe zu managen und die Versorgung aufrecht zu erhalten – das sind fast 60 Minuten Ihrer täglichen Arbeitszeit. Und was kam ganz neu hinzu? Impfzertifikate, Corona-Schnelltests, Corona-Impfungen: Insgesamt 97 Millionen Impf- und Genesenenzertifikate stellten Apotheken zwischen Juni und Dezember 2021 aus und circa eintausend  Corona-Impfdosen konnten sich Bürger*innen seit April 2022 in Apotheken impfen lassen.

Alles wird teurer?
Die aktuelle wirtschaftliche Situation belastet deutsche Verbraucher sehr: Lebensmittel, Benzin, Heizung, Strom – alles wird teurer. Dann könnte diese Information ein kleiner, überraschender Lichtblick sein: Die Arzneimittelpreise sind seit 15 Jahren rückläufig. Im Vergleich zu den steigenden Verbraucherpreisen ergibt sich eine ansehnliche Spanne zwischen Arzneimittelpreisindex und Verbraucherpreisindex.

Ein Seelenschmeichler zum Schluss?

Das waren viele Zahlen. Doch möchten Sie noch ein paar schöne Zahlen zum Schluss? Sie sind vielleicht ein kleiner Lohn für die Arbeit, die Sie täglich leisten:

  • 83 Prozent der Bundesbürger*innen haben Vertrauen in Apotheken.
  • 83 Prozent der Erwachsenen bezeichnen die Qualität der Gesundheitsversorgung durch Apotheken vor Ort als gut bis ausgezeichnet.
  • 93 Prozent der Bundesbürger*innen sind mit den Apotheken vor Ort entweder zufrieden oder sogar sehr zufrieden.

Quellen:
https://www.abda.de/aktuelles-und-presse/zdf/
https://www.abda.de/aktuelles-und-presse/veranstaltungen/detail/tag-der-apotheke-2022/

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