Ein Warnschild, auf dem steht: Fluseason ahead© JimVallee / iStock / Getty Images Plus
Die Grippesaison hat begonnen.

Hohe Werte

FRÜHE GRIPPEWELLE IN DEUTSCHLAND GESTARTET

Maske, Abstand, Homeoffice - die geltenden Corona-Hygieneregeln der vergangenen Pandemiejahre haben dazu geführt, dass die Grippewelle erst nach dem Jahreswechsel und weniger stark ausgeprägt auftrat. Das scheint dieses Jahr anders zu sein.

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Zwei Saisons blieb die Grippewelle in Deutschland weitgehend aus - seit einigen Wochen aber und damit vergleichsweise früh werden nun recht hohe Fallzahlen gemeldet. Nach Definition des Robert Koch-Instituts (RKI) habe die Grippewelle in der Woche bis 30. Oktober begonnen, geht aus dem wöchentlichen Bericht zu akuten Atemwegserkrankungen vom Mittwochabend hervor.

Maßgeblich für die Einschätzung sind Ergebnisse aus einem Überwachungssystem, bei dem Proben von Menschen mit akuten Atemwegserkrankungen untersucht werden. Routinemäßig wird dabei nach verschiedenen Erregern geschaut, etwa Rhinoviren, Sars-CoV-2 und Influenza.

Die Definition für den Beginn der Welle erklärt das RKI so: „Stark vereinfacht kann man sagen: Wenn in jeder fünften Patientenprobe tatsächlich Influenzaviren nachgewiesen werden - die sogenannte Positivenrate also bei etwa 20 Prozent liegt - hat die Grippewelle begonnen."

„Während der letzten Monate wurden deutlich mehr Influenzameldungen an das RKI übermittelt als in den vorpandemischen Saisons um diese Zeit", heißt es im Bericht weiter. Wahrscheinlich beruhe dies unter anderem auch auf der Empfehlung seit der Corona-Pandemie, dass bei Atemwegssymptomen auch auf Influenzaviren getestet werden sollte. Für vergangene Woche seien bislang mehr als 2100 Grippe-Fälle übermittelt worden - und seit Saisonbeginn im Oktober insgesamt rund 8330.

Besonders viele Meldungen kamen demnach aus Bayern und Nordrhein-Westfalen. Berichtet wird zudem über 13 Ausbrüche mit mindestens fünf Fällen, etwa an Schulen und Kindergärten.

Prognose für Verlauf lässt sich nicht treffen

Die jährliche Grippewelle begann in den Jahren vor Corona laut RKI meist im Januar und dauerte drei bis vier Monate. In den vergangenen beiden Saisons veränderten die Pandemie und die dagegen getroffenen Maßnahmen den gewohnten Verlauf jedoch stark: 2020/21 fiel die Grippewelle weltweit aus. Und auch 2021/22 kam es in Deutschland nicht zu einer Welle im gewohnten Maßstab, die Meldezahlen gingen erst nach den Osterferien und damit sehr spät etwas in die Höhe.

Auch wenn es zuletzt Warnungen vor einer nun drohenden schweren Welle gab: Das RKI und andere Fachleute betonen, dass sich der Verlauf nicht vorhersagen lasse. Allerdings ist laut RKI „denkbar", dass die Bevölkerung in erhöhtem Maß und/oder ein erhöhter Anteil der Bevölkerung anfällig ist für die Erreger, wie es auf der Institutswebseite heißt. Weitere Fachleute hatten von zu erwartenden Nachholeffekten gesprochen. Das heißt: Wer länger keine echte Grippe hatte, könnte nun wieder fällig sein.

Keine Panik

Erwachsene machten die Erkrankung in der Regel ohnehin nur alle paar Jahre durch, hatte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, kürzlich gesagt: „Das, was umgangssprachlich als Grippe bezeichnet wird, ist ja meist nur eine Erkältung. Bei Influenza kann man schon mal eine Woche flachliegen." Anzunehmen sei, dass nach den grippearmen vergangenen zwei Wintern mehr kleinere Kinder als üblich ohne Immunschutz sind - sie verpassten ihre ersten Grippeinfektionen. Bei der Gruppe verlaufe die Krankheit in der Regel aber auch nicht schwer.

Die Meldezahlen sind nur ein Ausschnitt der tatsächlichen Lage: Die Zahl der Infektionen während einer Grippewelle wird nach RKI-Angaben auf 5 bis 20 Prozent der Bevölkerung geschätzt, was in Deutschland etwa 4 bis 16 Millionen Menschen entspreche. Nicht jeder Infizierte erkranke. „Die Zahl der Todesfälle kann bei den einzelnen Grippewellen stark schwanken, von mehreren Hundert bis über 25 000 in der Saison 2017/18", hält das RKI fest. Eine Grippeschutzimpfung wird in Deutschland unter anderem Menschen ab 60, Schwangeren, chronisch Kranken, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen und Menschen mit erhöhtem beruflichen Risiko empfohlen.

Quelle: dpa

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